Die Dortmund-Fans zeigten am Donnerstagabend Flagge
Der FC St. Pauli
machte den Anfang, Union Berlin zog nach. Nun verkünden drei weitere Vereine, dass sie an diesem Bundesligaspieltag nicht mit dem Logo der "Bild"-Aktion "Wir helfen - #refugeeswelcome" auflaufen werden. Die Absage des VfL Bochum, des 1. FC Nürnberg und des SC Freiburg bekommt aber noch eine weitere Dimension - weil sie ausdrücklich mit der verschnupften Reaktion von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann begründet wird.
Diekmann hatte auf die Absage des alternativ positionierten FC St. Pauli hin am Mittwoch getwittert, dort seien "#refugeesnotwelcome" und legte wenig später noch nach: "Kein Herz für Flüchtlinge: Schade eigentlich, @fcstpauli!". Das stieß nicht nur vielen Fußballfans sauer auf: Der Hashtag #BILDnotwelcome schaffte es zwischenzeitlich sogar auf Platz 1 der deutschen Twitter-Trends.
Gestern verkündete dann auch der Zweitligist
Union Berlin, an der "für den kommenden Bundesligaspieltag geplanten Aktion einer Boulevardzeitung" werde man nicht teilnehmen.
#BILDnotwelcome
Wie sich Kai Diekmann den Zorn der St. Pauli-Fans zuzog
An diesem Wochenende sollen die Clubs der Fußball-Bundesliga mit dem Logo der "Bild"-Aktion "Wir helfen - #refugeeswelcome" auflaufen. Der FC St. Pauli weigert sich - was "Bild"-Chef Kai Diekmann mit einem bissigen Tweet kommentierte und sich so den Ärger der Fans zuzog. ...
Neuen Zündstoff bekommt die Debatte nun durch die Absage weiterer Vereine - und vor allem durch deren Begründung. Am deutlichsten wird dabei der
VfL Bochum: "Wenn es also um die Sache gegangen wäre, wären wir kompromissbereit gewesen und hätten eine Aktion, die von der 'Bild' mitgetragen wird, unterstützt. Allerdings hat uns die scharfe Reaktion seitens der 'Bild'-Chefredaktion ob der Absage eines anderen Clubs an die Aktion dazu gebracht, sich mit diesem Verein solidarisch zu zeigen",
heißt es in einem Statement. Es dürfe nicht sein, dass jemand "einem Verein die Solidarität mit Flüchtlingen abspricht, nur weil dieser nicht bereit ist, eine u.a. von der 'Bild' initiierte Aktion zu unterstützen".
Vfl Bochum #Bildnotwelcome
Ähnlich begründet auch der
1. FC Nürnberg sein "Nein" zur Logo-Aktion. Man begrüße zwar die ligaweite Aktion für Flüchtlinge und halte sie für sinnvoll und unterstützenswert. "Weil der 1. FC Nürnberg aber den Umgang mit den Vereinen, die an der freiwilligen Aktion nicht teilnehmen, für unangebracht hält, wird der Club auf eine besondere Promotion des Medienpartners verzichten",
so die Franken. Beim
SC Freiburg heißt es lediglich, man habe sich entschieden, morgen ohne den veränderten Ärmel-Aufnäher auf den Platz zu gehen.
Damit haben sich nun insgesamt fünf von 36 Erst- und Zweitligisten gegen das modifizierte Logo entschieden - die Fläche dafür wurde
vom Ärmel-Sponsor Hermes zur Verfügung gestellt. Zudem gibt es diverse Fan-Aktionen von Fans, wie etwa gestern Abend beim Europa-League-Spiel von
Borussia Dortmund, als #BILDnotwelcome-Banner und "neu" interpretierte Versionen
der aktuellen "Bild"-Kampagne zu sehen waren. Auch der Fanrat des
TSV 1860 München positionierte sich bei Facebook klar gegen die Reaktion der Boulevardzeitung.
fam
1860 Fanrat
Update: Der Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg schließt sich dem Protest an und verzichtet ebenfalls auf das Ärmel-Logo. "Angesichts der tief entbrannten und kontrovers geführten Diskussion um die Aktion 'Wir helfen' befürchten wir einen Schatten über die von uns vorbereiteten Aktionen am Sonntag und in den kommenden Wochen. Das wollen wir vermeiden, deshalb verzichten wir auf das angebotene Aktions-Badge auf dem Trikotärmel",
so der MSV. Stattdessen will der Club mit einem kompletten Sondertrikot auflaufen. Hauptsponsor Black Crevice verzichtet auf seinen Sponsoren-Aufdruck, das Team wird mit dem Schriftzug "Refugees Welcome" spielen.