Zwar betreibt Bauer mit Axel Springer, Burda, Funke und Gruner + Jahr die großen Markt-Media- und Werbewirkungsstudien „Best for Planning“ und „Best for Tracking“ in der gemeinsamen Gesellschaft für integrierte Kommunikationsforschung (GIK) und ist einer der wichtigeren Partner in der Verhandlungsallianz für die künftigen Grosso-Verträge.
Doch jenseits des Forschens und Verhandelns kämpft Bauer an den Marktfronten Vertrieb und Vermarktung alleine – anders als die anderen großen Verlage: Burda und Funke sind im Vertrieb verbandelt (
über MZV), Funke und Springer in der Vermarktung (
über Media Impact), ebenso G+J, Spiegel-Verlag und RTL-Gruppe (
über die Ad Alliance).
Jörg Hausendorf, Konzerngeschäftsleiter Bauer Media Group, beim Deutschen Medienkongress 2017
Und Bauer? „Auch wir fragen uns, welche besonderen Fähigkeiten wir breiter ausrollen und in welchen Bereichen wir umgekehrt von anderen Häusern profitieren könnten“, sagt Deutschlandchef Hausendorf. So könne er sich „gut vorstellen“, dass die Expertise des „Kompetenzführers“ Bauer im
Vertrieb für andere große (!) Häuser interessant sein könnte.
„Im Wettbewerb mit TV und Google, Facebook und Amazon brauchen wir Verlage andere Skalengrößen.“
Jörg Hausendorf
Für die Vermarktung kursieren mehrere Anregungen: Burda-Vorstand
Philipp Welte schlägt eine Handvoll Allianzen sowie Pitch-Absprachen vor. Und der scheidende Funke-Chef
Manfred Braun sogar nur einen
einzigen Super-Vermarkter für alle klassischen Medien. Hausendorf gibt den Kollegen grundsätzlich Recht: „Im Wettbewerb mit TV und Google, Facebook und Amazon brauchen wir Verlage andere
Skalengrößen.“ Man müsse nun auf Basis des
gelockerten Kartellrechts weiterdenken. Allerdings: „Hierbei fände ich einen gemeinsamen Print-Anbieter sinnvoller als einen Alles-Vermarkter. Denn gerade in Zukunft entscheiden sich Werbekunden bewusst und nicht beiläufig für
Print – da sollten wir Verhandlungsstärke, schlagkräftige Print-Argumente und -Angebote mit effizienten Strukturen aufbieten können.“
© Flo Fetzer für Hubert Burda Media
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Burda-Vorstand Philipp Welte ruft Verlage zu gemeinsamen Werbe-Pitches auf
Verstehen sich die Verlage im Werbegeschäft bald weniger als Konkurrenten und stattdessen mehr als Verbündete? Im Wettbewerb gegen die beiden großen TV-Vermarkter und die US-Digitalriesen? Zumindest die rhetorischen Schulterschlüsse mehren sich.
Im Interview spricht Hausendorf zudem ungewöhnlich offen über seine
Verhandlungstaktik beim
Kauf des Luxus-Frauenmagazins Madame. Und signalisiert Interesse auch an weiteren Medweth-Titeln, etwa an
Jolie: „Unsere Tür ist für Gespräche immer offen.“ Außerdem hält er den Anspruch hoch, weiterhin Magazine auch in der Königsdisziplin
Wochentakt zu starten – und nennt erstmals Geschäftszahlen für 2016: Im vorvergangenen Jahr hatte Bauer einen weltweiten Umsatz von 2,24 Milliarden Euro erzielt, das sind 2,4 Prozent weniger als 2015. Gründe fürs Minus seien insbesondere Wechselkurseinflüsse sowie reduzierte Beteiligungen in Russland. Operativ sei der
Umsatz (Auslandsanteil: 65 Prozent) stabil, heißt es bei Bauer. Doch die Umsätze in Print, Radio und Digital entwickelten sich höchst unterschiedlich – auch im deutschen Markt. Mehr dazu und das gesamte Interview lesen Abonnenten in der HORIZONT-Ausgabe 5/2018 vom 1. Februar.
rp