Online-Journalismus

"Rhein-Zeitung" etabliert umfassendes Paygate / Schluss mit "Gattungsirrtum"

Schluss mit der "atemlosen Jagd nach Visits": Die "Rhein-Zeitung" hat auf ihrer Website ein umfassendes Paygate eingeführt
HORIZONT
Schluss mit der "atemlosen Jagd nach Visits": Die "Rhein-Zeitung" hat auf ihrer Website ein umfassendes Paygate eingeführt
Sucht man in diesen Tagen ein Beispiel für Konsequenz, lohnt sich ein Blick nach Koblenz: Am heutigen Freitag führt die dort ansässige "Rhein-Zeitung" auf ihrer Website ein sogenanntes Paygate ein. Der Online-Auftritt ist demnach nur noch für Abonnenten und Käufer von Zugangspässen zugänglich. Artikel werden zudem auch einzeln verkauft.
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Mit der Umstellung verabschiedet sich das Blatt bewusst vom Reichweitenkampf im Netz, betont Chefredakteur Christian Lindner. Viele Medienhäuser würden sich auf "der atemlosen Jagd nach Visits in einem sinnlosen Wettbewerb um das möglichst erfolgreiche Verschenken von hart erarbeitetem Content" verschleißen, statt neue Geschäftsmodelle auszuprobieren. "Die Rhein-Zeitung steigt aus diesem Gattungsirrtum bewusst wie zuversichtlich aus", so Lindner weiter.

In der Praxis bedeutet das: Im Laufe des heutigen Tages stehen so gut wie alle Texte auf Rhein-Zeitung.de hinter einem von der Augsburger Webagentur Newsfactory technisch umgesetzten Paygate. Nutzer müssen sich registrieren und als Abonnent authentifizieren, andere können unterschiedliche Zugangspässe kaufen und per Paypal oder mobil bezahlen. Möglich ist fortan zudem der Erwerb von Einzelartikeln für jeweils 50 Cent. Ein Umgehen der Bezahlpflicht durch Nichtakzeptieren von Cookies sei technisch nicht mehr möglich, heißt es in einer Pressemitteilung.

Konsequente und klare Entscheidungen sind dem Koblenzer Zeitungshaus vertraut. Im August vergangenen Jahres etablierte die "Rhein-Zeitung" ein Metered Modell auf der Website, zwei Artikel pro Monat gab es gratis. Die Reichweite des Internet-Auftrittes stieg trotz der Umstellung weiter. Bei Google News waren die Koblenzer übrigens schon vorher ausgestiegen. Für seine Zuversicht hat Chefredakteur Lindner deshalb guten Grund: "Rhein-Zeitung.de wird beweisen, dass guter regionaler Content auch im Netz seinen Wert hat und verkauft werden kann." kl
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