Hans-Peter Buschheuer

Warum der Chefredakteur des "Berliner Kurier" gehen muss

Muss gehen: Hans-Peter Buschheuer
Dumont
Muss gehen: Hans-Peter Buschheuer
Zwölf turbulente Jahre lang hat Hans-Peter Buschheuer den "Berliner Kurier" geleitet. Heute hat der Verlag M. DuMont Schauberg den 62-Jährigen von seinen Aufgaben als Chefredakteur entbunden. Nachfolger wird der bisherige Stellvertreter Elmar Jehn.
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Gekriselt hat es schon lange zwischen dem Blattmacher des Ost-Berliner Boulevardtitels auf der einen und der Geschäftsführung des Berliner Verlags und der Kölner Konzernzentrale auf der anderen Seite. „Unterschiedliche Auffassungen zur Weiterentwicklung der Marke“ lautet denn auch die offizielle Begründung für die Freistellung des Chefredakteurs. Tatsächlich ging es allerdings nicht um Konzepte der Zukunft, sondern um die Finanzen von heute. Buschheuer wollte die neuerliche Kürzung seines Honoraretats in sechsstelliger Größenordnung nicht hinnehmen, er sah seine journalistische Handlungsfähigkeit auf dem umkämpften Berliner Zeitungsmarkt durch den Sparkurs der Eigentümer bedroht. In der vergangenen Woche schließlich provozierte er den Rausschmiss, als er der Ausgliederung seiner Redaktion in eine Berliner Kurier GmbH widersprach. Diese Ausgründung ist Bestandteil einer umfassenden Neuorganisation im Hause DuMont, mit Sparmaßnahmen hat sie nichts zu tun. Nachdem alle Versuche scheiterten, Buschheuer von diesem Widerspruch abzubringen, sah der Vorstand des Kölner Medienhauses keine andere Wahl als die Trennung.


Buschheuer hat den „Berliner Kurier“ mit beachtlicher Standfestigkeit durch schwierige Zeiten geführt. Zwar sank die Auflage zuletzt auf nur noch knapp 84 000, ein Minus von 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr.  Aber der Westberliner Konkurrenz „B.Z.“ geht es keinen Deut besser, und auch Springers Flaggschiff „Bild“ verliert Jahr für Jahr deutlich an Auflage in der Hauptstadt. Axel Springer hat unter dem Druck der Marktentwicklung „Bild“ und „B.Z.“ in Berlin inzwischen unter einem gemeinsamen redaktionellen Dach zusammengefasst, eine vergleichbare  Option hat der Berliner Verlag, in dem neben dem Kurier die „Berliner Zeitung“ erschient, nicht.
Designierter Nachfolger Buschheuers ist Elmar Jehn, der vorerst die kommissarische Leitung der Redaktion gemeinsam mit Jan Schmidt (ebenfalls stellvertretender Chefredakteur) und Art-Direktor Martin Geiger übernommen hat. Jehn solle ein Zukunftskonzept für den Titel umsetzen, „in dem das Digitale eine sehr prominente Rolle spielt“, kündigt DuMont-Zeitungsvorstand Robert von Heusinger an. Der 52-Jährige, der wie Buschheuer vor seinem Wechsel nach Berlin beim Kölner „Express“ arbeitete, steht nun zugleich für einen Generationswechsel an der Spitze des „Berliner Kuriers“. uv

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