Wolfgang Thaenert will HR-Intendant Helmut Reitze auf die Sprünge helfen
HR-Intendant Helmut Reitze und der oberste hessische Medienhüter Wolfgang Thaenert werden sicher keine Freunde mehr. Nachdem Reitze die Förderung Offener Kanäle durch die Hessische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR) scharf kritisiert hatte, schießt Thaener, Direktor der Hessischen Anstalt für privaten Rundfunk und neue Medien zurück.
"Im Zeitalter von Youtube und Facebook ist es ein Unding, dass die LPR immer noch über zwei Millionen Euro im Jahr für Offene Kanäle ausgibt, in denen eine Handvoll Interessierter lokale Fernsehprogramme machen, die so gut wie kein Mensch sieht", hatte Reitze am Dienstag per Pressemitteilung verbreiten lassen. Man könne das Geld sinnvoller für Medienkompetenz ausgeben.
Kritik, die Thaenert nicht auf sich sitzen lassen will: "Sowohl die medienpädagogische Arbeit in den Medienkompetenzzentren Offener Kanal als auch die ausgestrahlten Sendungen haben nicht im entferntesten etwas mit Verbreitung von selbst erstellten Handyvideos via Youtube und anderer Plattformen zu tun", erwidert Thaenert. "Die wesentlichen Unterschiede bin ich gern bereit, Herrn Intendanten Dr. Reitze, der ausweislich einer HR-Pressemitteilung vom 2. August 2011 gegen Offene Kanäle wettert, persönlich zu erklären", ätzt Thaenert.
Im Kern geht es bei dem Streit wieder einmal um's liebe Geld: Die Landtagsfraktion der
SPD in Hessen will mehr Geld in die Förderung der Medienkompetenz stecken. Dafür sollen nach Vorstellung der SPD Gebührengelder umgewidmet werden, die bislang dem HR zugute kommen. Der Hessische Rundfunk erhält derzeit pro Jahr rund 4 Millionen Euro aus den sogenannten Zwei-Prozent-Mitteln der LPR, die er zweckgebunden vor allem für kulturelle Zwecke wie Aufführungen des HR-Sinfonieorchesters, Übertragungen von Festspielen in Hessen oder die Filmförderung verwenden kann. Der Wegfall dieser Mittel würde laut Reitze "zu einem schweren Schlag für das Kulturleben in Hessen führen". Stattdessen versucht der HR-Intendant den Spieß umzudrehen und schlägt vor, die Mittel der LPR kritisch zu durchleuchten. Natürlich nicht ohne ausdrücklich daran zu erinnern, dass die Zwei-Prozent-Mittel eigentlich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gezahlt werden, aber gesetzlich für Aufgaben des privaten Rundfunks umgewidmet werden.
dh