Agof-Chef Björn Kaspring
In wenigen Wochen ist es endlich soweit. Dann veröffentlicht die Arbeitsgemeinschaft Onlineforschung (Agof) erstmals die Daily Digital Facts. Mit ihnen gibt es ab Juli jeden Morgen tagesaktuelle Reichweiten- und Strukturdaten für alle Online-Werbeträger des Agof-Universums. Aktuell erscheinen die Werte noch mit mehrmonatigem Verzug.
Zwei Jahre lang haben die Agof-Forscher aus Frankfurt an dem System gearbeitet, haben das Projekt ausgeschrieben, geeignete Partner gesucht und die ersten Werte geprüft, die „genauso valide, verlässlich, methodisch einwandfrei und vergleichbar“ sein sollen wie die bisherigen. Für ein Projekt in dieser Dimension sei das keine lange Zeit, sagt Agof-Vorstandsvorsitzender Björn Kaspring. Noch im Sommer vergangenen Jahres sahen die Organisation der Werbungtreibenden im Markenverband und der Mediaagenturverband OMG das anders. Die Reform der Onlinewährung käme alles andere als schnell voran, hieß es, die Zahlen seien anachronistisch.
Jetzt dürften sich die Gemüter beruhigen: „Die Agof ist endlich wieder im Planungsalltag der Agenturen angekommen“, sagt Foma-Sprecher René Lamsfuß. „Jetzt hoffen wir, dass sich das neue System schnell etabliert“, ergänzt OWM-Vertreterin Kirsten Latour: „Wir brauchen einen Industriestandard, der uns transparente und vergleichbare Leistungsdaten für den Markt liefert. Deshalb stehen wir hinter der Agof.“
Eine Atempause kann sich die Arbeitsgemeinschaft dennoch nicht gönnen. Auf die Daily Digital Facts müssen jetzt die Daily Campaign Facts folgen, die die Reichweitenauswertung auf Kampagnenbasis ermöglichen. Das technische Modell steht, doch die Agof unternimmt damit einen gewaltigen Schritt auf ein Terrain, auf dem sie, anders als in der Planung, längst nicht als allgemeingültige Referenz anerkannt ist.
Weitere Baustelle: Die Gespräche mit Google und Facebook müssen nicht nur vorangetrieben, sondern bestenfalls schnell zu einem erfolgreichen Ende gebracht werden. Bislang fließen die Reichweitendaten der marktbeherrschenden Internetgiganten nicht in die Agof-Währung mit ein, was zwar nicht neu ist, aber auf Dauer nicht akzeptabel sein kann. Das sagen auch die OWM- und Foma-Vertreter. "Wir wollen, dass die Agof den Markt in seiner Gesamtheit abbildet und die Standards dafür setzt, denen letztlich alle Anbieter folgen, inklusive der amerikanischen Player", sagt OWM-Frau Latour.
Der letzte Brocken, vor dem die Agof steht, ist die E-Privacy-Verordnung, die nächstes Jahr mit der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung in Kraft tritt. „Wenn das passiert, reden wir nicht darüber, ob die Agof zwölf oder 24 Monate für ein neues Projekt braucht. Dann müssen wir darüber reden, ob Modelle, wie sie nicht nur die Agof, sondern der gesamte Markt nutzt, rechtlich überhaupt noch möglich sind“, prophezeit Agof-Chef Kaspring.
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Das große HORIZONT-Gespräch mit Björn Kaspring und Jürgen Sandhörer (beide Agof), Kirsten Latour (OWM) und René Lamsfuß (Foma) zu den Daily Digital Facts lesen HORIZONT-Abonnenten in der aktuellen Ausgabe vom 1. Juni 2017.