Was für die Verlage einem
"medienpolitischen Desaster" gleichkommt, ist für die werbungtreibende Industrie ein Segen. Mit der Entscheidung, regionale TV-Werbung auf nationalen privaten Fernsehsendern vorerst nicht zu verbieten, haben die Ministerpräsidenten bei den Unternehmen offene Türen eingerannt. Die Organisation Werbungtreibende im Markenverband OWM hat das Nein zu den Verbotsplänen heute ausdrücklich begrüßt.
Die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich am vergangenen Donnerstag bei ihren Beratungen zum 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag nicht auf ein Verbot von regionaler TV-Werbung einigen können. Offenbar hatte Bayern ein Veto gegen eine entsprechende Änderung des Rundfunkstaatsvertrags eingelegt.
Für die Zeitungsverlage, die nun das Abwandern regionaler Anzeigenkunden ins TV befürchten müssen, ist das im Kampf der Mediagattungen ein herber Rückschlag.
Unsere Mitglieder wollen selbst entscheiden können, welche Kanäle für ihre Werbestrategie am besten geeignet sind.
Joachim Schütz
Hintergrund: Die Ministerpräsidenten sollen sich dem Vernehmen nach darauf geeinigt haben, dass es künftig Sache der einzelnen Bundesländer sein soll, ob sie den bundesweit ausstrahlenden Sendeanstalten zugestehen, auch regionale TV-Werbung zu vermarkten und auszustrahlen. Diese Regelung soll aber nicht Anfang 2016 mit dem 17. Rundfunkänderungsstaatsvertrag, sondern erst mit dem 18. verankert werden. Bis dahin bleibt regionale TV-Werbung grundsätzlich erlaubt. Was die Verlage auf die Barrikaden treibt. Der Geschäftsführer des BDZV,
Dietmar Wolff, hatte die Entscheidung der Länder in einer ersten Reaktion als ein
"medienpolitisches Desaster" bezeichnet.
Ganz anders sieht das die werbungtreibende Industrie. "Diese Entscheidung ist ganz im Sinne der werbungtreibenden Unternehmen“, sagt
Joachim Schütz, Geschäftsführer der OWM. „Unsere Mitglieder wollen selbst entscheiden können, welche Kanäle für ihre Werbestrategie am besten geeignet sind. Die Möglichkeit, bei großen nationalen Sendern auch regionale TV-Spots buchen zu können, ist für viele mittelständische oder regional aktive Unternehmen eine sehr interessante Option.“
Schütz unterstreicht einmal mehr, dass sich die OWM stets dafür stark gemacht habe, in Kommunikation und Werbung möglichst auf gesetzliche Regularien zu verzichten. So habe sich die OWM auch stets gegen Bestrebungen ausgesprochen, Werbung und Sponsoring auf den öffentlich-rechtlichen Sendern einzuschränken oder gar ganz verbieten zu wollen.
mas