Bauer Media Group

Radio-Übernahme in Skandinavien / Sinkender Konzernumsatz durch Print

Mit Zukäufen im Radiomarkt und Akquisitionshoffnungen im Digitalen stemmt sich die Bauer Media Group gegen sinkende Umsätze im alles dominierenden Printgeschäft. Weil 2014 – anders als in den Vorjahren vor allem durch die Übernahme des australischen Großverlags ACP – keine größeren Zukäufe zur Konsolidierung anstanden, sanken Bauers Erlöse im vergangenen Jahr nach einiger Zeit mal wieder.
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Auf einen Umsatz von 2,26 Milliarden Euro kam Europas größter Zeitschriftenverlag 2014, das sind 2,5 Prozent weniger als 2013. Für das laufende Jahr erwartet Geschäftsleiter Jörg Hausendorf "annähernd stabile Umsätze". Verantwortlich für das Minus in 2014 war das Printgeschäft, dessen weltweite Umsätze um 6,4 Prozent auf 1,73 Milliarden Euro zurückgingen – damit aber immer noch knapp 77 Prozent aller Bauer-Erlöse einspielte. Vor allem die Anzeigenumsätze sanken hier (um 9,3 Prozent auf 437 Millionen Euro), und das auf schon niedriger Basis (Umsatzanteil 19 Prozent), während das Vertriebsgeschäft (Umsatzanteil 57 Prozent) nur um 5,4 Prozent nachgab und 2014 bei knapp 1,3 Milliarden Euro landete.


Umsatzwachstum meldeten im vergangenen Jahr die deutlich kleineren Bauer-Segmente: Radio (Anteil 11 Prozent) legte um 19,2 Prozent auf 242 Millionen Euro zu, Digital (Anteil 4 Prozent) um 16 Prozent auf 94 Millionen Euro und die sonstigen Bereiche (u.a. Druck, Post- und Vertriebsdienstleistungen, Kataloge, Lizenzen, Events) um 4,3 Prozent auf 195 Millionen Euro. Der Auslandsanteil aller Bauer-Umsätze liegt stabil bei 65 Prozent. In Deutschland lag der Umsatz demnach bei 795 Millionen Euro, das sind 3,6 Prozent weniger als 2013. Zum Ergebnis macht der Familienverlag traditionell keine Angaben. Diesmal immerhin so viel: Der Gewinn sei 2014 gestiegen.

Im internationalen Radiogeschäft kann Bauer einen weiteren Deal verkünden: Mit der von den Kartellbehörden nun genehmigten Übernahme der skandinavischen SBS Discovery Radio Gruppe – dazu gehören rund 20 Hörfunksender in Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland – für einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag werde man mit insgesamt 94 Sendern in acht Ländern basierend auf den täglichen Hörerzahlen zum „größten Radiohaus Europas. Der Versuch, mit der Mehrheitsübernahme des polnischen Fernsehsenders TVN auch in den internationalen TV-Markt einzusteigen, ist jedoch fehlgeschlagen – hier wurde Bauer jüngst von dem US-Medienhaus Scripps Networks Interactive überboten.

Auch in Deutschland sieht man noch Akquisitionsmöglichkeiten, sogar in Print, wo es wegen Bauers Größe vor allem im Programmie-, People- und Yellow-Segment Kartellprobleme geben dürfte. „Der Markt wird sich weiter konsolidieren, wir können auf Opportunitäten warten“, sagt Hausendorf mit Blick etwa auf gehobene Frauen- und Livingmagazine. Und im Radiomarkt appelliert Schoo an die hiesige Politik, nach britischem Vorbild den Digitalstandard DAB voranzutreiben: „Dann käme auch hier der Markt mal in Bewegung.“

Ein Dauerbrenner bei jeder Bauer-Bilanzpressekonferenz ist der im Vergleich zu anderen Großverlagen homöopathische Digitalanteil: 3,5 Prozent 2013, zuletzt 4,2 Prozent 2014. Geschäftsleiter Andreas Schoo ist klar, dass man hier „nur mit Akquisitionen große Sprünge machen kann“. So sei man bei allen wichtigen Pitches dabei. Allein: „Es ist sehr viel Geld im Umlauf, die aufgerufenen Preise sind astronomisch, der Markt ist verrückt.“ Er hofft hier auf künftige Kaufgelegenheiten für kapitalstarke und schuldenfreie Häuser wie Bauer nach einem Platzen der Blase – und konzentriert sich derweil auf die Einheit Xcel Media, in der Bauer bekanntlich sein weltweites Digitalgeschäft bündelt, getrennt von den nationalen Titelmarken.

Verlegerin Yvonne Bauer war erstmals seit Jahren nicht bei der Presseveranstaltung zugegen; sie erwartet in diesen Tagen die Geburt ihres ersten Kindes. Auch Witold Wozniak, seit Juni der dritte im Bunde der Geschäftsleiter, ließ sich entschuldigen.




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