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"Interview" will gelesen werden
„All is pretty", diktierte Pop-Art-Pionier
Andy Warhol einst seiner Sekretärin in den Block und prägte damit einen Leitsatz, der auch die deutsche Ausgabe von „Interview" prägt. Schöne Menschen, die schöne Dinge an schönen Orten tragen (und dafür ein schönes Geld ausgeben), die nicht nur Interessantes besprechen sondern es auch tun: Als Warhol vor über 40 Jahren das Magazin in den USA auf den Markt brachte, sollte es im besten Falle funktionieren wie eine glamouröse Dinnerparty, als Radar des Neuen, als „Crystal Ball of Pop". So formierte sich in „Interview" neben Anzeigenstrecken der Luxusmarken schon immer eine eigene Welt zwischen Kreativität, glamourösem Sex-Appeal und künstlerischer Avantgarde. Der Name ist dabei gleichzeitig auch Programm: Wer nicht lesen mag, sollte besser zu einem anderen Heft greifen.
Mit Sängerin
Lana del Rey auf dem Titel ging „Interview" im Februar 2012 auch in Deutschland an den Start - glücklicherweise nahezu als Eins-zu-Eins-Übernahme des bedeutenden Originals. Es ist der Punk unter den Fashionmagazinen, eine Bühne für talentierte Menschen, die Tabus brechen und ihren künstlerischen Visionen freien Lauf lassen. Und es ist eine Auszeichnung für Berlin, für die deutsche Großstadt.
Chefredakteurin Lisa Feldmann schreibt im Editorial der aktuellen Ausgabe: „Europa liegt vorn, so kreativ wie nie zuvor. Deutschland ist ein spannendes Land geworden, vielleicht sogar so spannend wie New York."
Das aktuelle Heft
Naomi Campbell im Gespräch mit Marc Jacobs
Es gibt wenige Magazine, um die sich ähnlich viele Geschichten und Gerüchte ranken wie um Andy Warhols „Interview". Vor allem um das, was laut Name Programm ist: Jede Aufnahme sei wortwörtlich und unredigiert in die schriftliche Form zu bringen, bestimmte der Meister, jeder Einwurf, jedes Räuspern musste von der Sekretärin transkripiert werden. Beiträge, für die Warhol in legendären Diskotheken wie dem Studio 54 einfach ein Tonband mitlaufen ließ, wurden oft sogar unbearbeitet ins Blatt übernommen, heißt es.
Wahrheitsgehalt der Erzählungen, opulente Mode- und charismatische Bildstrecken hin oder her: Das, was „Interview" auszeichnet, von anderen Titeln abhebt und es so sehr besonders macht, das ist der Text.
Lesen hübsch gemacht: Carla Juri im Gespräch und im Kleid
Egal ob Autor
Jörg Harlan Rohleder Schauspieler und Dior-Homme-Model
Robert Pattinson interviewt oder „Feuchtgebiete"-Autorin
Charlotte Roche die „Feuchtgebiete"-Darstellerin
Carla Juri - das Lesen der Stücke, bei denen das geschriebene Wort und nicht die beeindruckende Illustration im Vordergrund steht, vermittelt fast das Gefühl, sich mit zu unterhalten. Auch das Gespräch mit Teeniestar
Miley Cyrus läuft über mehrere Seiten, genau wie die Strecke mit
Charlotte Gainsbourg und das bereits eingangs erwähnte Aufeinandertreffen von Designer
Marc Jacobs und Supermodel
Naomi Campbell. „Interview" will gelesen werden - dass es mit fantastischen Bildern und luxuriösen Produkttipps („Wer behauptet, Geld mache nicht glücklich, geht wohl in die falschen Läden") zwischendurch etwas spannende Abwechslung schafft, ist ausnahmsweise erlaubt. Vor allem mit einer derart herausragenden Modefotografie, mit provokativen Motive und außergewöhnlichen Bildschnitten, die die schillernde Welt der Stars und Sternchen in Farbe hüllen.
HORIZONT liest ...
Printkrise hin oder her, noch nie hat es an deutschen Kiosken eine so große Auswahl gegeben wie im Jahr 2013. Der Leser kann aus rund 6000 Zeitschriftentiteln wählen, dazu kommen die regionalen und überregionalen Tageszeitungen.
In dieser Online-Kolumne wühlt sich die HORIZONT-Redaktion wöchentlich durch die Vielfalt am Zeitschriften- und Zeitungsstand und stellt ihre Favoriten jeden Donnerstag vor.
Auflage
„Interview" startete in Deutschland im Februar vergangenen Jahres mit einer gedruckten Auflage von 100.000 Exemplaren á 270 Seiten. Aktuelle Zahlen gibt es momentan noch nicht, nach Angaben des Verlags bewegt sich die verkaufte Auflage zwischen 50.000 und 70.000 Exemplaren. Die ersten offiziellen IVW-Zahlen sind für das 3. Quartal 2013 angekündigt.
Zielgruppe
Laut Mediadaten richtet sich „Interview" an eine stilsichere, neugierige und moderne Leserschaft, sowohl an Frauen als auch an weltoffene Männer, die global denken und fühlen und an vielen Themen interessiert sind. Vor allem aber sollte dem Leser die verschrobene Dekadenz von Magazingründer Andy Warhol nicht unsympathisch sein, die auch die deutsche Ausgabe des Magazins unterschwellig aber spürbar auszeichnet.
Facts
„Interview" erscheint zehnmal jährlich in der gleichnamigen Verlagsgruppe in Berlin. Eine 1/1-Anzeigenseite kostet laut Preisliste 16.500 Euro. Der Copypreis liegt bei 4 Euro.
kl
Bilderseite im "Interview"-Stil