Ex-Google-CEO Eric Schmidt ist ein bisschen die Inkarnation des Google-Mottos „Don’t be evil“. Kein Wunder, dass der Suchkonzern ausgerechnet seinen Verwaltungsratchef zur Good-will-Tour nach Deutschland schickt. Seine
Kernmessage in einer Rede gestern: „Wir sind nach wie vor nicht böse – und Amazon ist unser schärfster Konkurrent“.
„Google ist nicht nützlich, weil es beliebt ist; wir sind beliebt, weil wir nützlich sind.“ Die Aussage stimmt. Und sie relativiert etwas das kernige Statement von Gabor Steingart in seinem heutigen Morningbriefing. Der diskussionsfreudige Handelsblatt-Chef hatte in seinem heutigen Morningbriefing geschrieben: „Längst ist Google nur noch ein anderes Wort für Einsamkeit. Es gibt keine Partei mehr, die sich zum Fürsprecher der Datensammler machen möchte.“
In der Tat findet Google in Deutschland auf der politischen Ebene kaum einen wichtigen Vertreter, der nicht in der so modischen Anti-Google-Einheitsfront mitläuft. Deshalb verwundert es nicht, dass Schmidt zum zweiten Mal innerhalb von vier Monaten hierzulande auf Goodwill-Tour ist. Aber einsam ist der Konzern beileibe nicht – das belegt die Google-Suche Tag für Tag aufs Neue. Auch das Geschick, mit der der Internetkonzern seit geraumer Zeit erfolgreich Kreative aus Agenturen zum
Wechsel ins Google-Imperium überredet, zeugt von einer immensen Anziehungskraft – dem genauen Gegenteil der Einsamkeit auf politischer Ebene.
Heute diskutiert Schmidt mit Wirtschaftsminister Gabriel, einem der Wortführer der Anti-Google-Front. Gestern hielt Charmeur Schmidt eine Charme-Rede vor ausgewähltem Publikum. Die größte Neuigkeit: Das Eingeständnis, das nicht etwa Yahoo, Bing oder Facebook aus Google-Sicht der größte Google-Konkurrent ist, sondern Amazon. Schmidt: „Man denkt bei Amazon nicht gleich an die Suche, aber wenn man etwas kaufen möchte, guckt man häufiger danach bei Amazon als dass man es nicht macht. Im Grunde antworten sie auf Anfragen und Suchen der Nutzer genauso, wie wir es tun – auch wenn Amazon offensichtlich den Kaufaspekt der Gleichung stärker im Blick hat.“ vs