Projekt "Lotus"

Die Tageszeitungen bilden einen neuen Vermarkter - und die OMS landet bei Ströer

Landet Matthias Wahl mit OMS bei Ströer?
BVDW
Landet Matthias Wahl mit OMS bei Ströer?
Mit "Lotus" gegen "Bild" - der 22. September könnte ein historischer Tag werden für die deutsche Zeitungsbranche: Im schönen Regensburg, wohin in diesem Jahr der Bundesverband der Deutschen Zeitungsverleger (BDZV) zu seiner Jahrestagung lädt, sollen die Vorverträge für den neuen Vermarkter unterschrieben werden.
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Medienhaus Deutschland (MHD) und NBRZ sind dann Geschichte, es beginnt eine neue Ära. Gut möglich, dass schon davor, im Rahmen der Dmexco, eine weitere wegweisende Entscheidung offiziell verkündet wird: OMS, der Onlinevermarkter der Tageszeitungen, kommt unter das Dach von Ströer. Nur wenige Wochen nach der 300-Millionen-Euro-Übernahme von T-Online machen die Kölner damit endgültig klar, wer im deutschen Onlinebusiness künftig das Tempo vorgibt.



Geht alles glatt - da kann man sich bei der chronisch von Uneinigkeit geprägten Branche nie ganz sicher sein -, kommen die Zeitungsleute der Lösung von zwei Problemen einen großen Schritt näher, die sie seit Jahren umtreiben. Problem Nummer 1 ist OMS. Der Digitalvermarkter macht unter Führung von Matthias Wahl zwar einen guten Job und bringt es im Agof-Ranking mit einer Reichweite jenseits der 45 Prozent auf einen respektablen 8. Platz. Doch völlig klar ist: Gelingt nicht der Anschluss an einen der großen Player der Branche, droht der Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Diese Gefahr ist gebannt, wenn der Marktführer Ströer OMS in sein Portfolio integriert.
Wie der Deal genau aussieht, ist noch nicht bekannt. Sicher dürfte sein, dass der neue Zeitungsvermarkter (Projektname "Lotus"), der crossmedial aufgestellt sein wird (und muss), bei der Vermarktung direkten Zugriff auf das OMS-Werbeinventar haben wird. Mindestens ebenso wichtig ist, dass OMS als geschlossener Block erhalten bleibt. Nach dem Ausstieg von DuMont (zu Ströer gewechselt) und Funke drohte der Onlinevermarkter zu zerbröseln – angesichts der fortschreitenden Konsolidierung ein Schreckensszenario für die Verlage.

Auch beim Thema Printvermarktung stehen die Zeichen auf Aufbruch. Bisher mühen sich die Verlage mit zwei Organisationen ab, die beide an Geburtsfehlern leiden: Die eine, Medienhaus Deutschland, ist mit sieben Mitgliedern einfach zu klein, die andere, NBRZ, zu zersplittert und hat zu komplizierte Entscheidungsprozesse, um im nationalen Werbegeschäft wirklich mitspielen zu können. Nun soll der große Befreiungsschlag her. Zum Start von „Lotus“ werden rund 40 Verlage dabei sein. Die Mehrheit an der Gesellschaft halten die großen Verlage, was sicherstellen soll, dass einzelne Häuser Entscheidungen nicht mehr blockieren können. Bringen alle ihr Bestandsgeschäft ein, entsteht ein Vermarkter, der schnell auf einen Umsatz jenseits der 100 Millionen Euro kommt. js

Was Projekt Lotus für die "Bild"-Zeitung bedeutet, welche Fragen noch zu klären sind und wie die Führung des Vermarkters aussehen könnte, erfahren Leser der aktuellen HORIZONT-Ausgabe vom 10. September.
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