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Axel Springer schluckt Business Insider

Blick auf die Axel-Springer-Zentrale
Axel Springer
Blick auf die Axel-Springer-Zentrale
Vergangene Woche war es noch ein Gerücht, nun ist es bestätigt: Axel Springer übernimmt die Mehrheit an dem boomenden US-Wirtschaftsportal Business Insider. Eine verbindliche Vereinbarung zum Erwerb von rund 88 Prozent der Anteile an dem Unternehmen sei heute geschlossen worden, wie es in einer Springer-Mitteilung heißt. Der Kaufpreis beträgt 343 Millionen US-Dollar (ca. 306 Millionen Euro). Finanziert wird die Transaktion, die noch der Zustimmung der Kartellbehörden bedarf, mit Mitteln aus bestehenden Kreditlinien.
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Springer sicherte sich bereits zu Beginn des Jahres rund 9 Prozent der Anteile an Business Insider. Nun halten die Berliner 97 Prozent an dem Unternehmen. Insgesamt kam die Transaktion den Konzern günstiger zu stehen, als letzte Woche gemutmaßt. Damals hatte das US-Techportal Recode berichtet, Springer lasse sich die Mehrheitsbeteiligung 560 Millionen Dollar kosten. Laut Springer wird Business Insider derzeit mit 442 Millionen Dollar (395 Millionen Euro) bewertet.

Die restlichen Anteile sind im Besitz von Bezos Expeditions, der persönlichen Investmentfirma von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Henry Blodget, Gruünder, Chief Executive Officer und Chefredakteur sowie Julie Hansen, Chief Operating Officer sowie President, sollen das Unternehmen auch weiterhin in ihren jeweiligen Rollen führen. Beide besitzen überdies ein "umfassendes und langfrisitiges Aktienoptionsprogramm", wie es in der Mitteilung heißt. Der Aufsichtsrat von Business Insider wird zudem um Kenneth Lerer ergänzt, Managing Partner des Startup-Inkubators Lerer Hippeau Ventures und Mitgründer der Huffington Post sowie Chairman von Buzzfeed.
Business Insider verfügte laut Comscore zuletzt über 76 Millionen Unique User im Monat. Durch den Kauf erhöht Springer seine globale digitale Reichweite eigenen Angaben zufolge auf rund 200 Millionen Leser im Monat. Derzeit ist das 2007 gegründete Portal außer in den USA in sieben weiteren Ländern präsent. Ende des Jahres soll auch eine deutsche Version auf den Markt kommen, die bei Springer von finanzen.net betrieben wird. Chefredakteurin wird wie kürzlich bekannt gegeben Christin Martens.

Business Insider habe neue Maßstäbe im digitalen Wirtschaftsjournalismus weltweit gesetzt, sagt Springer-Chef Mathias Döpfner. "Henry Blodgets Art des digitalen Storytellings erreicht die Entscheider von morgen. Gemeinsam werden wir Wachstumspotentiale ausschöpfen mit neuen Themenangeboten, neuen Standorten und neuen digitalen Inhalten." Henry Blodget ergänzt: "Wir sind enorm beeindruckt, wie sich Axel Springer für unabhängigen Journalismus einsetzt und von der globalen Vision des Unternehmens für die Zukunft. Wir freuen uns sehr, unsere Kräfte mit einem so smarten, vorausschauenden Team zu bündeln. Wir sind gespannt darauf, gemeinsam ein großes, weltweites Nachrichtenunternehmen für das digitale Jahrhundert aufzubauen."

Die Akquisition sei ein wesentlicher Baustein bei der Strategie, mit Digital-Journalismus auch im englischsprachigen Raum zu wachsen, wie es in der Springer-Mitteilung weiter heißt. Das hatte man kürzlich auch mit der versuchten Übernahme der britischen "Financial Times" angestrebt. Seinerzeit war jedoch die japanische Nikkei-Group in allerletzter Sekunde dazwischen gegrätscht. ire



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