CEO Peter Würtenberger

„Upday startet im März in vier Ländern“

Glaubt an Upday: Peter Würtenberger
Axel Springer
Glaubt an Upday: Peter Würtenberger
Anfang März ist es so weit: Dann startet die Springer-App Upday in Deutschland, Polen, Frankreich und Großbritannien. Die News-Plattform läuft exklusiv auf mobilen Endgeräten von Samsung, und die große Frage ist, ob es Springer gelingt, den übermächtigen US-Playern Paroli zu bieten. Im Interview mit HORIZONT Online sagt Upday-CEO Peter Würtenberger: „Ob Instant Articles oder die Angebote von Google und Apple wirklich ein Erfolg werden, muss sich noch zeigen. Ich bin für Upday sehr optimistisch: Wir haben ein journalistisches Produkt, von dem wir absolut überzeugt sind, und mit Samsung einen Partner, der uns einen präferierten Zugang zu einem riesigen Publikum eröffnet. Wir wollen sehr schnell auf eine Reichweite von über zehn Millionen kommen.“
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HORIZONT Online sprach mit Peter Würtenberger über die Erfolgsaussichten von Upday, seine Vermarktungsstrategie und über Instant Articles auf Facebook. Das komplette Interview gibt es in der aktuellen Printausgabe von HORIZONT, die auch auf  Tablets oder - nach einmaliger Registrierung - als E-Paper gelesen werden kann. Nicht-Abonnenten können hier ein HORIZONT-Abo abschließen.


Wie groß wird die Reichweite von Upday zum Start sein? Das können wir natürlich nicht genau vorhersagen, aber das Potenzial ist gewaltig. Die technische Reichweite in Europa wird zwischen 50 und 80 Millionen liegen. Wir werden zum Start sicher nicht gleich Millionen von Nutzern haben, wollen aber sehr schnell über zehn Millionen kommen. Samsung kommt allein in Deutschland bei Smartphones auf einen Marktanteil von 40 Prozent, bei den neuen Modellen werden wir sehr prominent und exklusiv im Rahmen der Homepage eingebunden sein. Das sind fantastische Voraussetzungen für eine schnelle Durchdringung des Marktes. 

Wie kommt die Beta-Version von Upday bisher an? Für unsere Testversion haben wir von Fokusgruppen 4,5 von 5 Sternen bekommen. Bei Upday swipen die Nutzer durch einzelne Karten, die jeweils nur eine Geschichte bieten. Viele Nutzer haben uns zurückgespielt: „Endlich ein Produkt, das nicht so anstrengend und unübersichtlich ist wie eine klassische Homepage!“ Alles ist unmittelbar eingebunden in die Produkterfahrung des Gerätes. Das gilt auch für die Werbung: Bei uns gibt es nur eingebettete Full-Size-Anzeigen und keine nervenden Werbeformate, die man wegklicken muss. Damit bietet der Service den gleichen Lesekomfort wie eine Zeitschrift oder Zeitung. Insofern ist upday ein echter Game-Changer. 
Bei uns gibt es nur eingebettete Full-Size-Anzeigen und keine nervenden Werbeformate, die man wegklicken muss.
Peter Würtenberger
Was unterscheidet Upday von den Konzepten der US-Firmen? Apple ist ja bekanntlich stolz darauf, komplett auf Technologie zu setzen und keine Journalisten einzustellen. Wir gehen den genau entgegengesetzten Weg und wollen den Leser nicht in einer Filterbubble allein lassen, wo er nur noch das zu lesen bekommt, was seinen Interessen und Meinungen entspricht. Bei uns sorgt die von Jan-Eric Peters geführte Redaktion dafür, dass der Nutzer über alle relevanten Themen informiert wird. Das werden in der Regel sechs bis acht ständig aktualisierte Storys sein. Damit steht Upday für klassischen Qualitätsjournalismus und will in unserer technisierten Welt, in der wir uns zunehmend abhängig fühlen von Maschinen, auch ein Stück Sicherheit bieten.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit Facebook bei Instant Articles? Was Instant Articles betrifft, ist Axel Springer gerade in einer Experimentierphase, für die mit Facebook klare Regeln vertraglich vereinbart wurden, insbesondere mit Blick auf die journalistische Unabhängigkeit der Redaktionen, auf die Rechte und Vermarktung und die Transparenz bei den Nutzerdaten. Perspektivisch soll ein Bezahlmodell für journalistische Inhalte auf Facebook vorangetrieben werden. Die Erfahrungen in der Zusammenarbeit sind bei Axel Springer bislang positiv.

Warum ist Upday für die Verlage eine Alternative zu Instant Articles? Viele Verlage befürchten, bei den Instant Articles die Hoheit über die Vermarktung und die journalistischen Inhalte zu verlieren. Bei Upday bieten wir ein anderes Modell und eine ganz andere Offenheit. Wir sind eine Publisher Plattform, eine Plattform für Verlage, bei der zum Beispiel Artikel aus Axel-Springer-Titeln nicht bevorzugt werden. Wir stellen gewissermaßen stellvertretend für die Branche eine Lösung auf der Samsung-Autobahn zur Verfügung, von der alle Verlage profitieren können. Das ist doch besser, als seine Inhalte an einen großen US-Player zu geben und ehrlicherweise nicht zu wissen, wer davon am meisten profitiert. Bei Upday landet der Traffic bei den Partner-Websites, jeder Artikel wird verlinkt. Das ist ein entscheidender Unterschied zu Instant Articles bei Facebook. Außerdem beteiligen wir die Verlage im Rahmen des Leistungsschutzrechtes an den Werbeerlösen. 
Facebook ist dringend angewiesen auf Qualitätsinhalte, und das können eben nicht nur irgendwelche Katzenvideos sein, sondern vor allem Content von Publishern.
Peter Würtenberger
Wie sieht die Vermarktungsstrategie aus? Bei uns kann man die Werbung nicht blocken und die Viewability beträgt 100 Prozent. Die durchschnittliche Verweildauer unserer Test-User liegt sehr eindrucksvoll über der, die man bei klassischen News-Apps bisher gewohnt ist. Das sind sehr gute Voraussetzungen für die Monetarisierung. Wir verfahren nach dem bewährten Silicon-Valley-Prinzip: Ads follow Eyballs. Im Zentrum steht das Nutzungsversprechen. Wenn das Produkt überzeugt, wird auch das Werbegeschäft funktionieren.

Wie wird das Pricing aussehen? Unsere Kartensystematik bietet eine Full-Site-Experience, das heißt, auf jeder Karte wird exklusiv die Werbung von nur einem Kunden gezeigt. Das kann eine Anzeige sein, ein Video oder eine Native Story. Daher werden wir sicher auch preislich im Premiumsegment landen.

These: Facebook wird für immer mehr Menschen die zentrale Plattform bei der Rezeption journalistischer Inhalte. Richtig? Da wäre ich mir nicht so sicher. Ich arbeite seit fast 20 Jahren im digitalen Business und habe es mehr als einmal erlebt, dass ein dominanter Player seine Vormachtstellung plötzlich verloren hat. Ich habe riesigen Respekt vor Facebook, aber so berauschend sind die Wachstumsraten in den USA und Deutschland ja nicht mehr. Es ist doch so:Ob Instant Articles oder die Angebote von Google und Apple wirklich ein Erfolg werden, muss sich noch zeigen. Ich bin für Upday sehr optimistisch: Wir haben ein journalistisches Produkt, von dem wir absolut überzeugt sind, und mit Samsung einen Partner, der uns einen präferierten Zugang zu einem riesigen Publikum eröffnet.

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