Jörg Hausendorf im Interview

Bauer will pro Jahr ein Wochenmagazin auf den Markt bringen

Jörg Hausendorf
Bauer Media Group
Jörg Hausendorf
Auf die Dauer hilft nur Power, sagt Bauer: Europas größter Zeitschriftenverlag antwortet offensiv auf die neuen Wettbewerber in einem seiner wichtigsten Segmente, den wöchentlichen Frauenzeitschriften. Man habe "den Anspruch, pro Jahr ein Wochenmagazin zu starten", sagt Bauers Deutschlandchef Jörg Hausendorf im HORIZONT-Interview: "Das ist die Königsdisziplin." An anderer Stelle zeigt er sich jedoch eher defensiv.
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Während Hausendorf das angekündigte Weekly von G+J ernst nimmt ("Wir fühlen uns angesprochen"), hält er die neue Deutschlandausgabe des "National Enquirer" für einen "Versuch, der zum Scheitern verurteilt ist". Derweil bastelt Bauer nicht nur an einem neuen wöchentlichen Frauentitel, sondern auch an einem neuartigen TV-Programmie. "Ich glaube, dass wir in Deutschland auch beim Printumsatz wachsen können, inklusive Neugründungen und Zukäufen", so der Konzerngeschäftsleiter. Im vergangenen Jahr habe man im Vertrieb das Minus auf etwa 3 Prozent beschränken können, in der Vermarktung auf plus/minus Null. "Damit schlagen wir uns deutlich besser als der Markt und gewinnen erneut Marktanteile."


Derweil verschiebt er die IVW-Meldung seines jüngsten Groß-Launches "People" aufs "1. Halbjahr 2016" – und räumt erstmals einen eher stolpernden Start am Kiosk ein: "Klar, im Vertriebsmarkt hatten wir uns für die ersten Monate etwas mehr vorgenommen, die Anlaufphase hat länger gedauert." Jetzt sei man mit 105.000 verkauften Heften "auf einer guten Höhe", wolle aber noch weiter steigen: "Da geht noch mehr, das wissen wir."

Außerdem erwägt Bauer möglicherweise den Ausstieg aus den digitalen Flatrate-Kiosken Readly und Pressreader: "Was die Volumina angeht, haben sich die Erwartungen nicht erfüllt", so Hausendorf. Man prüfe, ob die Engagements weiter Sinn ergeben: "Der Griff zum gedruckten Heft scheint in Deutschland stärker verankert zu sein als in vielen anderen unserer Märkte."

"Anders als andere Häuser haben wir kaum Maschinenumsätze"

Das Digitalgeschäft bei Bauer läuft getrennt von Print, in der weltweiten Sparte Xcel Media. Und für etliche Ihrer Heftmarken gibt es keine Websites, sondern nur Sammeladressen, etwa Wunderweib.de für die Frauentitel. Behindert beides nicht die crossmediale Markenführung?
Wir halten es für richtig, das Digitale als eigenständigen Bereich zu führen. So können die Geschäfte besser den Regeln folgen, die im Internet und auf mobilen Geräten eben gelten. Die Markenverantwortung liegt weiter bei uns nationalen Geschäftsführern, und wir achten sehr darauf, dass alle Digitalaktivitäten dazu passen – ebenso wie wir in Print die Arbeit unserer Chefredakteure begleiten. Und die Vermarktung erfolgt je Land ohnehin unter einem Dach.

Bauers Digitalanteil an allen Erlösen liegt bei 5 Prozent. Und nur auf Werbung bezogen?
Rund 12 Prozent unserer Vermarktungsumsätze sind digital. Anders als andere Häuser haben wir ja kaum Maschinenumsätze, dafür mehr Erlöse aus der Crossmedia-Vermarktung unserer Marken. Das funktioniert sehr gut: Bei einigen Marken, etwa bei "Lecker", sind die digitalen Werbeerlöse bereits so hoch wie die in Print. Noch ein Wort zu den digitalen Gesamterlösen: Es wäre leicht, Umsatz hinzuzukaufen. Wir akquirieren aber nur gezielt – wenn alles passt, vor allem die Strategie und der Preis.
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