Burda-Manager Burkhard Graßmann
Erst kündigte es der "Spiegel" an, jetzt zieht der "Focus" nach. Geht es nach den Print-Strategen von Spiegel Verlag und Burda, dann findet die Lektüre der großen deutschen Nachrichtenmagazine künftig vorwiegend am Wochenende statt. Ab Anfang 2015 liegen beide Titel schon samstags am Kiosk. Mit dem neuen Erscheinungstag reagiert das Faktenmagazin aus dem Hause Burda nach eigenen Angaben auf die veränderten Mediennutzungsgewohnheiten.
Die Veränderung des Erscheinungstages kann durchaus als Kampfansage an den Wettbewerber an der Hamburger Ericusspitze verstanden werden. Die Vorstellung, dem "Spiegel" das Wochenende kampflos zu überlassen - und die eigenen Leser weiterhin in der stressigen Woche gewinnen zu müssen, war dem Burda-Vorstand und wohl auch dem
angehenden Chefredakteur Ulrich Reitz ein Dorn im Auge. Daher hat das Medienhaus in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Erscheinungstag vorverlegen zu können.
Das Wochenende ist erwiesenermaßen die Zeit, in der Konsumenten am meisten einkaufen und auch am meisten lesen.
Burkhard Graßmann
Das Ergebnis des Prozesses, an dem Partner aus Produktion, Druck und Vertrieb beteiligt waren: Leser des gedruckten Magazins erhalten den "Focus" ab Januar 2015 bereits am Samstag statt am Montag. Die digitalen Ausgaben sollen bereits ab Freitag abrufbar sein.
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Als Reaktion auf den "Spiegel", der die Veränderung des Erscheinungstages bereits
Ende 2013 verkündet hat, will Burda die Maßnahme freilich nicht verstanden wissen - und verweist auf die sich verändernden Mediennutzungsgewohnheiten. Erkenntnisse aus Leserbefragungen hätten gezeigt, dass am Wochenende besonders viel Zeitschriften gelesen werden. „Die Wahl des neuen Erscheinungstags kommt sowohl dem journalistischen Konzept von Focus als auch den Gewohnheiten unserer Leser entgegen. Denn auch unter Chefredakteur Ulrich Reitz wird die Redaktion Orientierung und Hintergründe bieten, die helfen, das aktuelle Geschehen einzuordnen", erklärt Burda-News-Geschäftsführer
Burkhard Graßmann. "Focus" werde künftig Analysen, Ausblick, Meinungen sowie Nutzwert und Nachrichten mit exklusivem Charakter zum Wochenende liefern, verspricht der Manager. Die Umstellung sei auch eine "gute Nachricht" für die Anzeigenkunden des "Focus". "Denn das Wochenende ist erwiesenermaßen die Zeit, in der Konsumenten am meisten einkaufen und auch am meisten lesen", so Grassmann weiter.
Gedruckt wird der "Focus" auch in Zukunft von BurdaDruck in Offenburg. Für den Vertrieb ist der MZV zuständig. Redaktionsschluss für das gedruckte Nachrichtenmagazin ist ab 2015 am Donnerstag, die App kann wie bisher auch danach aktualisiert werden.
mas