Der Presserat redet den deutschen Medien ins Gewissen
Die Berichterstattung über den Absturz der Germanwings-Maschine in Frankreich hat nicht nur innerhalb der Medienbranche zu hitzigen Diskussionen über den richtigen Umgang mit der Katastrophe geführt - auch viele Menschen beschäftigt das Presseecho über das Unglück. Dem Deutschen Presserat liegen mittlerweile 430 Beschwerden zu dem Thema vor - ein neuer Rekordwert.
"Noch nie gab es so viele Beschwerden zu einem einzelnen Themenkomplex", sagte der Sprecher des Presserats, Tilmann Kruse am Mittwoch. Zum Vergleich: Zur Berichterstattung über die Loveparade in Duisburg im Jahr 2010 gab es 241 Beschwerden, im gesamten Jahr 2014 sind beim Deutschen Presserat etwa 2000 Beschwerden eingegangen.
Die Beschwerden betreffen verschiedene Aspekte der Berichterstattung: Die Veröffentlichung von Fotos der Opfer war ebenso Gegenstand vieler Reaktionen wie die identifizierende Berichterstattung über den Co-Piloten und die Frage des Schutzes der Angehörigen sowohl des Piloten als auch der Opfer. Weitere Beschwerdegründe war die potenziell unangemessene sensationelle Berichterstattung, die Frage der Vorverurteilung des Co-Piloten und das Ansehen der Presse, teilt der Presserat mit.
Die Medien, gegen die sich die Beschwerden richten, werden in den kommenden Tagen informiert und um eine Stellungnahme gebeten. Wird ein Verfahren eingeleitet, haben die betroffenen Medien drei Wochen Zeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Die Beschwerdeausschüsse des Presserates werden voraussichtlich am 2. und 3. Juni über die Beschwerden beraten.
dh