"Beeindruckender Gewichtsverlust" - mit Weight Watchers
Frisuren und Figuren der Schönen und Reichen sind beliebte Themen für die Klatschpresse, bei der "Bunten" aktuell vielleicht etwas zu beliebt. Wegen eines Artikels über den Gewichtsverlust der CDU-Politikerin Julia Klöckner, den diese angeblich mit einer Weight-Watchers-Diät erreicht haben soll, muss sich das Magazin aus dem Hause Hubert Burda den Vorwurf der Schleichwerbung gefallen lassen. Verantwortlich ist momentan allerdings keiner - weder Burda noch Weight Watchers, und die erschlankte CDU-Vizechefin sowieso nicht.
"Nicht nur 17 Kilo hat die Politikerin in den letzten sechs Monaten verloren, auch mindestens zehn Lebensjahre scheinen wie weggeblasen. Wie der ehemaligen Weinkönigin das gelungen ist? Die 41-Jährige zählt Punkte mit dem Ernährungsprogramm des Diät-Unternehmens Weight Watchers." Einen Gefallen hat die
"Bunte" mit Formulierungen wie dieser offenbar tatsächlich keinem getan: Politikerin Klöckner ist einem Bericht des "Tagesspiegel" zufolge "stinksauer", eine Burda-Sprecherin zeigte sich "unglücklich", und Weight Watchers verweist gegenüber HORIZONT.NET gar auf "nicht autorisierte" Zitate.
Eines davon deutet schließlich daraufhin, dass Weight Watchers die Berichterstattung in Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust Klöckners nicht ganz unrecht sein könnte. So betont Unternehmenssprecher Karsten Biermann in dem Societymagazin: "Julia Klöckner hat sich wie 900.000 andere auch für 16,95 Euro unsere Online-App runtergeladen und Punkte gezählt." Für Powerfrauen sei es eben leicht, mit Weight Watchers abzunehmen.
Eine Zusammenarbeit zwischen dem Diät-Unternehmen und der Zeitschrift, die über die rein redaktionelle hinausgeht, gebe es allerdings nicht, betonen sowohl
Weight Watchers als auch Burda. "Wir legen Wert darauf festzustellen, dass wir nicht mit Personen werben, die nicht ihr Einverständnis dafür erteilt haben. Die Privatsphäre unserer Kunden ist unser höchstes Gut", kommentiert Weight Watchers zudem die Kritik der Politikerin, die sich an ihre Einwilligung wiederum nicht erinnern kann. Doch auch mit der Berichterstattung seitens der "Bunten" sei man nicht glücklich, weshalb man bereits Kontakt zur Redaktion aufgenommen habe.
Und auch diese meldet sich ausführlich zu Wort. Wie andere Medien auch habe die "Bunte" bei Klöckner angefragt, ob sie über ihren Gewichtsverlust sprechen wolle. Erfolgreich war allerdings nur Konkurrenzblatt "Gala" (Gruner + Jahr), in München entschied man sich deshalb für die eigene Berichterstattung. "Weder Frau Klöckner, noch die Firma Weight Watchers konnten Einfluss auf die Entscheidung nehmen, ob und was geschrieben wird", betont die "Bunte"-Redaktion. Die Information, dass die Politikerin mit Weight Watchers abgenommen habe, stamme von mehreren Quellen. Und es interessiere die Leser schließlich auch, "wenn eine prominente Politikerin den bekanntlich harten Weg zur Traumfigur geschafft hat".
Eine Rüge des
Presserats kann die "Bunte" allerdings dennoch treffen. Hat sich die Branche doch in Ziffer 7 des Pressekodex zur Trennung von Werbung und Redaktion verpflichtet. Zum Fall der
Schleichwerbung heißt es in dem Regelwerk: "Eine Überschreitung liegt insbesondere nahe, wenn die Veröffentlichung über ein begründetes öffentliches Interesse oder das Informationsinteresse der Leser hinausgeht oder von dritter Seite bezahlt bzw. durch geldwerte Vorteile belohnt wird."
kl