Grundlegende Änderungen, gar eine Abkehr vom Prinzip der Nachrichtensprecher, wird es allerdings nicht geben. "Die 'Tagesschau' wird im Kern bleiben, was sie ist", betont Gniffke in der Sonntagszeitung. "Aber sie wird sich wandeln. Wir werden noch härter sieben, was den Weg in unser Angebot findet. Es könnte darauf hinauslaufen, das wir die Zahl der Themen reduzieren, um die verbleibenden ausführlicher aufzubereiten." So sollen die Korrespondentenberichte künftig mehr Hintergrundinformationen enthalten.
Zugleich verteidigt Gniffke die Bildauswahl, die Stefan Niggemeier in der "FAS" vorige Woche als "Ikonographie der Macht" kritisiert hatte. "Ich behaupte, es ist schlicht Fernsehen, das nun mal Bilder der Akteure sucht", sagt Gniffke zu dem Vorwurf, die "Tagesschau" zeige die immer gleichen Bilder vorfahrender Politiker. Wären bei vertraulichen Sitzungen Kameras zugelassen, "wäre die Zeit vorfahrender Limousinen in der "Tagesschau" sicher vorbei. Solange aber zeigen wir die Herren Tsipras und Juncker sowie Frau Merkel auch mal beim Aussteigen."
Unterdessen müssen sich "Tagesschau" und "Tagesthemen" neue Vorwürfe gefallen lassen. Im aktuellen "Spiegel" geht der langjährige freie ARD-Reporter Christoph Maria Fröder hart mit der "Tageschau" und den "Tagesthemen" ins Gericht. Neben Kritik an den teilweise absurden Folgen des nach Senderproporz aufgeteilten ARD-Korrespondentennetzes moniert der Reporter auch handwerkliche Mängel: "Der Journalismus dieser Sendung ist nur noch additiv. Es werden bloß scheinbar relevante Fakten hintereinandergefügt, anstatt sie zu hinterfragen. Da beginnt doch die eigentlich Arbeit."
Insgesamt würden ihm in "Tageschau" und "Tagesthemen" recherchierte und investigative Beiträge fehlen, so der erfahrene Kriegsreporter. Allerdings sieht Fröhder auch Lichtblicke: "Es gibt wieder ein paar junge Leute, die mir Hoffnung machen. Das sind wieder Journalisten und keinen Karrieristen."
dh