Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!

Warum die aktuelle Staffel das langweiligste Dschungelcamp ever ist

Die elf Bewohner des Dschungelcamp 2015
RTL/Stefan Gregorowius
Die elf Bewohner des Dschungelcamp 2015
Am Samstag wird der neue Dschungelkönig gekrönt. Auch wenn noch nicht klar ist, wer das Zepter von Dschungelqueen Melanie Müller übernehmen wird, eines steht bereits jetzt fest: Die diesjährige Ausgabe von "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" wird als die langweiligste Staffel ever in die Geschichte der RTL-Show eingehen. Vor allem mit den Kandidaten hatte der Sender in diesem Jahr kein Glück. Bleibt die Frage: Waren die Dschungelcamper einfach nur langweilig oder in Wirklichkeit erschreckend kaltschnäuzig?
Teilen
Wenn man bei Twitter IBES in das Suchfeld eingibt, blendet der Kurznachrichtendienst als ersten Suchvorschlag "ibes langweilig" ein. Tatsächlich war die Langeweile im Dschungelcamp zeitweise so quälend, dass die Produktion versuchte, aus der Not eine Tugend zu machen. Die Zuschauer sahen Angelina beim Schlafen, Rebecca beim Schlafen, Aurelio beim Schlafen. Ex-Boygroup-Sänger Benjamin Boyce, rein äußerlich immerhin einer der knackigsten Dschungelcamper anno 2015, entpuppte sich als dermaßen maulfaul und langweilig, dass er tagelang überhaupt nicht in Erscheinung trat. "Hat der als Luxusartikel den Tarnmantel von Harry Potter?" fragte ein Zuschauer bei Twitter. "EIL! Benjamin kann sprechen", twitterte ein Zuschauer, als sich der Sänger ausnahmsweise mal zu Wort meldete.

Auch andere Kandidaten entpuppten sich als Totalausfall: Patricia Blanco und Rebecca Siemoneit-Barum blieben genauso blass wie man es im Vorfeld erwartet hatte, aber auch die vermeintlichen Dschungelzicken und Playboy-Bunnies Angelina Heger und Sara Kulka sorgten kaum für Unterhaltung. Camp-Küken Angelina fiel vor allem durch ständiges Genöle auf und verließ das Camp freiwillig. Sara, offensichtlich als neue Dschungelnatter und Nachfolgerin von Chaosqueen Larissa Marolt gecastet, dämmerte erst nach ihrem Auszug aus dem Camp, dass sie die Erwartungen nicht erfüllt hatte: "Ich hätte mehr zicken sollen", vermutete sie nach ihrem frühen Ausscheiden.

Außer der unbekümmert dauerschnatternden Tanja Tischewitsch lieferte allein Walter Freiwald, der "Dschungelkönig der Herzen" eine standesgemäße Vorstellung ab. Ohne den Fast-Bundespräsidenten und eingebildeten RTL-Programmdirektor müsste man "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus" 2015 wohl als Totalausfall werten. Selbst die erste Folge nach seinem Auszug wurde bezeichnenderweise noch zu großen Teilen mit dem ehemaligen "Der Preis ist heiß"-Moderator gefüllt. "Es ist ok. Es ist nur ein Spiel", kommentierte "Ur-Walter" sein Ausscheiden. Es war ein seltener Moment der Erkenntnis des sonst offensichtlich in seiner eigenen Welt gefangenen Moderators.

Denn die meisten anderen Kandidaten haben das Dschungelcamp offensichtlich nicht als Spiel, sondern als gut bezahlten Job verstanden, bei dem es in erster Linie darum geht, die Zeit so unbeschadet wie möglich abzusitzen. Bezeichnend dafür war die Frage der überforderten Angelina Heger im Dschungeltelefon, ob sie denn auf einen Teil ihrer Gage verzichten müsse, wenn sie das Camp freiwillig verlässt. Der selbst ernannte Leitwolf Aurelio beschwerte sich gar bitterlich, dass der Dschungelkönig kein Preisgeld bekommt, wie er und sein Management geglaubt hatten – und trat fortan in den Schlafstreik.

Die Zeiten, in denen aufstrebende TV-Sternchen und abgehalfterte Altstars ernsthaft glaubten, das Dschungelcamp könnte ihrer Karriere noch einmal einen Kick geben, sind ganz offensichtlich vorbei. Keine guten Aussichten also für RTL und die Fans von "IBES". Denn ohne Kandidaten, die sich auf das Spiel der Eitelkeiten im Dschungelcamp einlassen, ist "Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!" nicht viel mehr als eine mäßig spannende Spielshow im Busch. Und die könnte man dann tatsächlich billiger in Köln-Hürth produzieren als am anderen Ende der Welt. dh



stats