ESC 2016

ARD rechtfertigt sich für Naidoo-Nominierung

ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber
NDR/Marcus Krüger
ARD-Unterhaltungschef Thomas Schreiber
Für die Entscheidung, Xavier Naidoo im kommenden Jahr zum Eurovision Song Contest zu schicken, musste die ARD viel Prügel einstecken: Der Musiker hatte in der Vergangenheit zweifelhafte Äußerungen über Politik und Gesellschaft getätigt und sich den Vorwurf des Rechtspopulismus, der Homophobie und des Antisemitismus eingehandelt. Nun hat Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber Naidoos Nominierung gegenüber der dpa verteidigt.
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Dass Xavier Naidoo polarisiert, habe man gewusst, so Schreiber gegenüber dpa-Mann Carsten Rave. "Die Frage ist, ob alle Hassäußerungen, die es in den sozialen Netzwerken gibt, eine sachliche Grundlage haben. Zu den einzelnen Vorwürfen: Xavier Naidoo steht für Toleranz allen Lebensentwürfen gegenüber, die es in dieser Republik gibt", sagt der ARD-Mann und erinnert an Naidoos Einsatz für die gleichgeschlechtliche Ehe, sein Werben für Toleranz gegen Religionen und Lebensentwürfen und seine Zusammenarbeit mit Künstlern unterschiedlicher sexueller Orientierung. Er habe sogar "als junger Mann als Türsteher in Schwulen-Discos gearbeitet", so Schreiber.

Auch von Antisemitismus bei Naidoo will Schreiber nichts wissen: "Xavier Naidoo setzt sich seit vielen Jahren für die deutsch-israelische Freundschaft ein, unter anderem, weil er weiß, dass sein Vater nur aufgrund der Hilfe eines jüdischen Onkels nach Deutschland kommen konnte." Er bestreite gar nicht, dass Naidoo Fehler in seinem Leben gemacht habe, sagt Schreiber und dürfte damit auf so manch zweifelhaften Songtext und seinen Auftritt bei den als neurechts eingestuften Reichsbürgern im vergangenen Jahr anspielen. "Sicher hat er - wie wir alle - nicht nur in jedem Moment alles richtig gemacht", nimmt Schreiber den Musiker in Schutz.
Die Frage bleibt, wie die ARD Naidoo als angemessenen Vertreter Deutschlands beim ESC verkaufen will, wenn der Widerstand bereits jetzt schon so groß ist. Mit dem Grünen Volker Beck oder dem hessischen SPD-Chef Thorsten Schäfel-Gümbel haben sich sogar bereits hochrangige Politiker zu Wort gemeldet und die Entscheidung der ARD kritisiert. ire / mit dpa-Material
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