"Der Spiegel"

Brinkbäumer legt Redaktion des „Kultur Spiegel“ mit dem Kulturressort zusammen

Baut den "Spiegel" um: Chefredakteur Klaus Brinkbäumer
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Baut den "Spiegel" um: Chefredakteur Klaus Brinkbäumer
Just in der aktuellen Ausgabe würdigt der „Spiegel“ in der Hausmitteilung seine Beilage „Kultur Spiegel“. Vor genau 20 Jahren erschien sie zum ersten Mal. Zunächst lag sie nur der Abo-, von 2008 an der gesamten Auflage des Hamburger Nachrichtenmagazins bei. Das Jubiläumsheft blickt zurück und erinnert bei der Gelegenheit an die Reformen, die das Heft durchlaufen hat. Was nicht darin zu lesen ist: Die nächste Reform steht kurz bevor und dürfte die wohl gravierendste in der Geschichte des „Kultur Spiegel“ sein.
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Nach Informationen von HORIZONT ist geplant, die eigenständig geführte Redaktion des „Kultur Spiegel“ mit dem Kulturressort des Magazins zu fusionieren. Bisher arbeiteten beide unabhängig voneinander.


Entsprechend wirkt der „Kultur-Spiegel“ auf viele wie ein Fremdkörper, der weder zu einer inhaltlichen Ergänzung beiträgt noch dem Hauptblatt einen, wie auch immer gearteten, strategischen Nutzen bringt. Ziel soll nun sein, die Beilage „Kultur Spiegel“ zu erhalten, jedoch rechtzeitig vor dem Start der Frankfurter Buchmesse im Herbst neu zu konzipieren. Künftig soll sie sich ausschließlich auf Rezensionen konzentrieren, aus allen kulturellen Disziplinen. Auf diese Weise wäre „Spiegel Kultur“ neben dem politischen Feuilleton des Magazins eine sinnvolle Ergänzung für die Bedürfnisse bildungsbürgerlich orientierter Leser. 
Chefredakteur Klaus Brinkbäumer will nicht kommentieren, was in der Redaktion längst besprochen ist. Der Grund dürfte sein, dass es noch keinen offiziellen Beschluss dafür gibt. Der setzt die noch ausstehende Zustimmung der Gesellschafter voraus. So sieht es die Satzung für strukturverändernde Maßnahmen vor. Wie zu hören ist, gilt das Einverständnis aber als sicher, denn die Reform folgt einer Strategie, die den gesamten Auftritt der „Spiegel“-Kulturberichterstattung umfassen und stärken soll. Dazu gehören Apps und Multimedia-Projekte mit „Spiegel Online“ ebenso wie Veranstaltungen, Matineen – und das unter Marcel Reich-Ranicki einst legendäre „Literarische Quartett“, das das ZDF von Herbst an mit Volker Weidermann wieder aufleben lässt
Brinkbäumer warb Weidermann im Frühjahr von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ ab. Dort war der 46-Jährige Kulturchef. Beim „Spiegel“ ist Weidermann seit Mai Reporter im Kulturressort und verantwortlich für die Literaturberichterstattung. Als künftiger Gastgeber des „Literarischen Quartetts“ bringt Weidermann alle Voraussetzungen mit, zum fernsehbekannten Gesicht zu werden und die Kulturberichterstattung des „Spiegels“ öffentlichkeitswirksam zu repräsentieren. 
Die aktuelle Ausgabe des "Kultur Spiegel"
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Die aktuelle Ausgabe des "Kultur Spiegel"
Wer das gemeinsame Ressort „Spiegel“-Kultur / „Kultur Spiegel“ führen soll, ist offenbar noch ungeklärt. Bisher ist beim „Spiegel“ Lothar Gorris der zuständige Ressortleiter. Redaktionsleiterin des „Kultur Spiegels“ ist Marianne Wellershoff, die zugleich Teil der fünfköpfigen Geschäftsführung des Hauptgesellschafters Mitarbeiter KG ist und sich durch ihren bis zuletzt erbitterten Einsatz für den geschassten Ex-Chefredakteur Wolfgang Büchner in der Redaktion nicht unbedingt beliebter gemacht hat.

Eskaliert war der Widerstand der Redaktion im September vorigen Jahres, als Büchner Gorris und Wirtschaftschef Armin Mahler Abfindungen angeboten hatte, damit beide das Haus verlassen. Mahlers Vertrag wurde später verlängert. Gorris‘ läuft ohnehin noch eine Weile. Das Kulturressort leitet er seit 2009. Davor war Gorris Chef des Gesellschafts- und auch des Sportressorts. Wie aus der Redaktion zu hören ist, schätzt Brinkbäumer Gorris nicht zuletzt wegen seines Ideenreichtums. In der aktuellen Ausgabe ist er einer der Autoren der Titelgeschichte zur Fifa. usi




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