Burda-Chef Kallen baut Digitalgeschäft weiter aus (Bild: Burda)
Paul-Bernhard Kallen hat den Einfluss von US-Internetkonzernen wie Google scharf kritisiert. "Wir müssen fairen Wettbewerb schaffen", sagt der Vorstandsvorsitzende von Hubert Burda Media im
Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Er fordert gleiche Rahmenbedingungen für alle europäischen und amerikanischen Unternehmen.
"Unser Problem ist, dass wir diese Spielregeln und Vorteile für europäische Unternehmen einfach nicht haben. Wir treten unter ganz anderen Bedingungen an, wir zahlen Steuern, wir haben härtere Datenschutzregeln. Amerikanische Unternehmen aber dürfen ihre eigenen Spielregeln nach Europa mitbringen", sagt Kallen. Zugleich kritisiert er die offene Parteinahme der US-Regierung und Präsident Barack Obama für die US-Industrie: "Dass wir uns in diesem Zusammenhang von einem amerikanischen Präsidenten sagen lassen müssen, die unfairen Wettbewerbsvorteile für die US-Konzerne sind richtig, weil die das Internet erfunden haben, das ist doch wirklich ein Gag."
Neben einer Angleichung der Rahmenbedindungen fordert Kallen zudem Auflagen für die Produkte von Google & Co. So müsse es für jede Stufe Alternativen geben: "Wer ein Betriebssystem von
Google hat, muss die Möglichkeit haben, die Suchmaschine oder ein Bezahlsystem eines anderen Anbieters zu nutzen. Die Pakete müssen entbündelt werden", sagte Kallen der "Süddeutschen Zeitung".
Eine große Belastung für das Geschäft von Hubert Burda Media ist derzeit auch die Krise der russischen Wirtschaft: "Der Verfall des Rubels trifft uns enorm, die Konjunktur kommt ins Stottern, das schlägt durch." Durch die Probleme in Russland, wo Burda rund 60 Magazine herausgibt, sowie den Verkauf seiner Beteiligung an dem Tierbedarfshändler Zooplus, ging der Umsatz des Konzerns im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zurück. Ohne den Einmaleffekt durch Zooplus stieg der Umsatz um 3,8 Prozent.
Für zusätzlichen Umsatz sollen künftig auch Paid-Content-Angebote sorgen. "Auch wir werden in Zukunft mit Bezahlinhalten experimentieren", kündigt Kallen an. Bislang war Burda sehr skeptisch in Bezug auf Paid Content. "Ich habe nichts gegen Bezahlinhalte. Die Frage ist: Für welche digitalen Inhalte ist der Konsument bereit, zu zahlen? Und lohnt es sich, solchen Inhalt gezielt zu produzieren? Nur in engem Kontakt mit dem Leser und Kunden kann man herausfinden, was wirklich klappt."
dh