Einer Studie zufolge, für die das zu
Hubert Burda Media gehörende Start-up Cliqz im September 2015 rund 200.000 deutsche Internetnutzer befragt und 21 Millionen Aufrufe von 5 Millionen Websites analysiert hat, erheben Tracker - beabsichtigt oder nicht - bei über drei Viertel der untersuchten Fälle "unsichere Daten". Als unsicher definiert Cliqz "Daten, anhand derer einzelne Nutzer identifiziert und durch das Web verfolgt werden könnten", und auch die größten Übeltäter werden genannt: Google, Facebook, Appnexus, Criteo, Adition, Amazon, Twitter.
Alexander Gösswein ist Managing Director Central Europe von Criteo
Auf "unsichere Daten", wegen derer man in den Fokus von Cliqz geraten ist, greife man jedenfalls nicht zu, sagt
Alexander Gösswein, Managing Director Central Europe von
Criteo: "Natürlich erkennen wir Nutzungsprofile wieder, arbeiten dabei aber ausschließlich mit anonymen Nutzungsdaten, nie mit persönlichen Nutzerdaten. Das ist ein wichtiger Unterschied." Um Nutzer browser- und geräteübergreifend gezielt ansprechen zu können, verwende Criteo ausschließlich Identifier, die das Unternehmen von seinen Kunden bereits in pseudonymisierter Form übermittelt bekommt.
Jörg Klekamp ist Vorstand beim Adserver-Anbieter Adition
Auch
Jörg Klekamp, Vorstand beim Adserver-Anbieter
Adition, stört sich an der Definition von "unsicheren Daten" sowie der pauschalen Diskreditierung von Cookie-basiertem Targeting beziehungsweise Tracking. "Wir und unsere Kunden halten uns seit jeher an das hier geltende Datenschutzrecht und verarbeiten gesetzeskonform nur anonyme oder pseudonymisierte Daten zur Aussteuerung von digitaler Werbung", betont Klekamp. Es gebe nun mal einen Unterschied zwischen dem systematischen Sammeln und Nutzen von personenbezogenen Daten im großen Umfang und der Auswertung eines anonymen Online-Nutzungsverhaltens anhand von Browser-Cookies. Google macht in diesem Zusammenhang keinen Hehl aus der Sammelei und verweist offen auf eine ausführliche
Darstellung der erfassten Daten auf der Website.
Cliqz hat in einer Studie die größten Tracking-Betreiber Deutschlands herausgefiltert
Und grundsätzlich neu sei das Thema in Zeiten, in denen Adblocker das Geschäftsmodell Onlinewerbung aushebeln wollen, ja sowieso nicht, sagt Criteo-Chef Gösswein: "Die ganze Branche, inklusive uns, ist gefordert, relevante Werbung auszuspielen. Dabei werden wir jeden Tag ein bisschen besser, haben aber alle noch viel zu lernen." Nicht mehr zu tracken, bedeute jedoch in der Regel, "es wird Werbung von dem angezeigt, der am meisten zahlt". "Anzeigen werden ineffizienter und beliebiger, nerven und treiben den Nutzer erst recht zu den Werbeblockern." Das kann auch Publishern wie Burda, die mit Onlinewerbung Geld verdienen wollen, nicht gefallen.
Immerhin formiert sich bereits Widerstand:
Dominik Reisig, CEO des Unternehmens
Addefend, das bislang vor allem Displaywerbung an den Adblockern vorbeimogelt, will bis nächstes Quartal auch eine Lösung gegen Trackingblocker gefunden haben. Er vergleicht die Pläne von Cliqz mit mobilem Adblocking: "Dessen Anteil liegt bei unter einem Prozent und hat dementsprechend noch keine echte Relevanz im Markt. Das kann sich schnell ändern – aber wir können schon jetzt die Blocker umgehen."
kan