Apple Watch

So präsentieren sich die deutschen Top-Medien auf der Computeruhr

Gruner + Jahr geht außer mit dem "Stern" auch mit "Geo" auf die Apple Watch
Gruner + Jahr
Gruner + Jahr geht außer mit dem "Stern" auch mit "Geo" auf die Apple Watch
Am vergangenen Freitag hat Apple seine ersten Smartwatches an die Käufer ausgeliefert. Noch ist nicht abzusehen, welchen Erfolg das Gerät am Markt haben wird. Die meisten großen deutschen Medienhäuser wollen jedoch nicht so lange warten und haben bereits eigene Apps für die Apple Watch entwickelt. HORIZONT Online gibt einen Überblick.
Teilen
Axel Springer, Gruner + Jahr, Der Spiegel...: Auf der Apple Watch tummelt sich bereits zum Marktstart des Geräts so ziemlich alles, was in der deutschen Medienlandschaft Rang und Namen hat. Schon allein das zeigt, wie groß der Vertrauensvorschuss für Apples Smartwatch ist. Wodurch sich die im Vorfeld des Produkt-Launches häufig geäußerte These zu bestätigen scheint, dass nur Apple das Segment der Smartwatches salonfähig machen kann.

In der Funktionsweise ihrer Apps gehen die meisten Medien den gleichen Weg: Artikel werden in der App angeteasert, die vollständige Version liest der Nutzer dann auf seinem mit der Smartwatch gekoppelten iPhone. So handhabt es bereits auch die "New York Times". Das macht deswegen Sinn, weil derzeit niemand seriös beantworten kann, inwieweit auch lange Lesestücke auf einer Smartwatch eine angenehme Erfahrung sein können. Durchaus vielversprechend dürfte hingegen der Ansatz sein, Eilmeldungen auf die Uhr zu pushen. Denn auf das Handgelenk schaut man doch etwas schneller, als man ein Smartphone aus der (Hosen)Tasche gezogen hat. Und so wird die Smartwatch möglicherweise zum neuen Gamechanger in der News-Branche.

Und noch ein Punkt ist bemerkenswert an der Smartwatch-Offensive der deutschen Medien: Einige, wie der Spiegel oder Burda, haben ihre Smartwatch-Apps bereits vermarktet. Hier zeigt sich offensichtlich, dass Werbekunden sich schnell auf das noch unbekannte Terrain Smartwatch trauen, wenn sie dies gemeinsam mit einer bekannten und reichweitenstarken Medienmarke tun können.

Axel Springer

Bild gehört zu den Pionieren auf der Apple Watch
Axel Springer
Bild gehört zu den Pionieren auf der Apple Watch
Neue Mobil-Devices schaut man sich bei Axel Springer erfahrungsgemäß besonders genau an. Vorstandschef Mathias Döpfner will das Haus bekanntlich zum digitalsten Medienkonzern ausbauen. Logisch, dass die Apple Watch in dieser Strategie gleich von Beginn an eine Rolle spielt. Springer bietet zum Marktstart der Apple Watch Apps für die Medienmarken "Bild", "Welt" und N24 an. "Wir nutzen die unterschiedlichsten Kanäle, um unsere Inhalte auszuspielen, und sind als First Mover auch in der Startphase einer neuen Plattform wie der Smartwatch dabei", beschreibt eine Unternehmenssprecherin den Anspruch von Axel Springer.

Inhaltlich sieht das Ganze so aus, dass die Leser über die Apps wichtige Nachrichten sowie Eilmeldungen direkt auf die Smartwatch gepusht bekommen. Alle Nachrichten sind dabei in Kurzform aufbereitet, sodass sie direkt auf dem Uhrendisplay gelesen werden können. Über die Funktionen "Hand-off" oder "Merkliste" kann man zudem Artikel markieren, um sie in der iPhone-App vollständig bzw. in Langfassung zu lesen. "Bild" setzt überdies auf das bewährte Zugpferd Fußball und zeigt Spielstände und Informationen aus der Bundesliga, der Champions und Europa League sowie von Spielen der Nationalmannschaft direkt auf der Apple Watch an.

Burda

Auch Burda will sich die Möglichkeiten der Apple Watch zunutze machen
Hubert Burda Media
Auch Burda will sich die Möglichkeiten der Apple Watch zunutze machen
Die Münchner sind zum Start der Apple Watch mit ihrem Nachrichtenmagazin "Focus" dabei. Dessen Online-Ableger findet mit Top-News, Live-Sport und Börsen-Kursen - gegebenenfalls als Push-Nachricht - auf der Apple Watch statt. Auch hier die gängige Vorgehensweise: Der Nutzer sieht auf der Uhr einen Teaser, die Vollversion kann er auf dem iPhone lesen. Verfügbar ist die Smartwatch-Applikation, sobald man sich die neueste Version der Focus-Online-iPhone-App herunterlädt.

Zum Start kann Focus Online auch einen Werbepartner präsentieren: Seat wird im News-Alarm aus dem Auto- und Digitalressort präsent sein. "Wir sind überzeugt, dass die Apple Watch unser Leben verändert", sagt Oliver Eckert, Geschäftsführer der Tomorrow Focus News+ GmbH. "Focus Online ist in Deutschland das News-Angebot für das mobile Zeitalter. Deshalb sind wir von der ersten Stunde an dabei."

Ob noch weitere Burda-Titel auf die Apple Watch streben, ist derzeit noch nicht entschieden. Einem Unternehmenssprecher zufolge schaue man sich bei "TV Spielfilm" das Thema Smartwatch sehr genau an. Eher unwahrscheinlich ist eine Smartwatch-App von "Playboy": Das Männermagazin wird bei der optischen Darstellung seiner Themen bekanntlich immer wieder von Apple ausgebremst.

Frankfurter Allgemeine Zeitung

Auch die FAZ kommt auf die Apple Watch
FAZ
Auch die FAZ kommt auf die Apple Watch
Auch die "FAZ" will Smartwatch-Nutzer mit einer eigenen App für die Apple Watch ansprechen. Wie bei den meisten Angeboten dient die Computeruhr als verlängerter Arm der iPhone-App. So lassen sich die auf die Apple Watch gespielten Teaser für Eilmeldungen, Nachrichten, Hintergründe und Kommentare erst auf dem iPhone vollständig lesen. Sobald der User das Update der iPhone-App von FAZ.net herunterlädt, installiert sich die Smartwatch-App automatisch auf der Uhr.

"Die Apple Smartwatch könnte für unsere Leser ein neues Fenster in die Nachrichtenwelt werden. Da wollen wir dabei sein und speziell konfigurierte FAZ.net-Inhalte in einer App anbieten", sagt Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur FAZ.net.

Funke Mediengruppe

Funke bringt unter anderem die "WAZ" auf die Apple Watch
Funke Mediengruppe
Funke bringt unter anderem die "WAZ" auf die Apple Watch
Die Funke Mediengruppe besetzt mit ihren NRW-Onlineportalen das Segment der Regionalmedien auf der Apple Watch. Die Essener bringen gemeinsam mit Funke Digital in Berlin die Anwendungen von "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Neuen Ruhr / Neue Rhein Zeitung", "Westfalenpost" und "Westfälische Rundschau" auf die Uhr. Die Apps zeigen jeweils die fünf wichtigsten Nachrichten mit Überschrift, Bild und Teasertext. Mittels der "Merken"-Funktion kann ein Artikel zur persönlichen Merkliste hinzugefügt werden, die sich mit den jeweiligen Mobil-App synchronisiert. Lesen lässt sich der gesamte Text dann auf dem iPhone.

"Wir gehören zu den ersten Regionalzeitungen in Deutschland, die direkt zum Start auf der Apple Watch vertreten sind", sagt Thomas Kloß, Online-Chefredakteur der Funke-Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen. "Wir paaren Innovation mit unseren klassischen Stärken: guter lokaler Journalismus und saubere Recherche." Funke-Digitalchef Stephan Thurm ergänzt: "Der Markt für Wearables ist gerade für die News-Branche hochinteressant, denn wir wollen auf allen Kanälen Lösungen anbieten."

Gruner + Jahr

Gruner + Jahr geht außer mit dem "Stern" auch mit "Geo" auf die Apple Watch
Gruner + Jahr
Gruner + Jahr geht außer mit dem "Stern" auch mit "Geo" auf die Apple Watch
Gruner + Jahr hat zum Marktstart der Apple Watch Apps für seine Flaggschiffe "Geo" und "Stern" entwickelt. Dabei nähert sich das Hamburger Verlagshaus dem neuen Thema Smartwatch auf zwei verschiedenen Wege. Die App von "Geo Saison" spielt den Nutzern Ausgehtipps wie Bars, Restaurants und Clubs aus Berlin inklusive Adressen aufs Handgelenk. Weitere Details zu den Locations lassen sich auf dem iPhone abrufen. Das Ganze kostet den User in der Launchwoche 99 Cent, anschließend schlägt die App mit 1,99 Euro zu Buche.

Beim "Stern" kommt die Apple-Watch-Anwendung als Erweiterung zur bestehenden, kostenlosen iPhone-App daher. Mit der App werden Eilmeldungen aus Politik, Sport und Entertainment auf die Uhr gepusht. Dabei können sich die User durch die fünf aktuellsten Artikel wischen, wobei auch hier die vollständige Version auf dem iPhone lesbar ist. Außerdem unterstützt die "Stern"-App die so genannte Glance-Funktion, die den Nutzern bei einem Blick auf die Uhr verschiedene "Stern"-Motive präsentiert.

Nach eigenem Bekunden geht es Gruner + Jahr nicht darum, sofort Geld mit der Smartwatch-App zu verdienen. Zunächst wolle man eine gewisse Reichweite aufbauen und ausprobieren, wie das Produkt funktioniert und wie es von den Usern angenommen wird, so eine Verlagssprecherin auf Anfrage. Zum jetzigen Zeitpunkt hat man jedenfalls noch kein Vermarktungsmodell in der Schublade.

N-TV

Auch N-TV sucht bereits nach Werbepartnern
N-TV
Auch N-TV sucht bereits nach Werbepartnern
Mit 60 Millionen mobilen Visits hatte N-TV bei der jüngsten IVW-Ausweisung 3/2015 einen wesentlich höheren mobilen Traffic als stationär. Da verwundert es nicht, dass die RTL-Tochter die Apple Watch dafür nutzen will, noch mehr User an das eigene Mobil-Angebot heranzuführen. Bei der N-TV-App für die Apple Watch bekommt der Nutzer ein Artikelbild samt Dach- und Schlagzeile angezeigt. Tippt man darauf, gelangt man zu einer Kurzfassung des Artikels, dessen komplette Fassung auf dem iPhone zu lesen ist.

"Nachdem N-TV bereits seit über einem Jahr als erster Nachrichtenanbieter in Deutschland auf Smartwatches vertreten ist, ist das neue Angebot für die Apple Watch der nächste konsequente Schritt dahin, unsere Nutzer jederzeit und überall mit aktuellen Informationen zu versorgen", sagt Eva Messerschmidt, Bereichsleiterin Neue Medien bei N-TV.

Auch bei der Vermarktung will N-TV jetzt Gas geben. Wie eine Sendersprecherin auf Nachfrage mitteilt, laufen derzeit erste Gespräche mit potenziellen Werbekunden.

Spiegel Online

Spiegel Online auf der Apple Watch
Der Spiegel
Spiegel Online auf der Apple Watch
Auch wenn beim "Spiegel" intern über die Stoßrichtung und die genaue Ausgestaltung der eigenen Digital-Strategie immer wieder mal gestritten wurde: Dass Mobil-Angebote für die Medienmarke von eklatanter Wichtigkeit sind, bestreitet an der Ericusspitze niemand.

Entsprechend ist Spiegel Online seit Verkaufsstart der Apple Watch ebenfalls mit einer eigenen App am Start. Nutzer der Anwendung haben die Möglichkeit, Überschriften, Fotos der Artikel und Vorspänne auf der Uhr zu lesen. Dabei organisiert die App die Themen in den Kategorien "Das Wichtigste", "Das Neueste" und "Leser-Favoriten". Die Texte lassen sich für die sofortige Lektüre auf das eigene iPhone schicken oder zum späteren Lesen - auch auf dem Handy - in eine Merkliste legen. "Diese Merklisten-Option haben wir für die Apple Watch extra neu geschaffen", so ein Verlagssprecher.

Auch um die Refinanzierung hat man sich beim Spiegel Verlag frühzeitig gekümmert: Zum Marktstart können die Hamburger - wie auch Burda (siehe oben) - mit Seat einen Werbekunden verbuchen. Der Autobauer ist mit einem Werbeformat, das das Model Leon ST bewirbt, direkt im Nachrichtenfeed auf der Apple-Uhr präsent. "Wir freuen uns, unseren Partnern mit einer Innovation wieder einmal einen Impuls für ihre Kommunikation auf einem neuen Medienkanal bieten zu können", so Norbert Facklam, Leiter des hauseigenen Vermarkters Spiegel QC.

Süddeutsche Zeitung

So sieht die "Süddeutsche Zeitung" auf der Apple Watch aus
Süddeutsche Zeitung
So sieht die "Süddeutsche Zeitung" auf der Apple Watch aus
Bei der "Süddeutschen Zeitung" dürfte spannend sein zu erleben, wie das Zusammenspiel der Apple Watch mit den seit Kurzem bezahlpflichtigen Inhalten des digitalen "SZ"-Angebots klappt. Sprich: Ob es gelingt, über das Gerät neue Leser an die neue Website heranzuführen. Denn auch bei den Münchnern kann man sich auf der Apple Watch durch die News auf der Startseite scrollen, den eigentlichen Artikel liest man dann in der iPhone-App. Eilmeldungen und neue Nachrichten werden mit der Glance-Funktion auf das Display gespielt - dazu muss die App nicht geöffnet sein. Und für Schnellleser bietet die App einen Kompaktmodus, der nur Schlagzeilen ohne Vorspänne anzeigt.

Bleibt auch hier die Frage nach der Vermarktung des Angebots. Wie schon auf der neuen Website dürfte die "SZ" auch bei der Apple Watch-App nicht auf Werbung verzichten wollen. Möglichkeiten der Vermarktung würden derzeit geprüft, gibt "SZ"-Digitalchef Stefan Plöchinger zu Protokoll. Einen Werbepartner gebe es nicht.

Tagesspiegel

Der Berliner "Tagesspiegel" will die Entwicklung der Apple Watch erst einmal beobachten
Tagesspiegel
Der Berliner "Tagesspiegel" will die Entwicklung der Apple Watch erst einmal beobachten
Beim "Tagesspiegel" zögert man noch mit einem eigenen Angebot für die Apple-Watch. Das dürfte sicherlich auch daran liegen, dass den Berlinern nicht die gleichen Möglichkeiten wie einem Gruner + Jahr oder Axel Springer zur Verfügung stehen. Vor allem jedoch will man erst einmal abwarten, wie das Gerät vom Markt angenommen wird. "Die Apple Watch ist ein neues Gerät mit einem neuen Nutzungskontext. Wir alle haben noch zu wenig Erfahrung, in welchem Kontext Inhalte und Services dort genutzt werden und wie das Gerät vom Nutzer angenommen wird. Das werden wir genau beobachten und gegebenenfalls passende Angebote für diese Nutzungssituation entwickeln, insbesondere auch dann, wenn daraus neue spannende Geschäftsmodelle entstehen", sagt Falko Ossmann, Geschäftsführer Tagesspiegel Digital.

Zeit Online

Zeit Online will zu den Innovationsführern der Branche gehören
Zeit Verlag
Zeit Online will zu den Innovationsführern der Branche gehören
Zu den Medien, die zum Marktstart der Apple Watch mit einer eigenen App am Start sind, gehört auch Zeit Online. "Für uns ist es natürlich wichtig, da zu sein, wo unsere User sind und als einer der Innovationsführer der Branche wichtige technische Neuentwicklungen vom Start weg zu besetzen. Zudem möchten wir ab Tag 1  Erfahrungen sammeln, User Feedback bekommen und daraus potenzielle Weiterentwicklungen für unser Angebot auf der Watch entwickeln", sagt Christian Röpke, Geschäftsführer von Zeit Online.

Die App der Hamburger zeigt Zusammenfassungen der wichtigsten aktuellen Nachrichten sowie von Hintergrundstücken auf der Apple Watch. Bei Eilmeldungen verfährt Zeit Online noch einmal anders: Hier bekommt der Nutzer eine von der Redaktion eigens für die Smartwatch erstellte Benachrichtigung. Der gesamte Text kann in Verbindung mit einem iPhone aufgerufen werden.

Vorsichtig ist Röpke noch beim Thema Vermarktung: "Wir müssen jetzt erst mal sehen, wie stark die Nutzung der App ist. Dafür haben wir noch kein Gefühl. Wenn wir es schaffen, viele User auf diese App zu bekommen, werden sich auch neue, direkte Vermarktungsmodelle einstellen", so seine Einschätzung. "Indirekt profitiert unsere mobile Reichweite auf den iPhones durch den Link zu den vollständigen Artikeln in der iPhone App. Da die mobile Vermarktung dieses Jahr deutlich an Fahrt aufgenommen hat und wir ein signifikantes Wachstum zum Vorjahr sehen, ist dieser zu erwartende Push für die mobile Reichweite auch ein wichtiger Aspekt der neuen Apple Watch App."
stats