Digitale Abendzeitung

"Spiegel Daily" startet Dienstag für 2,49 Euro pro Woche

Spiegel Daily startet an diesem Dienstag
Der Spiegel
Spiegel Daily startet an diesem Dienstag
Der Countdown läuft: Am Dienstagnachmittag erscheint "Spiegel Daily" zum ersten Mal, die seit langem erwartete digitale Tageszeitung des Spiegel-Verlags. Bis Mitte August belegt ein namhafter Werbekunde das Produkt exklusiv.
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Einmal am Tag die Welt anhalten, das Geschehen dort und im Netz zusammenfassen und einordnen, Entschleunigung und Orientierung bieten – so lautet die journalistische Mission. Und der kaufmännische Auftrag lautet, digitale Vertriebserlöse zu generieren. Die Inhalte: Wichtige News erklärt, Social-Media-Debatten komprimiert, Storys, Videos, Kommentare und Kolumnen sowie Tipps für den Abend. Werktäglich um 17 Uhr erscheint "Spiegel Daily" kostenpflichtig im Web, nutzbar auf allen Endgeräten, Desktop und Mobile (hier programmiert für Googles AMP-Technologie). Aktualisiert wird danach nicht mehr – dann übernimmt Spiegel Online (SpOn) die Berichterstattung.


Zum Start können die Leser zwischen einem Monats-Pass (kostet nach einem Gratis-Probemonat 6,99 Euro pro Monat) und einem Wochen-Pass (2,49 Euro) wählen. Der Monats-Pass verlängert sich automatisch jeweils um einen Monat, der Wochen-Pass endet von selbst. Abonnenten des Digital-„Spiegel“ erhalten „Daily“ kostenlos, Print-Festbezieher bekommen für 50 Cent pro Tag via Digital-Upgrade Zugriff auf die Abendzeitung. Daneben ist „Daily“ ein Baustein des mehrstufigen Abomodells, an dem der Verlag bastelt. So soll es für ein paar Euro mehr Zugang zum SpOn-Bezahlbereich Spiegel Plus geben.

Zielgruppe ist „ein Publikum, das täglich das Weltgeschehen verstehen will, ohne permanent online“ sein zu wollen oder zu können, sagt „Spiegel“-Chefredakteur und SpOn-Herausgeber Klaus Brinkbäumer. Damit dürfte „Daily“ vor allem sich mobil informierende Pendler und Feierabendleser adressieren – und die Zeitungen des kommenden Tages attackieren. Diese allerdings bieten ihre neuen Ausgaben auch oft schon am Vorabend digital an. Oder eigenständige sogar kostenlose Zusatz-Apps oder -Newsletter, etwa "FAZ Der Tag", "SZ Espresso am Abend" oder dem neuen "Was für ein Tag!" ("Zeit Magazin").

Mit „Daily“ möchte der Verlag neue Leser ansprechen, aber auch Abonnenten zum Upgade bewegen – oder zum Bleiben, als Kundenbindung. Beworben wird das Angebot vor allem auf SpOn, auch über redaktionelle Verlinkungen. Rechnen soll es sich über den Vertrieb; Werbeumsätze wären willkommenes Zubrot. Angeblich reichen bereits fünfstellige Verkäufe aus, um das Produkt kostendeckend zu betreiben. Falls dies nicht gelingt und „Daily“ floppt, könnten Teile der Inhalte immer noch beim SpOn-Bezahlbereich Spiegel Plus unterschlüpfen.

Bestückt wird „Daily“ – zum Launch konnte der hauseigene Vermarkter Spiegel Media den Autohersteller Audi für eine dreimonatige Exklusivbelegung gewinnen – mit drei Arten von Inhalt, zu je rund einem Drittel: Erstens Texte, Bilder, Grafiken und Videos aus Print, von SpOn und Spiegel TV. Zweitens eigene Beiträge vom „Daily“-Team, Gastautoren, Kolumnisten (für Harald Schmidt wurde bereits getrommelt) und Kooperationspartnern. Und drittens ein kuratiertes Best-of der Debatten auf Facebook, Twitter und Co.

Neben dem festen „Daily“-Redaktionsteam sollen per Rotationsprinzip auch Print- und SpOn-Redakteure mitmachen. Die redaktionelle Leitung liegt bei Timo Lokoschat (seit 2016 beim „Spiegel“) und Oliver Trenkamp (seit 2008 bei SpOn). „Spiegel“-Reporterlegende Cordt Schnibben, der einzelne der „Daily“-Vorläufer entwickelt hatte und der nun bald in Rente geht, fungiert als Berater.

„Daily“ kommt mit einjähriger Verspätung. Ende 2015 hatten Brinkbäumer und „Spiegel“-Geschäftsführer Thomas Hass den Start fürs 1. Halbjahr 2016 avisiert, doch technische Unberechenbarkeiten, Skepsis mancher Entscheider sowie Streit über Zuständigkeiten und Etats verzögerten das Projekt; Gesellschafter und Geschäftsführung hätten es lieber gesehen, wenn es alleine mit Bord-Teams ohne Neueinstellungen hätte gestemmt werden können. Seither hat HORIZONT immer wieder über „Daily“ berichtet, zuletzt ausführlich Anfang Februar. rp

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