Fifa-Boss Sepp Blatter ist zurückgetreten
Es war schon eine faustdicke Überraschung: Nur vier Tage nach seiner umstrittenen Wiederwahl hat sich FIFA-Boss Sepp Blatter dem großen Druck nach den Korruptionsvorwürfen gebeugt und
ist von seinem Amt zurückgetreten. HORIZONT Online gibt einen Überblick über die wichtigsten Pressestimmen und besten Tweets.
Die gute Nachricht dieses Abends ist: Wer auf ernsthafte Reformen im Fußball-Weltverband hofft, kann nun ein bisschen optimistischer sein. Skepsis aber ist weiter angebracht. Denn die Krise der Fifa geht viel tiefer, als dass sie durch den überfälligen Rücktritt des Präsidenten allein gelöst werden könnte. Die Fifa hat in den vergangenen Jahrzehnten jeden Kontakt zur Basis verloren, zum Fußballvolk. Sie hat so dramatisch an Vertrauen eingebüßt, dass man sich nach der Blatter-Demission verzweifelt fragt, welchem seiner möglichen Nachfolger man eigentlich trauen kann. Wenn man überhaupt schon einmal von ihnen gehört hat.
Der Fußball ist von dem Mann befreit, der ihn korrumpiert hat, der ihn zur Geschäftemacherei verkommen ließ, der ihn verkauft hat, von dem auch kein guter Gedanke zu diesem schönen Spiel überliefert ist. Blatter ging es nicht um Fußball, sondern um ein schönes Leben und um Macht. Ihm war wichtig, einer der wenigen Menschen zu sein, die Barack Obama eine halbe Stunde warten lassen durften.
Die Fifa darf jetzt beim Neuanfang nichts überstürzen. Vertrauen und Glaubwürdigkeit müssen wiederhergestellt werden. Transparenz und Gerechtigkeit bei Turnier-Vergaben, Geschäften und Gehältern stehen über allem. Hoffentlich findet die Fifa den richtigen Mann dafür.
In seinen Allmachtsfantasien wollte Blatter die Fifa und sich selber in die Sphären einer weltumspannenden Friedensbewegung hieven. Jetzt endet diese Hybris im Desaster. Nicht der Fußball als Sportart, wohl aber die Organisation, die ihn repräsentiert, steckt in einem tiefen Morast aus Korruption und Betrug. Sie muss nun die Kraft finden, sich daraus zu befreien.
Wer auch immer Blatter im Amt des Fifa-Präsidenten nachfolgen wird, er muss mit diesem verlogenen System Schluss machen. Er muss bereit sein, all diejenigen, die bis dato geschmiert haben oder sich haben schmieren lassen aus der Fifa zu verbannen. Nicht für ein Jährchen oder drei Jahre, wie das schon einmal praktiziert wurde. Der Bann muss lebenslang gelten.
Blatter tritt ab. Die Krise aber bleibt. Und mit ihr die Hoffnung, dass das System Blatter nun einen Riss bekommt. Dass Luft eindringt. Eine gesunde Portion Sauerstoff, die dem anaeroben Käfig Fifa die Fäulnis austreibt. Dass die „Familie“ Fifa, wie Blatter sie nannte, ohne den Paten, den Vater an der Spitze, bereit sein wird, Grundsätzliches in Frage zu stellen. Von einem guten Tag für den Fußball zu sprechen, wäre aber verfrüht. Der Kopf ist ab, ja. Aber das System bleibt. Entscheidend wird sein, einen Nachfolger zu finden, der gewillt ist, Struktur und Fundament der Fifa auch glaubhaft in Frage zu stellen.
Sich für vier Jahre wählen zu lassen und dann nach vier Tagen aufzugeben - natürlich hat das etwas von einer Flucht. Intern hat sich Sepp Blatter in den
17 Jahren seiner Präsidentschaft immer alle Probleme vom Hals zu halten gewusst. Aber mit den sieben Verhaftungen in Zürich kurz vor dem Fifa-Kongress hat die US-Justiz auf spektakuläre Weise die Initiative an sich genommen. Seither ist auch Blatters Leben unkalkulierbar geworden.
Es ist nun die Aufgabe der großen Verbände, sich auf einen Präsidentschaftskandidaten zu einigen, der Reinigungsprozesse in Gang setzt. Eine globale Allianz muss her. Sie muss ein Konzept erarbeiten, das es erschwert, Stimmen durch Bestechung zu ergattern. Blatters Rücktritt ist eine große Chance für Säuberungsprozesse in der Fifa. Doch sie muss genutzt werden. Sonst bleibt alles beim Alten – nur eben ohne den Alten.
Blatters Wiederwahl zu seiner fünften Amtszeit am vergangenen Freitag war eine Farce – eine zum Himmel stinkende Demonstration, wie dieser verdorbene Verband seine Entscheidungen verschachert. Doch nun hat Blatters deutliche Bestätigung von Zürich sogar einen Vorteil. Es ist gut, dass die Fifa von einer erfahrenen Führungsfigur an einen Nachfolger übergeben wird. Hätte der Kongress überraschend Blatters Gegenkandidaten, den jordanischen Prinzen Ali zum Präsidenten gewählt, wäre der Weltverband von dessen korrupten Förderern weiter regiert worden, die jeder Strukturreform feindselig gegenüber stehen.
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Zusammengestellt von Ingo Rentz und Tim Theobald