Deutscher Radiopreis

NDR beschneidet Markwort-Rede

Helmut Markwort: Aufs Heftmachen konzentrieren
Helmut Markwort: Aufs Heftmachen konzentrieren
Absichtliche Zensur oder Zeitgründe? Der NDR hat eine kontroverse Passage aus der Rede von Helmut Markwort beim Deutschen Radiopreis am Donnerstagabend herausgeschnitten. Der "Focus"-Herausgeber und Radio-Gesellschafter stänkerte über den Umgang mit dem Übertragungsstandard DAB+, der bei privaten Rundfunkanbietern umstritten ist. In der Re-Live-Übertragung des NDR direkt im Anschluss an die Gala ist die entsprechende Passage nicht mehr zu hören.
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Während Markworts Dankesrede auf der Website des Radiopreises, in voller Länge zu hören ist, fehlt der kritische Teil zum Thema Übertragungsstandards in der NDR-Mediathek. Auf Nachfrage heißt es vom Sender, es habe "keinerlei inhaltliche Gründe" gehabt, dass Markworts Ansprache nicht über die TV-Bildschirme ging. Stattdessen begründet der NDR den Schnitt mit der Zeit: Jedem Preisträger stehen maximal 60 Sekunden zur Verfügung, bei Markwort sei die Zeit zum fraglichen Zeitpunkt schon längst überschritten gewesen. Dem 77-Jährigen sei das Zeitlimit vorher bekannt gewesen, betont ein NDR-Sprecher.
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Das letzte Wort hatte Stefan Aust: "Ich wusste schon immer, dass Sie ein Radiomann sind. Hätten Sie nicht dabei bleiben können?", fragte der ehemalige "Spiegel"-Chefredakteur per Videobotschaft, als "Focus"-Gründer Helmut Markwort mit dem Sonderpreis des Deutschen Radiopreises ausgezeichnet wurde. Markworts Lebenswerk habe in der deutschen Radio- und Medien-Landschaft "unübersehbare Spuren hinterlassen", begründete der Beirat die Auszeichnung für den Privatradio-Pionier und langjährigen Geschäftsführer von Radio Gong. ...
Markwort sagte: "Zur Zukunft mache ich eine Anmerkung: Wir sind ja alle UKW-Leute und sehr viele Leute hören UKW, daneben gibt es DAB+. Das ist ein fairer Wettbewerb, viele hören UKW, wenige hören DAB+. Das kann sich ändern, das ist offen. Was ich nicht in Ordnung finde ist, dass dieser Wettbewerb durch Diktatur beendet werden soll. Die Europäische Kommission hat sich schon Gedanken gemacht - das ist ja immer verdächtig, Institute sind dran, die KEF ist dran und zwar wollen sie den fairen wirtschaftlichen Wettbewerb dadurch beenden, dass sie im Jahre Schnee einfach UKW abschalten."

Der Übertragungsstandard DAB+ ist in der Radioszene durchaus umstritten. Während sich die Öffentlich-Rechtlichen für die Technik aussprechen, setzen die Privaten noch auf UKW. Im Gespräch war unter anderem, UKW abzuschalten, um DAB+ zum Durchbruch zu verhelfen.

Diesen Überlegungen erteilt der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor allerdings eine klare Absage: "Es wird nicht von Erfolg gekrönt sein, einmal mehr eine konkrete Jahreszahl für eine UKW-Abschaltung zu nennen", so Marmor. Die regulierenden Instanzen auf Bund- und Länderebene müssten diesen Übergang unterstützen. Dennoch hält auch Marmor fest, eine 'ewige' Gleichzeitigkeit von DAB+ und UKW sei aus wirtschaftlichen Gründen nicht sinnvoll. Alle Beteiligten müssten sich die Frage stellen, wie ein schrittweiser Übergang hin zu DAB+ gelingen kann. fam



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