Bei den Frauenzeitschriften scheint es einen Trend weg von oberflächlichen Promi-News hin zu Ästhetik und Lebensgefühl zu geben, was besonders die Wohlfühlmagazine "Sensa" und "Happinez" zeigen. Mit "Grazia" kann Klambt mit einem fast klassischen Mix aus Mode und People am Kiosk punkten. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Neuentwicklungen von Eltern-Zeitschriften wie "Nido", "Mum" und "Gala Kids". HORIZONT.NET stellt die wichtigsten zehn Neulinge der vergangenen zwei Jahre und ihr Potenzial vor.
"Nido"
Mit
Gruner + Jahr im Rücken konnte die Redaktion des jüngsten Ablegers des "Stern" das Wagnis einer sehr spitzen Positionierung eingehen.
"Nido" richtet sich an Eltern von Kleinkindern. Die Zielgruppe ist gut getroffen, die Themen sind nah an den Alltagssorgen: Welche Restaurants in der Stadt haben Hochstühle? Was kostet ein Babysitter? Laut Verlag gewinnt "Nido" stetig Abonnenten und vor kurzem wurde das Magazin mit dem Lead Award als bester Newcomer ausgezeichnet. Auch im Anzeigenmarkt scheint das Magazin zu punkten.
Start: April 2009
Druckauflage: 125.000
Verkaufte Auflage: über 45.000
Copypreis: 3,90 Euro
Erscheint: monatlich
Anzeige: 4c 1/1 12.800 Euro
"Grazia"
Klambt möchte
"Grazia" seit kurzem im Verbund mit
Gruner + Jahr als reines Fashion-Magazin positionieren. Dafür enthält die wöchentliche Zeitschrift aber noch zu viele People-Inhalte. Im hart umkämpften Markt der Klatschmagazine bietet die deutsche Lizenzausgabe des gleichnamigen italienischen Titels aber durch Fashion-Anteile einen Mehrwert. Obwohl "Grazia" nicht durch edles Layout besticht, schalten vereinzelt Luxusmarken Anzeigen, die Zeitschrift dürfte Chancen auf eine verkaufte Auflage von 200.000 Exemplaren haben. Sie ist als Einzige der Neulinge schon IVW-geführt.
Start: Februar 2010
Druckauflage: 295.115
Verkaufte Auflage: 168.705
Copypreis: 2,00 Euro
Erscheint: wöchentlich
Anzeige: 4c 1/1 15.000 Euro
"Sensa"
Der Kinder- und Jugendverlag
Panini hat mit
"Sensa" neues Terrain betreten. Die Inhalte des Frauentitels werden fast komplett aus dem kroatischen Original übernommen. "Sensa" soll ein positives Lebensgefühl vermitteln, die Leserinnen glücklich machen beziehungsweise ihnen beim Glücklichsein helfen. Beim Layout lässt sich in Deutschland nichts Vergleichbares finden: "Sensa" erscheint ganz umweltbewusst auf mattem Papier, Grafiken und Fotografien sind kleinteilig und liebevoll gemacht. Von Panini ist lediglich die verkaufte Auflage der ersten Ausgabe zu erfahren. Die im Juni gestartete TV-Kampagne lässt allerdings eine gute Entwicklung vermuten.
Start: April 2010
Druckauflage: 100.000
Verkaufte Auflage: rund 40.000
Copypreis: 4,20 Euro
Erscheint: zweimonatlich
Anzeige: 4c 1/1 8400 Euro
"Freundin Donna"
"Freundin Donna", das Magazin für Frauen ab 45 aus dem Hause
Hubert Burda Media, wird im Markt positiv aufgenommen. Burda garantiert Kunden eine verkaufte Auflage von 130.000 Exemplaren, die derzeit sogar übertroffen wird. Auflagenziel dürften etwa die 260.000 verkauften Exemplare von Gruner + Jahrs "Brigitte Woman" sein. Aufgebaut ist "Freundin Donna" wie Zeitschriften für jüngere Leserinnen, aber die präsentierten Modeartikel sind hochpreisiger, die Themen auf die Zielgruppe abgestimmt. Eine erste Leserbefragung zeugt von Zufriedenheit: 60 Prozent gaben an, sich auch die nächste Ausgabe kaufen zu wollen.
Start: Mai 2010
Druckauflage: 300.000
Verkaufte Auflage: 164.000
Copypreis: 3,00 Euro
Erscheint: monatlich
Anzeige: 4c 1/1 18.000 Euro
"Happinez"
Zweifellos ist
"Happinez" ein Nischenprodukt, doch die Zielgruppe für ein esoterisches Frauenmagazin existiert. Das Original ist in Holland mit einer verkauften Auflage von 200.000 Exemplaren sehr erfolgreich. Auch die deutsche Version verdient Lob: unterschiedliche Papierarten, abwechslungsreiches Layout und breitenwirksame Themenaufbereitung. Dadurch driftet "Happinez" nicht völlig in die Räucherstäbchen-Ecke ab. Die Relevanz im Anzeigenmarkt ist noch nicht eindeutig. Bei den Kunden herrscht Unsicherheit, und dem herausgebenden Verlag
Bauer Media fehlt das Portfolio für die Bereiche Fashion und Körperpflege.
Start: Juni 2010
Druckauflage: 150.000
Verkaufte Auflage: rund 65.000
Copypreis: 4,95 Euro
Erscheint: zweimonatlich
Anzeige: 4c 1/1 12.000 Euro
"Mamy's Place"
Die Zeitschrift
"Mamy’s Place" hieß vorher "Mama’s Life" (Vikant Publishing Verlag). Chefredakteurin Ilka Wirdemann und Anzeigenleiterin Petra Boldt haben sich nach einem Rechtsstreit selbstständig gemacht und einen den
Women's Ministry Verlag gegründet. Das Heft ist gut gemacht, das Layout ansprechend. Aber durch den Spagat zwischen Inhalten für Frauen und für Mütter ist das Profil bisher noch etwas verwaschen. Um erfolgreich zu sein und sich von puren Frauenzeitschriften klar abzugrenzen, müssten künftig Mütter als zentrale Zielgruppe stärker in den Fokus rücken.
Start: Oktober 2010
Druckauflage: 100.000
Verkaufte Auflage: noch unklar
Copypreis: 3,90 Euro
Erscheint: neunmal im Jahr
Anzeige: 4c 1/1 7800 Euro
"Mum"
"Mum" hat das Potenzial, sich als kleiner, aber feiner Nischentitel zu etablieren. Die Chancen für eine langfristige Leser-Blatt-Bindung stehen naturgemäß nicht gut, die Zielgruppe ist zeitlich eng umrissen: "Mum" aus dem Hause
Luna Media richtet sich an schwangere Frauen. Allerdings ist das Heft sehr hochwertig und kann durchaus als Begleiter in den neun Monaten Schwangerschaft und kurz danach mit Tipps à la "Fit nach der Geburt" funktionieren. Die Chancen auf dem Anzeigenmarkt sind trotzdem gut, relevante Produkte können in diesem Heft ohne Streuverluste positioniert werden.
Start: Januar 2011
Druckauflage: 80.000
Verkaufte Auflage: noch unklar
Copypreis: 4,90 Euro
Erscheint: dreimonatlich
Anzeige: 4c 1/1 7600 Euro
"Cover"
Mit
"Cover" hat
Burda einen sehr aussichtsreichen Kandidaten ins Rennen um regelmäßiges Erscheinen geschickt, wenn die Redaktion das Niveau der ersten Ausgabe halten kann. Die Umsetzung ist mit ästhetischen Modestrecken und gut recherchierten Texten sowohl im Layout als auch inhaltlich äußerst hochwertig. Auf dem umkämpften Lesermarkt hat "Cover" damit großes Potenzial, auch wenn die verkaufte Auflage ein wenig höher sein könnte. Immerhin gibt es auf dem Werbemarkt in Deutschland wenige relevante Personality-Magazine als Konkurrenz.
Start: April 2011
Druckauflage: 250.000
Verkaufte Auflage: rund 80.000
Copypreis: 3,00 Euro
Erscheint: geplant monatlich
Anzeige: 4c 1/1 14.500 Euro
"Women's Health"
Die Schwester von "Men’s Health" hat direkt mit der ersten Ausgabe die 100.000er Marke überwunden und liegt damit sogar über den Erwartungen des Verlags. Eine Lesaerumfrage zeige außerdem eine Wiederkaufabsicht von 95 Prozent, teilt Verleger
Rodale Motor Presse mit.
"Women’s Health" entert ein Segment, in dem auch "Shape" (MVG) und "Vital" (Jalag) hohe Auflagen erzielen. Es scheint durchaus Platz für einen weiteren Fitness-Titel zu geben. Die Relevanz auf dem Anzeigenmarkt ist geringer, da die Produkte aus dem Umfeld nur einen schmalen Bereich abdecken.
Start: April 2011
Druckauflage: 260.000
Verkaufte Auflage: über 100.000
Copypreis: 3,00 Euro
Erscheint: viermonatlich
Anzeige: 4c 1/1 13.500 Euro
"Gala Kids"
"Gala Kids" profitiert stark von der großen Schwester. Das Layout ist top, der Name bekannt. Inhaltlich überzeugt das Heft weniger durch ausführliche Texte, sondern behandelt eher kurzweilige Themen wie Promi-Kinder in Designer-Outfits. Es ist zweifelhaft, ob es Potenzial für mehr als zwei Ausgaben pro Jahr hat.
Gruner + Jahr bietet allerdings auch in anderen Bereichen erfolgreich Sonderhefte mit relevanten Themen an, beispielsweise "Gala Wedding". Die Resonanz auf dem Anzeigenmarkt ist gut. Gucci, Marc O’Polo und Armani werben für ihre Junior-Kollektionen.
Start: April 2011
Druckauflage: 100.000
Verkaufte Auflage: noch unklar
Copypreis: 3,80 Euro
Erscheint: zunächst einmalig
Anzeige: 4c 1/1 12.500 Euro
Anja Haufe