G+J-Chefin Julia Jäkel
"Der von manchen Kritikern beschworene 'journalistische Kahlschlag' entspricht schlicht und einfach nicht den Fakten" - das hat G+J-Chefin Julia Jäkel jüngst vor 200 Hamburger Journalisten und PR-Leuten gesagt. Und was sonst noch? Man weiß es nicht. Oder besser: Man darf es nicht schreiben. Denn zitieren darf man nur, was die G+J-Pressestelle offiziell abgesegnet hat. Nachfolgend einige Zeilen offizieller Zitate. Und ein paar Gedanken zum Thema "Off Records".
Achtung, Betriebsgeheimnis: Journalisten kennen sie - die sogenannten "Off-Records"-Gespräche, auf denen wichtige Menschen ausgewählten Presseleuten Dinge und ihre Sicht der Dinge erklären. Aber bitte: Nicht zum direkten Berichterstatten! Und auf keinen Fall zum Zitieren! Nur im Hintergrund, nur zur Meinungsbildung der Journalisten! Deswegen sind diese Runden meist auch sehr klein. Man muss sich kennen, auch vertrauen. Im besten Fall erfährt der Journalist hier etwas mehr als andere. Im schlechtesten Fall versuchen die Gesprächspartner, ihm (Teil-) Informationen und Sichtweisen einzuflößen, ohne als Absender dafür geradezustehen. Noch etwas anders war es am Montagabend im Hamburger Presseclub.
Julia Jäkel saß dort auf der Bühne, interviewt von zwei erfahrenen Zeitungsjournalisten - und rund 200 Hamburger Journalisten und PR-Leute im Publikum. Fast die gesamte Kommunikations-Community der Hansestadt in einem Saal, alles andere als eine kleine Runde. Jäkel sprach dort über ihr Haus in schwieriger Lage.
Halb freimütig, halb einstudiert, sagen Zuhörer, die dort waren. Zitieren durfte man erstmal nichts, wie immer bei den Veranstaltungen des Presseclubs. Off Records, das ist dort stets clubseitig die Zutrittsbedingung (trotz bisweilen großem Publikum), und daran hält man sich, auch wenn es bei vollen Sälen absurd erscheint.
Wie gut, dass die G+J-Pressestelle mit dem Hamburger Presseclub danach eine Liste von Zitaten abgestimmt hat, die Jäkel so (ähnlich) gesagt hat - und auch gesagt haben möchte. Sie stehen nun
auf der Website des Presseclubs. Es sind also genau die
Botschaften, die G+J in die Öffentlichkeit transportieren will. Andere, besonders die freimütigeren und impulsiveren ihrer Antworten, sind nicht darunter, sagen Zuhörer, die live dabei waren. Trotz allem: HORIZONT Online dokumentiert ein paar offizielle Zitate, also einen Ausschnitt dieses Ausschnitts dieses Abends.
Julia Jäkel zu ...
...den Zukunftsaussichten von Print:
"Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass das Printgeschäft eine gute und lange Zukunft haben wird und werden auch weiter konsequent in Print investieren. Das selbstzerstörerische Runterschreiben von Print ist unsäglich und schadet der Branche immens."
... der Übernahme der Anteile der Jahr-Familie durch Bertelsmann:
"Eine sehr gute Nachricht für G+J. Bertelsmann investiert in uns: Das ist ein klares Bekenntnis, G+J ist integraler Bestandteil des Kerngeschäfts von Bertelsmann. Bertelsmann investiert im großen Stil in Medieninhalte, G+J passt perfekt ins Portfolio. Bertelsmann ist ein strategischer Investor, der G+J durch weitere Investitionen konsequent unterstützt."
... dem Sparkurs und "Effizienz-Programm":
"Die Digitalisierung führt zu tollen Möglichkeiten und Produkten. Sie bedeutet aber auch eine radikale Disruption für unsere Branche, für viele andere Industrien und die gesamte Gesellschaft. Das bedeutet auch für G+J, dass wir uns neu aufstellen müssen. Wir müssen in Neues investieren und verstärkt auf unsere Kosten achten. Einfach weiter machen wie bisher wäre mit Blick auf die fundamentalen Veränderungen unverantwortlich. Darum müssen wir auch schwierige und für die Betroffenen oft sehr harte und schmerzliche Entscheidungen treffen. Das macht keinen Spaß, und dafür kriegen wir keinen Applaus, aber es ist notwendig."
... den Kündigungen bei "Brigitte": "Zunächst: Für die Betroffenen ist es extrem hart und schwierig, da gibt es nichts schönzureden. Aber die Marktentwicklung lässt uns keine andere Wahl. Wir werden auch nach dem Personalabbau eine sehr gut ausgestattete Redaktion haben, Brigitte wird in Print und Online weiterhin 70 Mitarbeiter beschäftigen und die mit Abstand größte Frauenredaktion in Deutschland bleiben. Der von manchen Kritikern beschworene 'journalistische Kahlschlag' entspricht schlicht und einfach nicht den Fakten."
... der Kritik an den "Brigitte"-Sparmaßnahmen: "Ich kenne die Vorwürfe, und sie sind mir nicht egal. Viele der Betroffenen kenne ich persönlich. Ich weiß aber auch: Egal, wie man so was macht, man macht es falsch. Mit Kritik muss man leben und es ist legitim, Kritik zu üben. Ich würde mir nur manchmal wünschen, dass manche Kritiker zumindest erst einmal versuchen würden, die Fakten zu prüfen, bevor sie etwas – meist vom 'Hörensagen' – schreiben."
Alle von Gruner + Jahr freigegebenen Zitate wurden auf der
Website des Hamburger Presseclubs veröffentlicht.