Germany's next Topmodel

Zu dünn wegen Heidi? Die "Topmodel"-Show und die Essstörungen

Pro-Sieben-Kampagne für "Germany's next Topmodel": Heidi Klum als Testimonial für ihre eigene Sendung
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Pro-Sieben-Kampagne für "Germany's next Topmodel": Heidi Klum als Testimonial für ihre eigene Sendung
Die Geschichte von "Germany's next Topmodel" ist eine Geschichte von erbitterten Vorwürfen. Die Einwände gegen die Show von Heidi Klum reichen von unverhohlenem Sexismus bis zu einem verzerrten Bild der Modewelt. Vor allem aber sind nie die Rufe verstummt, das Format könne bei Mädchen und jungen Frauen Essstörungen wie Bulimie und Anorexie fördern.
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ProSieben verwehrt sich gegen den Anwurf. Doch erst vor wenigen Tagen kündigte die Medienanstalt Berlin-Brandenburg an, sie werde die Show von Jugendschützern prüfen lassen. Der Verein Pinkstinks hatte das in einer Online-Petition gefordert. "Prüft Germanys Next Topmodel! Damit 2016 nicht noch mehr Kinder und Jugendliche durch die Sendung zum Hungern animiert werden, weil Heidi Klum Erniedrigung und Sich-Zurücknehmen als 'sexy' definiert", heißt es darin.

Hintergrund des neuen Anlaufs ist eine Studie, die einen Zusammenhang zwischen "Topmodel" und Essstörungen herstellt. Das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZ), das dem Bayerischen Rundfunk unterstellt ist, und der Bundesfachverband Essstörungen haben 241 Patienten zur Rolle von Fernsehsendungen im Kontext von Essstörungen wie Magersucht und Bulimie befragt.

Fast ein Drittel der Betroffenen gab dabei an, die TV-Reihe sei entscheidend für die eigene Krankheitsentwicklung gewesen. Ein weiteres Drittel sieht zumindest einen "leichten Einfluss" der Sendung auf ihre Krankheit. Ein Großteil der Befragten (85 Prozent) stimmte der Aussage zu, dass die Show Essstörungen verstärken kann.

ProSieben weist solche Kritik entschieden zurück. Das Thema Essstörungen sei unabhängig von der Sendung. Außerdem: "Bei "Germany's next Topmodel" ist gesunde und nachhaltige Ernährung ein wichtiges Thema". Regelmäßig würden Juroren darauf hinweisen: "Wer hungert, hat keine Chance als Model erfolgreich zu sein. Das 'Schönheitsideal' Size Zero spielt in der Sendung keine Rolle."

Die Studie des IZI kommt für Pro Sieben zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Am 14. Mai steigt in Mannheim das Finale der diesjährigen Staffel, der Sender überträgt ab 20.15 Uhr live. Um den Sieg und den obligatorischen Modelvertrag kämpfen Anuthida (17) aus Lübeck, Vanessa (19) aus Bergisch-Gladbach, Ajsa (18) aus Tübingen und Katharina (19) aus Winsen.

Die Generalprobe lief aus Quotensicht suboptimal: Auf dem ungewohnten Sendeplatz am Sonntagabend holte GNTM lediglich 12,3 Prozent Marktanteil. Vergangenen Donnerstag lief es dafür deutlich besser. dpa/ire
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