Werbung versus Pay-Angebot: Der Special-Interest-Verlag IDG Entertainment Media stellt die User seines Spiele-Portals Gamestar.de künftig vor die Wahl - Werbung erdulden oder fürs Nutzen bezahlen. Deutliche Worte finden die IDG-Leute zum Thema Adblocker. Deren Nutzern droht die Aussperrung.
Dieses Spiel ist nicht so lustig: In
einem ausführlichen Kommentar erklärt "Game Star"-Chefredakteur
Markus Schwerdtel seinen Lesern das ganze Dilemma rein werbefinanzierter Inhalteportale: Früher hätten die Vertriebserlöse des gedruckten Heftes rund 70 Prozent von "Game Star" finanziert, den Rest brachten die Anzeigen. Doch über die Jahre seien die
Verkaufserlöse der Magazine immer weiter gesunken, während die Reichweite von
Gamestar.de wuchs. Werbefinanzierung klappe jedoch erst ab einer bestimmten Reichweite, wie sie "große, internationale Seiten" aufwiesen, so Schwerdtel. Gamestar.de führe aber lediglich deutschsprachige Artikel und habe auch nicht Hunderte Millionen von Usern.
Das zwinge Gamestar.de dazu, immer mehr Werbung auf der Website zu platzieren, und zwar gerade die von Werbetreibenden in der Gaming- und
Entertainment-Branche so beliebten großen, animierten Formate. Und weil deshalb noch mehr Nutzer Adblocker installieren, müsste er, "um unsere Kosten trotzdem wieder hereinzuholen, noch auffälligere Werbung auf die Seite packen, was wiederum noch mehr Leser zum
Adblocker treibt - ein sich immer schneller drehender Teufelskreis". Gamestar.de mit seinen technikaffinen Nutzern verzeichnet Blockierquoten von rund 50 Prozent; entsprechend sinkt die vermarktbare Reichweite.
Den
Teufelskreis will Schwerdtel durchbrechen und stellt die User vor die Wahl: Entweder weiter gratis nutzen mit Werbebeschallung - oder eben bezahlen. Ab 1,99 Euro pro Monat für Heftabonnenten oder ab 2,99 Euro für reine Online-Leser gibt es die Version
Gamestar Plus komplett ohne Werbe-Overlays, Pop-Ups, Banner, den Videos vorgeschaltete Werbespots und Werbe-Tracking. Schwerdtel verspricht mehr Komfort und
Datenschutz, Abschaltmöglichkeit von Social-Media-Buttons und zusätzliche Inhalte.
Und wer weiter gratis surft und der lästigen Werbung listig mit Adblockern ausweicht? Dem droht Schwerdtel: "Wer Gamestar.de mit installiertem Adblocker besucht, muss über kurz oder lang damit rechnen, dass wir einige Bereiche sperren, wie wir das in unseren neuen Nutzungsbestimmungen dargelegt haben." Gerne würde er diesen Schritt vermeiden, weil er an ein
offenes Internet glaube, "aber angesichts des massiven Ungleichgewichts zwischen Adblock-Usern und Lesern, die uns durch das Zulassen von Werbung aktiv unterstützen, bleibt uns leider keine Wahl, auch aus Fairness". Wie genau diese
Gegenmaßnahmen ausfallen werden, hänge auch vom Erfolg des neuen Pay-Angebots ab.
"Game Star" ist nach eigenen Angaben Deutschlands führende Medienmarke für PC-Spieler, im Internet (3,6 Millionen Unique User laut Agof April 2014), in Print (68.209 verkaufte Hefte laut IVW 2014/I) oder Social Media (über 175.000 Fans bei Facebook) und Youtube (499.788 Abonnenten).
rp