Beim rbb fühlen sich einige Rundfunkräte derzeit nicht ausreichend ernst genommen. Ihr ehemals trister Sitzungsraum am Berliner Standort des rbb ist zur schicken Dach-Lounge mutiert und könnte zur WM womöglich erneut für Veranstaltungen mit Beitragszahlern genutzt werden. Die Gremiensitzung müsste dann am rbb-Standort Potsdam stattfinden – aus Berliner Sicht jottweedee.
Und dann ist da auch noch das Gremienbüro, das wegen Renovierungsbedürftigkeit zeitweise ebenfalls nach Potsdam umziehen müsste. Möglicherweise ist Patricia Schlesinger in solchen Dingen nicht diplomatisch genug. Es passiert jedenfalls schnell, dass sich Rundfunkräte schlecht behandelt fühlen – und dann die nächstbeste Gelegenheit suchen, um einen Denkzettel zu verpassen. Da ist es dann auch egal, dass das eine mit dem anderen gar nichts zu tun hat. Kommende Woche jedenfalls böte sich eine derartige Gelegenheit.
Am Montag wird die rbb-Intendantin bei einem sogenannten Kamingespräch in ihrem kaminfreien Büro hoch oben über den Dächern Berlins dem Rundfunkrat vorschlagen, Christoph Augenstein zum neuen Direktor Produktion und Betrieb zu wählen. Das berichten Mitglieder des Gremiums. Die Wahl selbst könnte bereits am Donnerstag darauf bei der anstehenden Sitzung des Rundfunkrats stattfinden.
Augenstein ist derzeit beim WDR, dessen Intendant Tom Buhrow gerade im Amt bestätigt wurde, stellvertretender Direktor Produktion und Technik. Sollte Augenstein gewählt werden, folgte er Nawid Goudarzi, der sich mit dem rbb auf eine Trennung zum 30. April geeinigt hat.
Beim WDR gilt Augenstein, der auch Geschäftsführer des Deutschen Kamerapreises ist, als Experte für smartes und medienübergreifendes Produzieren. Genau dafür braucht der rbb den ursprünglich aus dem Journalismus kommenden 54-Jährigen.
Im Februar kündigte der rbb an, der seit 2009 medienübergreifend organisierten Programmdirektion auch eine multimedial arbeitende Herstellung zur Seite zu stellen. Der reorganisierten Produktions- und Betriebsdirektion sollen von Mai an auch alle IT-Aktivitäten des Senders angeschlossen werden. Dabei geht es nicht zuletzt darum, mit Hilfe moderner technischer Möglichkeiten effizienter und damit kostengünstiger zu produzieren. Programmchef Jan-Schulte Kellinghaus sagte im Februar dazu, er erhoffe sich für das Programm "mehr Verantwortung für das Ressourcenmanagement und echte Multimedialität."
usi