Erst vor wenigen Stunden machte eine Fake News die Runde in aller Welt:
Der US-Sender CNN habe eine Demonstration von Muslimen inszeniert. Ein amerikanische Blogger namens Mike Cernovich teilte das entsprechende Video auf Twitter und verbreitete die Falsch-Nachricht. Der Fernsehsender wies die Vorwürfe zurück, trotzdem wurde der Post des Bloggers fast 25.000 Mal geteilt und genau so oft geliked. Allen voran rechte Blogger und beispielsweise die AFD griffen die Fake News auf - ohne ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen. Wem schenkt das Publikum Glauben?
Ganz klar: Der aktuelle Fall zeigt, dass die Gesellschaft in Sachen Fake News zwiegespalten ist, obwohl der Vorwurf gegenüber CNN mittlerweile widerlegt wurde. Doch die Mehrheit der Deutschen ist anscheinend in der Regel kritischer, was News aus Blogs und Social Media angeht. Das zeigt zumindest die repräsentative
Online-Umfrage "Journalismus vs. Social Media: Wie sehr vertrauen Sie den redaktionellen Medien?" von der Unternehmensberatung Prophet.
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GPRA-Präsident Uwe Kohrs
"Tragen die PR-Agenturen eine Mitschuld an Fake News, Herr Kohrs?"
46 Prozent der Deutschen sind der Überzeugung, dass die Presse Nachrichten "häufig bewusst falsch darstellt". Was läuft da falsch - und wie alarmierend ist die Lage? HORIZONT Online hat beim scheidenden GPRA-Präsidenten Uwe Kohrs nachgefragt.
Für die Studie wurden 1.000 erwachsene deutsche Bundesbürger im Mai dieses Jahres befragt. Davon stimmten 43 Prozent der Aussage eher zu, dass sie den Inhalten von redaktionellen Medien mehr trauen als den News aus sozialen Netzwerken. 30 Prozent stimmen voll zu - macht insgesamt 73 Prozent, die klassische Medien für glaubwürdiger halten als Facebook und Co.
Außerdem gaben 48 Prozent an, dass sie Social Media und Blogs nicht trauen, weil jeder dort ungeprüft News veröffentlichen kann. So entstehen häufig Falschmeldungen - genau wie im aktuellen Fall. Zusätzlich stimmen 36 Prozent der Aussage eher zu: Macht zusammen 84 Prozent, die Nachrichten von Twitter, Facebook und Blogs misstrauen.
Darüber hinaus halten insgesamt 75 Prozent der Deutschen die Existenz redaktioneller Medien für wichtig, damit eine Demokratie existieren kann. Doch trotz all dieser Good News für redaktionelle Medien brachte die Studie auch einen negativen Aspekt in der Wahrnehmung der Konsumenten hervor. 72 Prozent der Befragten glauben nämlich, dass klassische Medien nicht ganz unabhängig von Politik, Interessenverbänden und Unternehmen sind, sondern von ihnen beeinflusst und gesteuert werden.
© Wikipedia / CC BY-SA 3.0
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Wolfgang Jacob, Partner bei Prophet und in dieser Funktion für strategische Wachstumschancen zuständig, glaubt, dass es zu früh ist, von einem
Comeback der klassischen Medien zu sprechen. "Allerdings ist die Euphorie über schnelle, vermeintlich unverfälschte Erste-Hand-Informationen, wie soziale Netzwerke sie bereitstellen, der Erkenntnis gewichen, dass die Verbreitung von ungefilterten, nicht hinterfragten politischen Behauptungen durch jedermann auch ein erhebliches Risiko darstellt", so Jacob.
Laut Jacob fragen sich die Menschen zu Recht, ob die Funktionalitäten sozialer Medien ihnen bei der Beurteilung von Staatskrisen und politischen Entwicklungen ebenso gut weiterhelfen wie bei der Frage, welches Hotel in Paris denn nun das beste und günstigste sei. "Dass Papier geduldig ist, wusste man bereits. Dass das Internet es auch ist, lernen die Menschen derzeit; sie sind überfordert in der medialen Vielfalt und besinnen sich auf klassische Medien". Nun sollten Medienmarken laut Jacobs lernen, ihre Kunden besser zu verstehen sowie ihr Angebot zielgruppengerecht ausrichten, damit dieser Glaubwürdigkeitstrend anhält. bre