NDR-Intendant hält die Manipulationen für "nicht hinnehmbar" (Bild: NDR)
Es kommt einer umfassenden Selbstanzeige gleich: Der NDR hat eingeräumt, dass in den Jahren 2011 bis 2013 bei mehreren Unterhaltungssendungen, die auf nicht repräsentativen Umfragen basierten, Rangfolgen verändert worden seien, ohne dies kenntlich zu machen. Allerdings dürfte die Tragweite geringer sein als im Falle der Manipulationen beim ZDF, geht es doch um Sendungen wie "Die schönsten Mühlen Norddeutschlands".
Die Veränderungen seien durch eine interne Untersuchung zutage gefördert worden, die angestrengt worden sei, nachdem unter anderem das Medienmagazin "Zapp" über
die Mauscheleien bei der ZDF-Rankingshow Deutschlands Beste" berichtet hatte. Bei den betroffenen Formaten habe es sich durch die Bank um Unterhaltungssendungen gehandelt. Allerdings waren alle Sendungen Zusammenschnitte und wurden bis auf eine Ausnahme nicht moderiert. In einer umfangreichen Pressemitteilung macht der NDR dies transparent und listet auch die betroffenen Sendungen auf.
Im Jahre 2013 seien bei "Die schönsten Gärten und Parks des Nordens" und "Die schönsten Mühlen Norddeutschlands" die Reihenfolgen, die auf Online-Votings basierten, verändert worden. Grund: In einem Fall fehlte geeignetes Bildmaterial, im anderen war versehentlich ein falsches Gebäude zur Wahl gestellt worden. Um sich die Dimensionen, um die es hier geht, einmal vor Augen zu führen: Der Elftplatzierte der "Schönsten Gärten und Parks", der Hamburger Park "Planten un Blomen" hatte 81 Clicks. Er wurde auf Rang zehn vorgezogen, auf dem tatsächlich der Rhododendronpark Ammerland mit 88 Clicks gelandet war. Bei der einzigen moderierten Ranking-Show im Jahr 2013, der "Top Flop Gala 2013", konnten die Zuschauer per Voting eine Vorauswahl der besten Fernsehpannen und Versprecher des Jahres treffen. Die Schlussauswahl traf jedoch die Redaktion, was in der Moderation jedoch nicht gesagt wurde.
In den Jahren 2011 und 2012 stellte der NDR sieben Abweichungen zu Online-Votings fest. In einem Fall ("Die bedeutendsten Norddeutschen") fehlten für einen Beitrag die Bildrechte, in einem anderen ("Die spektakulärsten Rücktritte") wählte die Redaktion einige zu sendende Ausschnitte nach der Qualität des vorliegenden Bildmaterials aus. Bei "Die beliebtesten Party-Hits" wich die Online-Ergebnisliste von der Zusammenstellung ab, die der Redaktion vorlag - laut NDR war offenbar die Online-Abstimmung nach Beginn der Produktion wietergelaufen. Zudem äußert die Sendeanstalt die Vermutung, dass bei einzelnen Hörfunksendungen Manipulationsversuche von außen vorgenommen wurden. Die Votings seien hernach "relativiert" worden, ohne dies im Programm kenntlich zu machen.
Auch wenn es sich um vermeintlich banale Fälle handeln mag: Der NDR nimmt die Sache äußerst ernst. "Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen", so NDR-Intendant
Lutz Marmor. "Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. Deshalb haben wir vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt, die wir noch mit unseren Gremien beraten werden. Zudem sollen Online-Votings im NDR künftig restriktiver eingesetzt werden."
ire