Wir erinnern uns: Kurz nach seinem Amtsantritt als Chefredakteur machte sich Wolfgang Büchner zunächst
mit unpopulären Personal-Entscheidungen unbeliebt, später mit dem Plan,
gemeinsame Ressortleiterstellen für Print und Online zu etablieren. Zwar stand das Haus offiziell stets hinter dem digitalen Umbauprojekt "Spiegel 3.0",
doch Büchners Hauruck-Kurs wollte ein großer Teil der angestammten (Print)-Belegschaft nicht mittragen.
In der "Süddeutschen" bekräftigt Brinkbäumer diese Lesart im Grunde, indem er sagt, Büchners Fehler sei gewesen, dass er "eine Strukturreform an den Anfang stellen" wollte. Die neue Führungsmannschaft, also Brinkbäumer selbst, sein Online-Co Florian Harms und auch Verlagsgeschäftsführer Thomas Hass, wollen einen anderen Weg gehen: zunächst wolle man über Inhalte und Produkte sprechen, ehe man die Strukturen anfasse. "Mit einem Rutsch das ganze Haus zu verschrecken, erzeugt keine positive Wirkung", legt Brinkbäumer in Richtung Büchner nach.
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"Der Spiegel"
Klaus Brinkbäumer und Florian Harms offiziell zu Chefredakteuren ernannt
"Der Spiegel" macht es offiziell: Wie bereits vermutet wird Klaus Brinkbäumer neuer Chefredakteur des "Spiegel", Florian Harms leitet als Chefredakteur künftig Spiegel Online. Print-Chef Brinkbäumer wird außerdem Herausgeber des Nachrichtenportals.
Gleichwohl nimmt Brinkbäumer ein wenig Druck von Büchner: Sein Vorgänger habe es zwar nicht geschafft, die Redaktion zu begeistern und von dem zu überzeugen, was er wollte, so Brinkbäumer. Das lastet er jedoch nicht Büchner allein an: "Wir alle in der Chefredaktion haben das nicht geschafft."
Zu den digitalen Neuerungen, die der "Spiegel" bereits unter Büchner anstrebte, gehört die Einführung einer Paywall. Diese kündigt Brinkbäumer im "SZ"-Interview sowie
im Gespräch mit dem "Hamburger Abendblatt", hier gemeinsam mit
Florian Harms, noch für dieses Jahr an. Bei der Aussteurung der Artikel über die verschiedenen Kanäle wird er eng mit Harms zusammenarbeiten, der für Spiegel Online verantwortlich ist - obwohl Brinkbäumer mit mehr Entscheidungskompetenz ausgestattet ist. "Aber ich werde Florian Harms nicht in seine Arbeit hineinfunken", so Brinkbäumer zu "SZ".
„Mit einem Rutsch das ganze Haus zu verschrecken, erzeugt keine positive Wirkung.“
Klaus Brinkbäumer
Die Marschroute bei der Bezahlstrategie umschreibt Brinkbäumer gegenüber dem "Hamburger Abendblatt" so: "Unser erstes Ziel ist heute: bezahlter Journalismus first. Das meint im Moment noch immer vor allem das Heft, aber das gilt eben auch für eine Bezahlwelt, die sich irgendwann auf 'Spiegel Online' öffnen wird."
ire