Bereits im HORIZONT-Interview vor einigen Wochen hatte Plöchinger angekündigt, dass man die "SZ"-Homepage "im Sinne von Scrum und agiler Produktentwicklung" weiterentwickeln wolle. Heißt konkret: es gibt keinen Masterplan, stattdessen wird die Seite stets unterschiedlich gefüttert und laufend Nutzerfeedback eingeholt. Das soll es der Redaktion ermöglichen, schnell auf veränderte Bedürfnisse und Anforderungen reagieren.
Gerade bei der Einführung eines Bezahlmodells soll sich dieses Vorgehen auszahlen. Zumal es für Plöchinger hierbei keine bessere Herangehensweise gibt, als es einfach auszuprobieren: "Trial and error ist noch unbeliebt. Dabei ist es hier wohl der beste Lösungsansatz",
schreibt er in seinem persönlichen Tumblr-Blog. Der "SZ"-Digitalchef hat vor, das eigene Paid-Content-Modell permanent zu justieren und so laufend besser zu machen. "Wir wissen natürlich nicht, wie viel Erfolg wir mit unserem Abo-Modell haben werden – aber wir wissen wenigstens, dass wir bei Fehlern schnell reagieren können", so Plöchinger.
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Interview
SZ-Digitalchef Stefan Plöchinger: "Die Idee ist ein All-inclusive-Paket"
Ende März startet lässt die "Süddeutsche Zeitung" im Internet die Bezahlschranke herunter. Die Paywall ist Teil einer umfassenden Digitalstrategie. "Die Idee ist ein All-inclusive-Paket", betont SZ-Digitalchef Stefan Plöchinger im Interview mit HORIZONT.
Die "SZ" hat sich zum Start für ein Metered-Model entschieden, bei dem die Leser zehn Artikel im Monat gratis abrufen können. Danach können sie sich für einen Tagespass á 1,99 Euro entscheiden oder für den Abschluss eines "SZ-Plus"-Abos, das Zugriff auf alle digitalen Angebote ermöglicht. Hier werden 29,99 Euro pro Monat fällig. Außerdem gibt es als besondere Startaktion Jahresabo für 19,99 Euro im Monat. Unentschlosssene
werden derzeit mit einem Testzugang gelockt, der nach 14 Tagen automatisch endet.
Zu den inhaltlichen Veränderungen, die der inzwischen geschasste Verlagsgeschäftsführer Detlef Haacks bereits vor einigen Wochen
gegenüber HORIZONT erläutert hatte, gehört neben
dem intensivierten Leserdialog, dass die gedruckte und die digitale "SZ" noch stärker zusammenwachsen. Heftinhalte wie das "Streiflicht", das "Buch 2" und die "Seite 3 " finden sich nun auch im Netz, zudem bekommt das "SZ Magazin" einen neuen Online-Auftritt. SZ.de fungiert in dieser Konstellation, die auch durch die Darstellung im SZ.de-Header veranschaulicht wird, als Anlaufstelle für Leser auf der Suche nach Rund-um-die-Uhr-Nachrichten. Hierzu passt auch der neue Morgen-Newsletter
"SZ Espresso", der die Leser werktags zwischen 7 und 8 Uhr über aktuelle Entwicklungen informieren soll. Laut Plöchinger entstünden dadurch in einigen Bereichen, wie Newsdesk, Sport, Wirtschaft oder München/Bayern, integrierte Ressorts. Auch diese Arbeitsorganisation gehorche den Regeln des Scrum.
„Trial and error ist noch unbeliebt. Dabei ist es hier wohl der beste Lösungsansatz.“
Stefan Plöchinger
Für Plöchinger ist jedoch klar, dass sich die Zeitung im Online-Bereich mit einzigartigen Formaten unterscheidbar machen muss. In diesem Zusammenhang nennt er digitale Storytelling-Projekte - denn dafür seien die Leser auch bereit zu zahlen. Das bedeute aber auch, dass die "SZ"-Mitarbeiter untereinander noch vernetzter arbeiten müssten - egal, ob es sich dabei um Redakteure, Programmplaner, Videoproduzenten oder Datenjournalisten handele. "Für uns ist klar, dass sich gerade an Storytelling-Projekten unsere Zukunft weisen wird, weil sie uns unterscheidbar machen."
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