"Hart aber fair"-Moderator Frank Plasberg
Die Entfernung der "Hart aber fair"-Sendung "Nieder mit den Ampelmännchen" aus der Mediathek des WDR hat am Wochenende für heftige Diskussionen gesorgt. WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn verteidigt die Entscheidung - und kündigt eine erneute Sendung zum Thema Gleichberechtigung an.
Unter anderem FAZ-Medienredakteur Michael Hanfeld hatte dem WDR in einem Kommentar
Versagen und Selbstzensur vorgeworfen - Vorwürfe, die der stolze WDR nicht auf sich sitzen lassen mag: "Der Vorwurf der Zensur oder Selbstzensur ist so gravierend, dass man ihn nicht leichtfertig erheben sollte. Für den WDR weise ich das entschieden zurück", schreibt WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn in einer am Montag verbreiteten Stellungnahme des Senders.
Die Sendung sei von knapp 3 Millionen Zuschauern gesehen worden und nach der Ausstrahlung breit diskutiert worden - auch innerhalb des Senders. "Sie nach einem halben Jahr aus der Mediathek zu nehmen, wo sie kaum mehr abgerufen wurde, war eine souveräne Entscheidung der Programmverantwortlichen. Sie erfolgte vor der Sitzung des Rundfunkrats", verteidigt Schönenborn die Entscheidung.
Dass Beiträge aus der Mediathek des WDR entfernt würden, sei zudem "kein ungewöhnlicher Vorgang", sondern komme immer wieder vor - etwa, wenn sich wesentliche Sachverhalte ändern. Die Sendung sei zudem im Archiv des Senders nicht gesperrt worden, sie stehe also nicht im "Giftschrank".
Der WDR hatte die Sendung am Wochenende aus der Mediathek entfernt. Die Sendung sei "von Frauenverbänden und Gleichstellungsbeauftragten als unseriös empfunden worden und hatte zu Programmbeschwerden und zahlreichen Protestbriefen geführt", teilte der WDR mit.
Aufgrund der großen Debatte habe die Redaktion von "Hart aber fair" zudem entschieden, das Thema erneut auf die Tagesordnung zu setzen. Voraussichtlich in zwei Wochen werde Frank Plasberg erneut über Gleichberechtigung diskutieren. "Bei uns ist Thema, was die Menschen bewegt oder aufregt. Das gilt natürlich auch, wenn wir es selber sind, die die Gemüter erhitzen", sagt Moderator Frank Plasberg. "Das haben wir mit unserer Gender-Sendung definitiv getan, ein guter Grund also, das Thema und die Reaktionen auf unsere Sendung Anfang September noch einmal bei 'Hart aber fair' zu debattieren. Dass wir das mit der gewohnten redaktionellen Freiheit tun, die im WDR ein hohes Gut ist, versteht sich von selbst", stellt der Moderator klar.
dh