Axel Springer Award

Ein Abend für Mark Zuckerberg

Mark Zuckerberg (Mitte) mit Ehefrau Priscilla Chan und Springer-Boss Matthias Döpfner (li.)
Harald Fuhr / Axel Springer
Mark Zuckerberg (Mitte) mit Ehefrau Priscilla Chan und Springer-Boss Matthias Döpfner (li.)
Kein Geringerer als Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bekam am Donnerstagabend von Vorstandschef Mathias Döpfner den neu kreierten Axel Springer Award überreicht. Die Veranstaltung im 19. Stock des Springer-Hochhauses wirkte über weite Strecken skurril, war zwischenzeitlich eigenartig, hatte aber auch etwas Verstörendes. Einige Eindrücke von der Preisverleihung.
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Die Vorgeschichte

„B.Z.“-Chef Peter Huth hängt seit der Revue zum 100. Geburtstag Axel Springers der Ruf an, auf besonders kreative Weise das Image des Unternehmens zum Positiven zu drehen. Zur Erinnerung: Mathias Döpfner trug dabei in Jeans und Hoodie einen Monolog vor. Beim ersten Axel Springer Award war es erneut an Huth, ein Setting zu entwickeln, das anders als alles bisher Dagewesene ist.

Wie es der Zufall will, stand an diesem 25. Februar 2016 auf dem Springer-eigenen, in vielen Büros des Verlags hängenden Abreißkalender ausgerechnet ein Zitat des Preisträgers: „Das Internet ist nicht unbedingt ein guter Ort, um Freunde zu finden. Aber ein gutes Hilfsmittel, um die Freundschaften zu pflegen, die man hat“. 

Das Setting

Silberner Glitter auf dem Boden wies den Weg in den 19. Stock des Springer-Hochhauses. In dem normalerweise für Präsentationen und Pressekonferenzen genutzten und nach dem langjährigen Springer-Wegbegleiter Ernst Cramer benannten Saal ließ Peter Huth die Dachterrasse der Facebook-Zentrale nachbauen. Auf dem Boden war Rollrasen ausgerollt, es roch nach nassem Gras. In den Ecken standen frisch geschlagene, zu Wäldchen gruppierte Birken. Links und rechts riesige Leinwände, auf denen die Motive mal Nachthimmel, mal Skylines und schließlich die kalifornische Gegend rund um die Facebook-Zentrale präsentierten.

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In roten Leuchtbuchstaben prangte im hinteren Teil das Wort INNOVATE. Scheinwerfer zauberten wechselnde Farbkulissen. Auf Holzdielen waren mit Sand gefüllte Hocker um niedrige Tische gruppiert. Von einem haute es Manfred Bissinger fast um, als ihn ein Fotograf anrempelte. Friede Springer war eine der wenigen, für die ein Sessel reserviert war. Formschöne Weingläser mit in den Saal zu nehmen war verboten. Die Szenerie erforderte einheitliche Whiskeygläser, ob nun mit Wasser, Cabernet Sauvignon oder Erdnüssen gefüllt.

 Die Protagonisten

Alles drehte sich um Mark Zuckerberg, entsprechend mittig war er platziert. Links neben ihm Martin Schulz, der Präsident des Europäischen Parlaments, der auf einem der Sandhocker um Haltung rang. Rechts neben dem Preisträger der drei, eher vier Köpfe größere Döpfner, gegenüber der Präsident und Konzernlenker von Samsung Electronics, Young Hoon Eom, und Zuckerbergs Frau Priscilla Chan, die tags zuvor Geburtstag hatte. In der Reihe dahinter Jan-Eric Peters, der Verantwortliche für das neue Springer-Produkt „Upday“, das auf dem neuen Samsung-Smartphone vorinstalliert ist, das wiederum in dieser Woche in Barcelona vorgestellt wurde, wo wiederum Zuckerberg als Überraschungsgast aufgetreten war. Damit schloss sich der Kreis. Döpfner erwähnte kurz das Problem „Hatespeech“, indem er sagte, es könne keiner wollen, dass ein technologisches Unternehmen Inhalte regelt. An Zuckerberg richtete er den Satz: „You are a wonderful human being“. 

Das Publikum

Etwa hundert Gäste durften direkt am Setting sein. Sechzig weitere Gäste hatten es in den 19. Stock geschafft, allerdings nur bis in den Journalistenclub. Sie verfolgten die Preisverleihung an Bildschirmen. Anders die A-Prominenz, eine eigenartige Mischung aus Leuten wie Jürgen Flimm, Christiane zu Salm, Joachim Hunold und Johannes B. Kerner, der wegen seiner Werbung für Hunolds Air Berlin damals vom ZDF zu hören bekam: „Journalisten werben nicht“.

Aus dem innersten Zirkel des Konzerns saßen diskret in der Ecke: Aufsichtsratschef Giuseppe Vita und Friede Springers Vertraute Karin Arnold, jene Juristin, die bis vor kurzem keiner kannte, nun aber aufmerksam beäugt wird, da jeder weiß, wie eng sie in Friede Springers Nachlass-Planungen verwickelt ist. Neben dem Eingang, auf der obersten Tribüne saßen neben Ulrike Döpfner die beiden jüngsten Söhne von Mathias Döpfner, vor Beginn der Veranstaltung innig begrüßt von Friede Springer. Überall verteilt: die Chefredakteure und Manager des Hauses, von Stefan Aust und Kai Diekmann über Marion Horn, Tanit Koch und Julian Reichelt bis Peter Würtenberger und Christian Nienhaus. 

Die Statisten

Auch die Konkurrenz war da, bzw. das, was einmal die Konkurrenz war, bevor Springer sich in höhere Sphären aufgemacht hat: Darunter Julia Jäkel (Gruner + Jahr) und Mathias Müller von Blumencron (FAZ), Lutz Marmor (ARD) und Thomas Bellut (ZDF), irgendwo dazwischen Sven Gösmann (dpa), Christian Krug („Stern“) und Sebastian Turner („Tagesspiegel“). Weniger als eine Handvoll Medienjournalisten bekamen ebenfalls das alle Türe öffnende schwarze Bändchen. Der Rest der Presse saß neun Stockwerke tiefer und verfolgte das Geschehen am Bildschirm. 

Musikalische Untermalung

Eine Coverversion von David Bowies „Space Oddity“ läutete den Abend ein. Zur Bildershow mit Kinder- und Jugendfotos des Preisträgers sang aus den Lautsprechern Mick Jagger „It’s only Rock ´n‘ Roll“. Zum Ausklang traten vier Streicher der Berliner Philharmoniker auf. Sie spielten „California Dreamin‘“ von „The Mamas and The Papas“, wozu die rotmähnige Moderatorin am Ende auch noch singen durfte. 

Die Requisiten

Per Video sendete Bill Gates zusätzlich zur Laudatio des deutschstämmigen US-Investors Peter Thiel eine Videobotschaft. Nach der Kür folgte die Pflicht, erkennbar am eigens für Martin Schulz herangeschleppten und danach sofort wieder weggekarrten Rednerpult. Auf der Leinwand sah es so aus, als stünde Schulz, die Ecken des weißen Pults umklammernd, mitten im Meer. Schulz blieb allein mit seinen Mahnungen wegen mancher Fehlentwicklung von Facebook. Während er von europäischen Werten und Gesetzen, von Datenschutz und Persönlichkeitsrechten sprach, drehte Zuckerberg die Augen von links nach rechts, wie das Publikum reagiert. Die Ernsthaftigkeit war schnell vorbei, als Hostessen die neuen Samsung-Brillen verteilten. Jetzt bot die virtuelle Realität Gesprächsstoff, gefolgt von Zuckerbergs aktuellem Lieblingsthema, die künstliche Intelligenz. Dazu eingeladen war der Hochschulprofessor Alois Knoll. An seiner Seite: Roboy, ein Englisch sprechendes, künstliches Wesen, das die Arme bewegen und mit den blauen Augen klimpern kann. Die Moderatorin sagte zweifelnd, sicherlich gebe es doch etwas, was ein Mensch weiterhin besser beherrscht als ein Wesen mit künstlicher Intelligenz? Da betrat auch schon eine Frau mit Säugling die Bühne. Sie entpuppte sich als Peter Huths Frau Julia mit der gemeinsamen, drei Monate alten Tochter Hetti. Unter Roboys Anleitung zog Julia Huth dem nackten Säugling einen Strampler an.

Schlussakt

Schließlich erhielt Zuckerberg die, wie Döpfner sagte, einzige jemals erscheinende, gedruckte Ausgabe des digitalen Wirtschaftsportals „Business Insider“. Zur Erinnerung: „Business Insider“ ist die teuerste, von Springer jemals getätigte Akquisition. Damit war die Preisverleihung nach 90 Minuten beendet. Die Gäste zog es in den Journalistenclub. Die A-Prominenz drehte, gefolgt von ihrer Entourage, rechts ab zum gesetzten Essen. Gegen 22.30 Uhr löste sich der A-Tisch auf, und Zuckerberg, Döpfner und der Samsung-Chef traten gemeinsam den Rückzug an. Auf der anderen Seite, in der raucherfreundlichen Bar, stand derweil ein DJ in der Ecke und fotografierte mit dem Smartphone in die Menge. Aus den Lautsprechern ertönte erneut Mick Jagger. Er sang, unterstützt von Keith Richards' kehliger Stimme „Wild, wild horses, we’ll ride them some day“.

Ausblick

Auch künftig will Axel Springer mit dem Preis ebenso herausragende wie innovative Unternehmerpersönlichkeiten aus dem In- und Ausland würdigen. Entscheiden wird darüber der Vorstand nach Vorschlägen aus der Belegschaft und künftig auch aus der breiten Öffentlichkeit. usi

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