Klaus Brinkbäumer
Trotz großer Herausforderungen und des angekündigten harten Sparprogramms ist die Stimmung beim "Spiegel" wieder gut - zumindest wenn man Klaus Brinkbäumer glaubt. Im Interview mit der "Hannoverschen Allgemeinen" spricht der Chefredakteur des "Spiegel" über die Stimmung in der Redaktion, Umbauten am Heft und harte Entscheidungen.
"Es ist schön zu sehen, wie schnell sich alles gewandelt hat. Sie spüren: Der Verlag will, die Redaktionen wollen, wir alle wollen", betont Brinkbäumer
im Interview mit Ulrike Simon. Auch für die in der vergangenen Woche verkündeten Sparpläne ("Agenda 2018") habe er die Rückendeckung der Redaktion: "Dieses Haus gehört uns Mitarbeitern, zumindest zur Hälfte. Es ist unser 'Spiegel', und das bedeutet Verantwortung und Auftrag. Wir werden nicht die Generation sein, die dieses große Erbe beschädigt. Die Wahrheit ist: Die Einnahmen, vor allem jene durch Anzeigen, sind gesunken, unsere Kosten aber nicht. Die Redaktion ist erwachsen, klug und selbstbewusst. Sie erträgt die Wahrheit. Und ich habe kein Problem damit, sie auszusprechen."
Den monatelangen Streit um seinen Vorgänger Wolfgang Büchner habe er als "anstrengend" empfunden, sagt Brinkbäumer: "Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem klar war: Es funktioniert nicht. Es hat dann noch gedauert, und diese Monate waren etwas anstrengend. Der Stolz auf den 'Spiegel' litt, die Freude an der Arbeit auch. Ich habe versucht, das Blatt gut zu machen und die Redaktion zusammenzuhalten."
Als Chefredakteur setze er auf Konsens mit der Redaktion, auch wenn er zuweilen harte Entscheidungen treffen müsse: "Härte oder besser Klarheit bedeutet ja nicht Zynismus. Und Teamfähigkeit ist in den Medien heute sowieso existenziell. Wer glaubt, alle Entscheidungen allein treffen zu können, ist in kürzester Zeit überfordert. Um den 'Spiegel' zu erhalten und zu stärken, verändern wir nun gemeinsam, was verändert werden muss. Der eine Vorwurf, den ich, wenn es für mich irgendwann vorbei sein sollte, nicht hören möchte, ist: Warum hat er es nicht versucht?
Dabei schreckt Brinkkbäumer auch nicht vor unbequemen Entscheidungen zurück, wie der Absetzung des Berliner Büroleiters oder der Zusammenlegung der Redaktionen von "Kultur Spiegel" und dem Kulturressort. Auch am "Spiegel" selbst hat der seit Januar amtierende Chefredakteur Hand angelegt: So steht ab der aktuellen Ausgabe das Titelthema am Anfang des Heftes, Leser können den Autoren per Mail oder Twitter Feedback geben, zudem hat Brinkbäumer den Medienteil abgeschafft.
Bei der immer wieder kritisierten Auswahl der Titelthemen sieht Brinkbäumer den "Spiegel" auf einem guten Weg: "Unser Ziel ist, dass die Titelgeschichten exklusiv oder politisch sind, bestenfalls beides. Das schaffen wir öfter als früher. Um zu überraschen, werden wir diese Linie immer mal wieder durchbrechen. Auch Titel zu Sexualität, Traumforschung oder Konzentration in hektischen Zeiten bewegen unsere Leser. Zugegeben, das Sex-Titelbild war nicht optimal. Da haben wir uns leicht vergriffen."
dh