Bauer kooperiert mit Pressreader
All you can read: Während etliche Verlage im Digitalvertrieb den Verkauf einzelner Texte über Plattformen wie Blendle und Pocketstory erproben, setzt die Bauer Media Group auf Flatrate-Abos – und kooperiert hier nun auch mit dem kanadischen Onlinekiosk Pressreader. Weltweit. Mehr noch: Beide Unternehmen vereinbaren gemeinsame Marketingmaßnahmen.
Schon früher als Netflix bei Filmen und Spotify bei Musik bietet Pressreader seit 2003 die Inhalte von weltweit mittlerweile über 4500 Zeitungs- und Magazintiteln (eigene Angaben) für eine monatliche Abo-Flatrate von 25 Euro an, online oder per App. Daneben kooperiert Pressreader mit Büchereien, Hotels, Cafés, Geschäftszentren, Flughäfen und Airlines, die ihren Kunden gesponserte Zugriffe bieten. Im Sommer erreichte der virtuelle Kiosk nach damals eigenen Angaben weltweit über 30 Millionen Nutzer, davon 600.000 in Deutschland. Nun verkündet das Unternehmen, dass man weltweit über 250 Millionen Menschen erreiche.
Die Partnerverlage partizipieren abhängig von der Nutzung ihrer Artikel an den Erlösen. Hierzulande machten bisher vor allem Zeitungen wie "HNA",
"Tagesspiegel", "Passauer Neue Presse" und "Rheinische Post" mit; größere Magazine waren Mangelware. Das ändert sich jetzt: Bauer speist in Deutschland zu seinem Start über 30 Titel ("Cosmopolitan", "Tina", "Bravo",
"Intouch") ein, danach folgen Bauers Auslandsmärkte, vor allem USA, England, Polen und Australien. "Um Reichweite und Erträge zu maximieren, haben wir uns entschlossen, neben traditionellen Vertriebsportalen und App-Stores unsere Zielgruppe auf neuen Wegen zu erreichen", sagt
Cedric Atta, Director of International E-Publishing bei Bauer.
So neu ist dieser Weg allerdings nicht:
Seit einem Jahr ist Bauer (neben
vor allem Funke und etlichen Special-Interest-Magazinen) mit dem Großteil seiner Titel bereits beim Pressreader-Konkurrenten
Readly vertreten, einem schwedischen Start-up, das ebenfalls nach dem Flatrate-Prinzip für 10 Euro monatlich alle PDF-Ausgaben führt. Pressreader geht indes noch viel weiter und bietet neben den PDF-Versionen eine
eigene Darstellungsoberfläche, mit der Nutzer quasi ihr eigenes Magazin zusammenstellen (lassen) und Inhalte teilen können, mit Texten aus allen Titeln der Partnerverlage. Hier plant Pressreader sogar eine eigene
Werbevermarktung – und würde damit noch weitere Verlagsfunktionen übernehmen.
Die klassischen Verlage könnten mit einer solchen Entbündelung ihrer Ausgaben junge
Digital Natives als Leser erreichen, die kaum mehr ganze Hefte kaufen, und sie werden an den Vertriebs- und vielleicht bald auch Werbeerlösen beteiligt. Andererseits degradieren sie ihre Titel auf diese Weise zu bloßen
Textlieferanten mit wohl schwindender Markenbindung und laufen Gefahr, Käufer kompletter Hefte zu verlieren.
Nikolay Malyarov, Chief Content Officer von Pressreader, sah das
im Sommer gegenüber HORIZONT ganz pragmatisch: "Die Bedeutung klassischer Medienmarken nimmt ab, stattdessen werden die Autoren als Absender des Contents wichtiger – deshalb werden Journalisten und Blogger immer mehr zur Marke."
rp