Matthias Völcker: "Wir wissen, welcher Kunde sich in welcher Region gerade jetzt für welches Medium interessiert"
Crossvertise ist nicht nur ein Angebot, das nach Aussagen von CEO Matthias Völcker gerade rasant wächst. Die Werbebuchungsplattform ist vor allem ein zuverlässiger Wegweiser für aktuelle Trends. Im Interview mit HORIZONT bescheinigt der Geschäftsführer beispielsweise der Gattung Out-of-Home, gerade in der Region "unschlagbar" zu sein.
Herr Völcker, Sie versprechen, die Kampagnenplanung und -buchung so einfach zu machen wie den Schuhekauf bei Zalando. Wie darf ich mir das vorstellen?
Bei uns kann jeder innerhalb von 15 Minuten ohne Fachwissen professionell Werbung buchen. Unsere Plattform bietet einen einfachen Zugriff auf mehr als 90 Prozent aller verfügbaren Medien in Deutschland. Das heißt: Bei uns finden Sie jede Tageszeitung, jeden Radiosender, jede Website, jede Plakatfläche, jedes Kino et cetera. Wenn Sie noch ein Anzeigenmotiv brauchen, können Sie auch die Kreation über uns buchen und bekommen für kleines Geld ein gutes Motiv, Flyer oder andere Promotion. Wir sind der Marktplatz für Medien, der echte Effizienz und Transparenz in die Werbebranche bringt.
Hört sich sensationell an. Ich frage mich nur: Warum gibt es dann überhaupt noch all die Media- und Kreativagenturen?
Im Ernst: Ich möchte hier niemanden die Existenzberechtigung absprechen. Aber keine Mediaagentur interessiert sich für Unternehmen, die einmal weniger als 100.000 Euro ausgeben oder vielleicht sogar nur Werbung für 500 Euro buchen wollen. Die sind in der Regel komplett auf sich allein gestellt. Genau diese Kunden sind unser Fokus. Wir wollen kleine und mittelständische Unternehmen befähigen, bestimmte Dinge selbst in die Hand nehmen zu können. Sie sollen verstehen, wie die Medien funktionieren und auch, warum etwas einmal nicht funktioniert. Das ist wie im Reisemarkt. Kunden können ins Reisebüro gehen oder bei Booking.com buchen. Wir sind Booking.com – aber wir sind kein Uber, der die gesamte Taxibranche angreift.
Wie funktioniert Ihr Modell? Woher kommen die Daten?
Zunächst kaufen wir ganz klassisch Mediadaten in Rohform ein und veredeln sie mit Verbreitungsgebieten, Auflagenzahlen, Standorten, Zielgruppen et cetera. Neben diesen offiziellen Zahlen haben unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter und Praxisexperten einen Großteil der Informationen über die einzelnen Gattungen und Werbeträger recherchiert. So haben wir in den letzten Jahren eine riesige Datenbank für Werbung aufgebaut. Wenn unser Kunde dann seine Zielgruppe, sein Budget, sein jeweiliges Produkt und sein Werbeziel definiert, kann ihm unser Tool sehr schnell sagen, welche Gattungen in welcher Ausprägung am besten zu ihm und seinen Kampagnenzielen passen. Damit sammeln wir natürlich weitere Daten.
In welchem Ausmaß? Wie viele Kunden nutzen Crossvertise?
Wir haben mittlerweile 47.000 Nutzer. Wir verwirklichen 150 Kampagnen im Monat und haben allein im letzten Jahr 700 Neukunden gewonnen. Wir generieren pro Monat 1300 neue Nutzer. Wir wissen genau, welcher Kunde sich in welcher Region gerade jetzt für welches Medium interessiert.
Und für welches Medium interessieren sich die Kunden in der Region gerade am meisten?
Definitiv für Out-of-Home. In der Region ist die Außenwerbung aktuell unschlagbar. Aber nochmal: Das ist die Entscheidung unserer Kunden. Crossvertise würde nie ein Medium bevorzugen, nur weil ein Vermarkter hohe Rabatte verspricht. Wir arbeiten neutral und völlig transparent. Wir sind quasi die Schweiz der Werbebranche, wenn Sie so wollen.
Aber auch der Schweizer muss von irgendetwas leben. Wie verdient Crossvertise Geld?
Ganz klassisch über die Agenturprovision. Wir arbeiten aber gerade an unterschiedlichen neuen Geschäftsmodellen. Für den Bereich Handelsmarketing haben wir beispielsweise ein Tool entwickelt, mit dem Unternehmenszentralen ihren Filialen bestimmte Kampagnen und Budgets zur Verfügung stellen können, die diese wiederum per Knopfdruck individuell vor Ort buchen können. Implementierungsleistungen werden in der Regel separat abgerechnet. Außerdem werden aktuell Beratungspakete immer stärker nachgefragt.
Kleine und mittelständische Unternehmen werden auch für Konzerne wie Google und Facebook, aber auch für Adobe und Co immer interessanter. Wie sehen Sie Ihr Konkurrenzumfeld?
Als wir vor fünf Jahren mit unserem Modell live gegangen sind, waren wir international die einzigen auf dem Markt. Nach und nach kamen immer neue Anbieter dazu, mit komplexesten Tools. Auch bei Google und Facebook klingt zunächst alles sehr einfach, aber man kann dort auch sehr viel Geld verbrennen, wenn das nötige Know-how fehlt. Wir investieren seit Jahren Millionen in unser Angebot, damit es für unsere Kunden so einfach wie möglich bleibt. Und es funktioniert. Wie gesagt, jeder kann bei uns in 15 Minuten eine komplette crossmediale Kampagne buchen. Hier nehme ich jede Challenge an. Adobe kann also gerne kommen.
kan