Hubert Burda im Dezember bei der Präsentation seines Buches
Am kommenden Montag wird Hubert Burda 75 Jahre alt. Dem "SZ Magazin" gewährte der sonst mittlerweile eher medienscheue Verleger ein großes, sehr persönliches Interview, das tiefe Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt des promovierten Kunsthistorikers bietet, der nach schwierigen Lehrjahren den elterlichen Verlag zu einem der größten und innovativsten deutschen Medienunternehmen geformt hat.
Vieles, was Sven Michaelsen und Michael Ebert in dem Interview ansprechen, ist bereits hinlänglich bekannt - das schwierige Verhältnis der dominanten Eltern, der frühe Wunsch, Künstler zu werden, der von vielen Rückschlägen gekennzeichnete Start im elterlichen Verlag, der Durchbruch mit der Gründung des "Focus" und schließlich die Wandlung des oft belächelten "Schwarzwald-Spingerles" zu einem der Vordenker und Pioniere der deutschen Medienlandschaft. Das gesamte, sieben Seiten lange Interview mit dem offensichtlich bestens aufgelegten Burda ist allerdings gespickt mit wunderbaren Anekdoten und Einsichten.
Besonders lesenswert ist unter anderem die Passage, in denen Burda seine ersten Gehversuche im väterlichen Unternehmen beschreibt. Nach der Pleite seines ersten eigenen Magazinprojekts "M" übertrug ihm der Vater Franz Burda die Verantwortung für das Klatschblatt "Bunte": "Ich war damals oft in St- Moritz und Saint-Tropez und war in Gefahr, in diese Welt der reichen Erben abzustürzen. Aber in mir war etwas drin, was raus musste. 1976 war der Vater dann großzügig genug, diesem gescheiterten Vogel mit seinen 36 Jahren die 'Bunte' zu geben. Sie war seine absolutes Lieblingskind".
Mein neues Evangelium hieß: Media is Art.
Hubert Burda
Einen entscheidenen Einfluss bei dem Umbau des Blattes zur führenden deutschen Peolple-Magazin hatte Andy Warhol, den Burda 1973 nach Offenburg eingeladen hatte. "Anders als viele meiner linken Freunde verachtete er die Massenmedien nicht. Weil er den Clash von High und Low spannend fand, wurde er für mich zur Symbolfigur dafür, dass die Welt der Illustrierten und die Welt der Kunst und Literatur nicht unvereinbar sind. Man kann in diesen beiden Welten leben, ohne die eine gegen die andere ausspielen zu müssen. Mein neues Evangelium hieß: Media is Art. Es war die Lektüre von Warhols Zeitschrift 'Interview', die mich darauf brachte, aus der 'Bunten' ein modernes People-Magazin zu machen."
Ein weiteres Schlüsselerlebnis, das Burda beschreibt, ist die Begegnung mit dem Medienphilosophen Vilém Flusser, durch den Burda auf den Medientheoretiker Friedrich Kittler stieß: "Durch Kittler habe ich kapiert, dass der Computer zum alles integrierenden Leitmedieum werden würde."
Sein eigenes Mediennutzungsverhalten ist dagegen rührend altmodisch: So bekennt Burda, dass er noch nicht einmal ein Smartphone besitzt: "Ich telefoniere mit einem Nokia-Modell, dass sicherlich über zehn Jahre alt ist. Ich hänge nun mal an diesem Ding." Und morgens hört er im Radio klassische Musik: "Mein Radioapparat ist dreißig oder vierzig Jahre alt. Auf einem Knopf steht Bayern 4. Und den drücke ich jeden Morgen um sieben Uhr fünfzehn."
Als Facebook kam, wusste ich, meine Generation ist vorbei. Diese Likes waren eine Lachnummer für mich.
Hubert Burda
Die Erkenntnis, dass es an der Zeit war, sich aus dem operativen Geschäft zurückzuziehen, kam mit dem Siegeszug der sozialen Netzwerke: "Als Facebook kam, wusste ich, meine Generation ist vorbei. Diese Likes waren eine Lachnummer für mich. Weil ich Facebook nicht benutzt habe, habe ich den Anschluss an alles verloren, was danach kam."
Zu seiner heutigen Rolle im Unternehmen sagt Burda: "Nach wie vor gilt: Bestellt Chefredakteure nicht ohne mich. Ansonsten bin ich der freie Radikale, der durchs Unternehmen läuft und Fragen stellt, auf die man nicht kommt, wenn man im Hamsterrad ist."
Auch zur Zukunft des Familienunternehmens äußert sich Hubert Burda: "Den Kindern gehören 49 Prozent der Hubert Burda Media, und mein Eindruck ist, dass beide ernsthafte Gedanken haben, in das Unternehmen zu gehen."
Das gesamte Interview mit Hubert Burda erscheint im "SZ Magazin" vom 6. Februar.
dh