"Der Spiegel"

Wolfgang Büchner bringt auch den Betriebsrat gegen sich auf

Steht mit dem Rücken zur Wand: Wolfgang Büchner
Foto: Der Spiegel
Steht mit dem Rücken zur Wand: Wolfgang Büchner
Wolfgang Büchners Versuch, die beiden Ressortleiter Armin Mahler und Lothar Gorris per Abfindung loszuwerden, sorgt beim "Spiegel" weiter für Unruhe. In einem Brief an die Mitarbeiter kritisiert der Betriebsrat das Vorgehen des Chefredakteurs scharf und kündigt an, alle rechtlichen Mittel zum Schutz der Betroffenen auszuschöpfen. Derweil ringt die Mitarbeiter KG hinter den Kulissen weiter um ihre Position im Machtkampf zwischen Printredaktion und Wolfgang Büchner.
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In dem Brief, der am Mittwoch an alle Mitarbeiter verschickt wurde, kritisiert der Betriebsrat das Vorgehen Büchners als einen "Kultur- und Tabubruch". Man habe den Versuch, zwei Ressortleiter aus dem Amt zu drängen, "mit Empörung" zur Kenntnis genommen, heißt es in dem Schreiben. Für das Vorgehen gebe es "keinerlei arbeitsrechtliche Berechtigung" und kündige den von den Gesellschaftern eingeforderten Konsens einseitig auf. "Es entsteht darüber hinaus der Eindruck, dass sich die Chefredaktion ohne sachlichen Grund und nicht nachvollziehbarer Eile unliebsamer Ressortleiter entledigen will. Wir befürchten, dass dieses Vorgehen dem Spiegel insgesamt Schaden zufügt und das Vertrauen in die Führung immer weiter abnimmt." Der Betriebsrat werde "alle rechtlichen Mittel zum Schutz der betroffenen Mitarbeiter ausschöpfen".

Im Machtkampf zwischen großen Teilen der Print-Redaktion und Chefredakteur Wolfgang Büchner ist der Brief des Betriebsrates indes eher ein Nebenkriegsschauplatz sein. Entscheidend für das Schicksal des Chefredakteurs dürfte vielmehr die Position der mächtigen Mitarbeiter KG sein, die offensichtlich noch um eine klare Position ringt. Am Mittwoch traf sich das fünfköpfige Gremium zu einer informellen Sitzung - mit bislang unbekanntem Ergebnis.

Fest steht: Lange können die Gesellschafter der Selbstzerfleischung der Redaktion nicht mehr untätig zusehen. Derzeit läuft alles auf zwei mögliche Lösungen aus der verfahrenen Situation hin: Entweder die Gesellschafter stellen sich hinter Büchner und sägen die revoltierenden Ressortleiter ab - in der vagen Hoffnung, dass in der Redaktion dann wieder Ruhe einkehrt. Oder Büchner muss gehen - womit man zwar die Reizfigur der notwendigen Veränderungen los wäre, bei der Lösung der drängenden Zukunftsfragen aber keinen Schritt weiter. dh



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