In
Print-Redaktionen und auch von
Verlagsmanagern hört man bisweilen Vorhaltungen, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Onliner überschätzten die Wirkung ihrer Storys, weil sie die
Resonanz durch das Klick-Zählwerk, durch Kommentare in Social Media, durch Tweets und Verlinkungen viel schneller und unmittelbarer erfahren als in statischen Bezahl-Heften und -Apps, die ihre Reichweite und Wirkung zwar langsamer, aber nachhaltiger und auch außerhalb der
Netzgemeinde entfalten, in der sich Journalisten berufsbedingt ständig tummeln. Und wegen dieser verzerrten Wahrnehmung, aus journalistischer Ungeduld und
Eitelkeit neigten sie dazu, (zu) viele Geschichten (zu) früh im Netz zu veröffentlichen - obwohl es strategisch sinnvoller wäre, sie exklusiv fürs Heft zu verwenden.
Und von den Onlinern hört man umgekehrt: Die Print-Leute verschleppen News, verschlafen Debatten (dabei schläft das Netz doch nie!) und geben die
Diskussionshoheit über Themen aus der Hand, weil sie Inhalte fürs Heft "aufheben" wollen, anstatt alle 30 Minuten mit dem nächsten Weiterdreh der Geschichte online zu zeigen, was man kann und weiß.
Dabei zeigt die oft
ideologisch geführte Diskussion zwischen Print und Online: Es ergibt keinen Sinn mehr, Verlagsprodukte in Heft und Web zu unterteilen - sondern eher in
Bezahlwelt (Print, App und irgendwann wohl auch Teile der Website) und
Gratiswelt (Internet). Außerdem sollten Gratis-Sites nicht länger nur ihre Reichweite und Werbeerlöse maximieren, sondern möglichst auch als Werbekanal für und als Eingangstür in die Bezahlwelt dienen. HORIZONT beschreibt, welche Anreiz- und Führungsstruktur dafür hilfreich ist. Abonnenten lesen dies in der Ausgabe 7/2014 vom 13. Februar 2014.
rp