"'Breaking Bad war kein Vorbild"

Das ZDF über "Morgen hör' ich auf"

Bastian Pastewka (l.) spielt die Hauptrolle in "Morgen hör' ich auf"
ZDF/Martin Valentin Menke
Bastian Pastewka (l.) spielt die Hauptrolle in "Morgen hör' ich auf"
Vergangene Woche gab das ZDF neue Details zu jener Mini-Serie bekannt, die seit einem Interview von ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler nur als "deutsches Breaking Bad" kursiert. In der Tat erinnern Handlung und Aufbau von "Morgen hör' ich auf" an die Erfolgsserie aus den USA. Ein inhaltliches Vorbild für die Produktion sei "Breaking Bad" allerdings gar nicht gewesen, wie die verantwortliche ZDF-Redakteurin Elke Müller gegenüber HORIZONT Online erklärt.
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Im März vergangenen Jahres horchte Fernsehdeutschland auf. Wenn Norbert Himmler, seines Zeichens Programmdirektor des ZDF, ein Interview gibt, sorgt das immer für erhöhte Aufmerksamkeit. Was Himmler allerdings im Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte, hatte es durchaus in sich. In dem Gespräch ging es um das neue ZDF-Programm und die Qualität des deutschen Fernsehens. Auf die Frage, wo eigentlich das deutsche "Breaking Bad", "House of Cards" oder "Homeland" bleibe, allesamt auch hierzulande sehr erfolgreiche US-Serien, antwortete Himmler: "Alles spannende Serien – wir wollen natürlich Eigenes entwickeln."

Und weiter: "Wir haben mit 'Unsere Mütter, unsere Väter' gezeigt, dass wir im deutschen Fernsehen ambitioniert erzählen können. Diesen Weg gehen wir konsequent weiter, zum einen im Segment der Event-Mehrteiler, zum anderen im Bereich der Miniserien, in denen wir komplexe Charaktere und horizontale Geschichten über eine Woche hinweg erzählen möchten, vergleichbar mit dem von Ihnen zitierten 'Breaking Bad'.

"Morgen hör' ich auf" sollte die Serie heißen, gab Himmer noch bekannt, mit Comedian Bastian Pastewka als Hauptdarsteller. Seitdem sind viele Serienfans in heller Aufregung: Entwickelt das ZDF tatsächlich eine Serie, die sich erzählerisch und von der Machart her mit "Breaking Bad" vergleichen lässt? Jener weltweit erfolgreichen Serie, die in fünf Staffeln die Geschichte des krebskranken Chemielehrers Walter White erzählt, der anfängt, Chrystal Meth zu kochen und immer tiefer in den Strudel der Kriminalität versinkt?

Als das ZDF in der vergangenen Woche weitere Details zu der geplanten Serie bekannt gab, schienen sich die Vergleiche mit "Breaking Bad" zu bewahrheiten: In "Morgen hör' ich auf" spielt Pastewka einen Drucker aus der hessischen Provinz, der finanziell schwer in der Klemme steckt und aus der Not heraus falsche Fünfziger druckt.

Die Ansage Himmlers aus dem vergangenen Jahr im Kombination mit der doch recht ähnlich angelegten Handlung erwecken nun tatsächlich den Eindruck, "Morgen hör' ich auf" habe sich an dem berühmten Vorbild orientiert. Und wer heute "deutsches Breaking Bad" googelt, findet auch tatsächlich jede Menge Ergebnisse zu der ZDF-Serie (darunter auch die Meldung von HORIZONT Online aus der vergangenen Woche).

Elke Müller, die für die Serie verantwortliche Redakteurin beim ZDF, stellt gegenüber HORIZONT Online jedoch die Eigenständigkeit der Serie heraus: "'Breaking Bad' war kein Vorbild für unsere Mini-Serie 'Morgen hör' ich auf'", so Müller. "Inhaltlich gibt es grob gesagt auch nur die Parallele, dass ein unbescholtener Bürger aus einer Notlage heraus Straftaten begeht und dadurch in kriminelle Kreise gerät."

Einer dramaturgischen Regel folgend, muss ein Held Hindernisse überwinden, um sich zu verändern. Auch unser Held Jochen Lehmann tut das, aber er sieht sich immer größeren Hindernissen gegenüber.
ZDF-Redakteurin Elke Müller
Diese Thematik habe es allerdings bereits vor "Breaking Bad" schon gegeben, so Müller. Und es werde sie auch immer wieder geben, "denn einer dramaturgischen Regel folgend, muss ein Held Hindernisse überwinden, um sich zu verändern. Auch unser Held Jochen Lehmann tut das, aber er sieht sich immer größeren Hindernissen gegenüber."

"Breaking Bad" ist hierzulande unter anderem bei dem Streamingdienst Watchever zu sehen
Watchever
"Breaking Bad" ist hierzulande unter anderem bei dem Streamingdienst Watchever zu sehen
Vielmehr will das ZDF mit der Serie eigene Akzente in der deutschen TV-Landschaft setzen. Neu seien etwa das Format einer in 4 Folgen á 60 Minuten "konsequent horizontal" erzählten Geschichte, der Genre-Mix "und die Geschichte an sich", so Müller. Nicht neu ist für das Zweite Bastian Pastewka, der zwar über Jahre hinweg für seine eigene Comedy-Serie "Pastewka" bei Sat 1 unterwegs war, im Oktober 2012 aber bereits in dem ZDF-Film "Mutter muss weg" brillierte. Danach habe man laut Müller über weitere gemeinsame Projekte nachgedacht - "da wurde mir sofort klar, dass Bastian Pastewka der perfekte Jochen Lehmann wäre." Auch Regie und Produktion seien von der Idee sofort überzeigt gewesen.

Und so muss die Beantwortung der Fragen, inwieweit sich "Morgen hör' ich auf" und "Breaking Bad" tatsächlich ähneln und ob der Vergleich erlaubt ist, und ob es wieder so böse Kommentare geben wird wie seinerzeit in der "taz", noch ein Weilchen warten. Dass es einige Unterschiede geben dürfte, schon allein durch die unterschiedlich lange Spieldauer, versteht sich wohl von selbst. Zudem lässt eine Serie mit Bastan Pastewka eher eine humorvolle Inszenierung vermuten, während "Breaking Bad" teilweise bitterböse und ziemlich gewalttätig war.

Fernsehdeutschland wird die Wahrheit erfahren, sobald die Serie läuft. Wann und auf welchem Sendeplatz das sein wird, verrät das ZDF noch nicht. Derzeit laufen die Dreharbeiten in Frankfurt und Bad Nauheim. ire



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