Vier Online-Chefredakteure waren am Mittwochabend nach Düsseldorf gekommen, um beim "Editors Dinner" über nicht weniger als über die "journalistische Zukunft im Netz" zu diskutieren - neben
Stefan Plöchinger noch
Mathias Müller von Blumencron (FAZ.Net),
Oliver Stock (Handelsblatt Online) und
Jochen Wegner (Zeit Online). Nanu, fehlen da nicht ein paar große Portale? Bild.de, Spiegel Online und Welt Online zum Beispiel? Aber nein, es war eine Kundenveranstaltung von
IQ Digital, dem Vermarkter der vier Portale. Da wollte man natürlich lieber unter sich bleiben und das Internet etwas überschaubarer darstellen.
Aber nicht weniger interessant. Denn klar wurde, dass sich alle fieberhaft wie nie Gedanken über
Paid Content machen - nicht aus reiner Liebe zum Thema, sondern aus der Not heraus, weil
Werbeerlöse allein kaum und immer weniger ausreichen, um recherchierenden - und nicht nur aggregierenden oder kuratierenden - Journalismus im Netz zu finanzieren.
Das treibt auch
Stefan Plöchinger um, dessen intern zunächst
umstrittene Beförderung vom Posten des Onlinechefs in die "SZ"-Chefredaktion jüngst eine
Debatte um "Hoodie-Journalismus" befeuert hatte. Nach eigenen Angaben fühlt er sich von dieser Diskussion genervt - trägt an diesem Abend aber trotzdem demonstrativ einen
Kapuzenpulli. Wohl als ironisches Statement.
Zu seinen Paid-Content-Plänen sagte er wenig Konkretes, aber man konnte heraushören, dass es auf
Sueddeutsche.de ab Jahreswechsel wohl eine Mischung aus
Nutzerregistrierung plus Metered Model (eine bestimmte Anzahl von Artikeln im Monat ist frei) sowie einer Freemium-Variante ("besondere", entsprechend hervorgehobene Texte sind kostenpflichtig) geben wird, mit den Bezahlmodellen Abo oder Tagesticket.
Derweil bastelt auch Müller von Blumencron bei
FAZ.net an Bezahlmodellen und an der Technik dahinter. Er mag aber lieber von einer Art "Clubmitgliedschaft" sprechen, die den Nutzern neben dem Zugang zur digitalen Ausgabe der "FAZ" noch weitere (Dienst-) Leistungen bietet. Man wolle
"Nähe erzeugen" zur Marke "FAZ", so der Digitalchef der klugen Köpfe. Außerdem: "Es wird immer einen Markt geben für hochwertige journalistische Inhalte - möglicherweise werden sie aber teurer werden als bisher", so Müller von Blumencron.
Auch bei
Zeit Online und Handelsblatt Online ist Paid Content ein Thema; bei letzterem arbeitet man
bekanntlich an einer Software, mit der sich der Nutzer nur einmal anmelden muss - und fortan Zugang zu allen digitalen Bezahlprodukten hat, ob nun E-Paper, App, kostenpflichtige Artikel auf der Website oder Archivinhalte. Werden Bezahlinhalte den Charakter des Web-Journalismus verändern? "Nicht auf die schlechteste Weise", sagt Zeit-Onlinechef Jochen Wegner: "Man muss dann immer auch mal entscheiden, Dinge nicht zu machen, zu entschleunigen. Und das, was man dann macht, mit mehr Liebe umsetzen." Allerdings, wirft
Handelsblatt-Onlinechef Oliver Stock ein, sei "Geschwindigkeit im Online-Journalismus auch ein Wert".
rp