Andreas Geyr steht bei Springer unter Beobachtung
Die Sommerpause fällt bei Media Impact (MI), dem größten deutschen Verlagsvermarkter, in diesem Jahr komplett ins Wasser. Dabei steigt die Temperatur beim Joint Venture von Axel Springer (74,9 Prozent) und Funke Mediengruppe (25,1 Prozent), das vom Kartellamt Mitte Juni nach fast zwei Jahren Prüfung
grünes Licht erhalten hatte, mittlerweile von Tag zu Tag.
So ist etwa das Führungsteam noch nicht gekürt. Im Impressum des MI-Portals firmiert bislang Springers neuer Chief Marketing Officer Andreas Geyr als alleiniger Geschäftsführer – was nicht so bleibt. Nach HORIZONT-Infos soll es eine Doppelspitze geben, mit Geyr als Sprecher. Derzeit handeln Springer-Vorstand Jan Bayer und Funke-Geschäftsführer Manfred Braun aus, wen Funke auf diesen Posten schickt. Vorerst übernimmt Braun den Job selber. Die Essener möchten im Spitzenduo einen starken Vertreter wissen, der ihnen die Urangst nimmt, dass Springers Cashcow "Bild" alles dominieren könnte. Umgekehrt dürfte Springer nur jemanden akzeptieren, der die eigene Minderheitsposition aushält – und der digital tickt.
Parallel will man bei MI jetzt neue
Werbeangebote schnüren und die mit dem Kartellamt nur informell besprochenen Grenzen austesten. Was toleriert die Behörde in der Praxis, zum Beispiel bei der regionalen Vermarktung der Funke-Zeitungen im Verbund mit "Bild"?
Und bei alledem läuft die Uhr, im Herbst stehen die Verhandlungsrunden mit den großen Werbekunden für 2016 an. In dieser Situation mehren sich bei MI, bei Springer, bei Funke und vereinzelt auch bei Kunden kritische Stimmen, die Geyrs Wirken hinterfragen und
ungeduldig werden. Der frühere Havas-Agenturchef sei zwar angenehm im Umgang, kein innenpolitischer Taktierer, sondern ein unbekümmerter kreativer Kopf. Aber auch: Selbst
nach vier Monaten sei er im Job noch nicht so richtig angekommen. Das Thema stehe bei Vorstand Bayer unter
verschärfter Beobachtung. Allerdings: Geyr hat auch seine Verteidiger.
"Wir haben von Anfang an vorgesehen, dass wir uns die
nötige Zeit nehmen, um Strukturen und Prozesse zu überprüfen und gegebenenfalls neu aufzustellen sowie neue Produkte zu entwickeln", lässt er HORIZONT ausrichten. Man sei "zeitlich auf einem sehr guten Weg".
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