Niels Annen, außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, sagte der Tageszeitung "Die Welt": "Ich erwarte, dass die Bundesregierung einen rechtskonformen Weg findet, die Bitte der türkischen Regierung um eine Strafverfolgung abzulehnen." Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, ergänzte: "Die Bundesregierung sollte den Fall unkommentiert der deutschen Justiz überlassen und damit Erdogan mit einem weiteren Prinzip demokratischer Staaten vertraut machen – der Gewaltenteilung."
Für eine Strafverfolgung in solchen Fällen braucht es neben dem Strafverlangen der Türkei auch eine entsprechende Ermächtigung vonseiten der Bundesregierung. Böhmermann hatte in seinem Gedicht beleidigende Formulierungen benutzt, um - wie er selbst erläuterte - die Unterschiede zwischen in Deutschland erlaubter Satire und verbotener Schmähkritik deutlich zu machen.
Der aus der Türkei stammende Schriftsteller Feridun Zaimoglu verteidigte das umstrittene Gedicht. "Keinen Fußbreit der Zensur!", sagte der Autor den "Kieler Nachrichten" (Dienstag). Die Reaktion aus der Türkei auf die Satire über den türkischen Präsidenten wertet Zaimoglu als Eingriff in die Meinungsfreiheit. "Die Mächtigen verhöhnen und demütigen die Freiheit", sagte der 51-Jährige. "Dabei suchen sie sich Einzelne, die sie nicht mit Lobpreis besingen."
Springer-Chef Mathias Döpfner springt Böhmermann zur Seite
In der Öffentlichkeit hat Böhmermann zuletzt prominente Zustimmung erfahren, unter anderem von Axel-Springer-Vorstands-Chef Mathias Döpfner und Kabarettist Dieter Hallervorden (80). dpa