Das Logo des Karriere-Start-ups Skjlls
Durchschnittlich verschenkt jeder Arbeitnehmer in der Medienbranche bis zu seiner Rente sechs Jahre seiner Freizeit durch Überstunden. Das bedeutet jeden Tag eine Stunde länger am Arbeitsplatz. Spitzenreiter unter den Workaholics sind die Produkt- beziehungsweise Projektmanager. Nach 40 Arbeitsjahren summieren sich bei ihnen die Überstunden auf 7,5 Jahre zusätzliche Arbeitszeit.
6 Jahre gehen im Leben eines Festangestellten für Überstunden drauf (zum Vergrößern klicken)
Das zeigt die Studie „Lust oder Frust in der Medienbranche“ des Karriere-Start-ups Skjlls, bei der mehr als 1.000 Teilnehmer aus der Medienbranche über 80.000 Antworten geliefert haben.
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit unter den Festangestellten beträgt 46 Stunden und 8 Minuten. Schaut man sich das Ganze verteilt nach Unternehmen, klassischen Agenturen und Digitalagenturen an, wird sichtbar, dass im Schnitt mit etwas mehr als 46 Stunden pro Woche in den digitalen Einheiten am längsten gearbeitet wird. Bemerkenswert dabei: Insgesamt arbeiten festangestellte Frauen in der Medienbranche pro Woche im Durchschnitt eine Dreiviertelstunde weniger als ihre männlichen Kollegen.
Auch zwischen den Berufen gibt es Unterschiede bei den Arbeitszeiten. In IT-Berufen werden mit 4 Stunden und 29 Minuten pro Woche am wenigsten Überstunden gemacht, im Rest der Branche sind durchschnittlich 6 Stunden und 25 Minuten üblich. Freelancer arbeiten im Schnitt 1 Stunde und 29 Minuten pro Woche weniger als Festangestellte und machen somit nahezu 25 Prozent weniger Überstunden.
Mit einem Ausgleich für die vielen Überstunden können Festangestellte allerdings nicht rechnen. Über 75 Prozent bekommt keinen Gegenlohn für die Extraarbeit. Bei den Freelancern läuft das etwas anders: Bei ihnen erhält nur etwa ein Drittel keinen Ausgleich, die restlichen rund 75 Prozent können sich über ein anteiliges oder vollständiges Honorar freuen.
In welcher Form die zusätzlichen Stunden der Arbeitnehmer ausgeglichen werden, ist unterschiedlich. Die Mehrheit erhält einen Freizeitausgleich, lediglich jeder Fünfte bekommt einen monetären Bonus. Mehr als 15 Prozent aller Festangestellten geben an, mit einem Schulterklopfen für Überstunden entlohnt zu werden.
Wenn es generell um Zusatzleistungen für Angestellte geht, ist die Medienbranche wenig kreativ. Während in Unternehmen im Durchschnitt 54 Prozent der Angestellten einen Bonus zu Weihnachten erhalten, bekommen in Agenturen nur 18 Prozent eine solche Zahlung. Die häufigsten Zusatzleistungen sind Verpflegung oder Taxifahrten bei Überstunden, 41 Prozent bekommen im Durchschnitt einen ÖPNV-Zuschuss.
Der häufigste Benefit für festangestellten Mitarbeiter ist die Teilnahme an Talks, Konferenzen und Diskussionsrunden. Zusatzleistungen wie zeitliche Freiräume zur Wahrnehmung von Weiterbildungsmaßnahmen sind bei 43 Prozent der Arbeitnehmer gegeben. 20 Prozent der Festangestellten geben hingegen an, dass in der Theorie Freiräume zur Verfügung stehen, sie diese in der Realität aber nicht in Anspruch nehmen können.
Zufriedenheit und Attraktivität im Job
Skjlls hat Probanden nach ihrer Zufriedenheit im Job befragt (zum Vergrößern klicken)
Diese Faktoren wirken sich auch auf die Zufriedenheit im Job aus. Bei den Festangestellten sind Frauen grundsätzlich unzufriedener. Besonders auffällig ist der Unterschied in der Grundzufriedenheit zwischen männlichen und weiblichen Backend Developern. Letztere stellen die unzufriedenste Gruppe dar. Freelancer sind im Vergleich deutlich zufriedener als ihre festangestellten Kollegen. In Bezug auf ihr Einkommen ist sowohl bei festangestellten Studienteilnehmern als auch bei freien Mitarbeitern die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit mit ihrem Gehalt sehr unterschiedlich. Gleichzeitig wächst mit zunehmendem Alter die Zufriedenheit mit dem Gehalt unter Festangestellten, bei den Freelancern sinkt die Zufriedenheit hingegen.
Das Unternehmen
Das Hamburger Karriere-Start-up Skjlls liefert Daten über den Gehaltsvergleich in der Medienbranche, der rein auf den Fähigkeiten seiner Nutzer basiert. Durch die Verwendung von Eigenschaften und Talenten anstelle von Berufsbezeichnungen ermöglicht Skjlls so eine große Genauigkeit im Matching seiner User und ihrer Gehälter oder Tagessätze. Das fähigkeitsbasierte Gehaltsvergleichsportal macht Gehälter auf Basis individueller Fähigkeiten anonym vergleichbar. Noch konzentriert sich das Start-up auf Arbeitnehmer und Freiberufler aus der deutschen Medienbranche sowie Design, Marketing und IT. Weitere Branchen, Länder und Sprachen sollen folgen.
Zur Attraktivität des Jobs spricht sich die Mehrheit positiv aus: Fast 60 Prozent der festangestellten Studienteilnehmer sind mit ihrem Job inhaltlich zufrieden. Während Audio/Video-Artists die spannendsten Aufgaben haben, sind Designer überdurchschnittlich von ihren Aufgaben gelangweilt. Auch hier unterscheiden sich Freelancer und Festangestellte. Durchschnittlich empfinden Freiberufler ihren Aufgabenbereich um bis zu 50 Prozent spannender als ihre festangestellten Kollegen.
Unrealistische Projekt-Timings, planlose Kunden und Vorgesetzte sowie zu niedrige Budgets sind Herausforderungen, mit denen Festangestellte und Freiberufler am häufigsten konfrontiert sind. Auch der Stress-Level wirkt sich auf die Zufriedenheit der Arbeitnehmer aus. Die größten Burnout-Kandidaten sind dabei Konzepter, Strategen und Copywriter.
Diese Ergebnisse scheinen zu erklären, warum bei einem besseren Jobangebot jeder zweite Arbeitnehmer sofort weg ist. Die Wechselfreudigkeit sinkt allerdings mit steigender Berufserfahrung. Das kann auch an den höheren Gehältern liegen, die die Angestellten mit der Zeit bekommen. Grundsätzlich verdienen männliche Festangestellte 565 Euro am Tag, ihre weiblichen Kollegen 489 Euro täglich. Das bedeutet einen Gehaltsunterschied von 31 Prozent im Schnitt.
Vorteile des Jobs
Das Karriere-Start-up hat sich auch die Vorteile im Job eines Festangestellten angeschaut (zum Vergrößern klicken)
Nichtdestotrotz kann die Branche einige Vorteile für sich geltend machen, um Festangestellte und Freelancer dauerhaft an sich binden zu können. Unter den Top 3 der größten Vorteile des Jobs liegen "die Kollegen" mit durchschnittlich 72 Prozent auf dem Spitzenplatz, auf dem zweiten Rang folgt das "nette Office" mit 54 Prozent im Durchschnitt. Auch die flexiblen Arbeitszeiten sind mit fast 50 Prozent ein positiver Faktor des Jobs.
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