Wie Microsoft gegen Google wettert – und sich dabei selbst ein Bein stellt

Bei Microsoft stehen angeblich die Menschen an der ersten Stelle
Bei Microsoft stehen angeblich die Menschen an der ersten Stelle
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Auf die Konkurrenz einhauen und die eigenen Vorteile in den Vordergrund stellen - dieses Verhalten ist in der Onlinebranche nicht neu. Apple beispielsweise musste in den vergangenen Monaten Parodien von Samsung und Motorola über sich ergehen lassen. Doch nun wettert Microsoft in einer Anzeige gegen die Datenschutzbestimmungen von Google – und übersieht dabei, dass der eigene Konzern auch kein Unschuldslamm ist.

Die Kampagne von Microsoft

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„Bei uns stehen die Menschen an erster Stelle“, heißt es auf dem Anzeigenmotiv, das Microsoft unter anderem in „New York Times“ und „Wall Street Journal“ schaltet und auch im Unternehmensblog verbreitet. „Google ist dabei, unpopuläre Veränderungen bei ihren populärsten Produkten durchzuführen“, verkündet Microsoft weiter. Damit zielt der Konzern auf Googles neue Datenschutzbestimmungen ab, die am 1. März in Kraft treten. Diese würde Google mit Worthülsen wie „Transparenz, Einfachheit und Konsistenz“ umschreiben – dabei wolle es sich der Konzern nur erleichern, „die Punkte zwischen allem, was du suchst, sendest, sagst oder streamst zu verbinden, während du seine Dienste benutzt“.

Durch die neuen Datenschutzbestimmungen von Google sei es für die Nutzer „schwerer, die Kontrolle über ihre persönlichen Daten zu behalten“. Und dann – Trommelwirbel – der entscheidende Satz: „Alle Daten, die Google sammelt und mit dir verknüpft, steigern deinen Wert für die Werbekunden.“ Es folgt eine Aufzählung der Microsoft-eigenen Dienste Hotmail, Office, Bing und Internet Explorer – und die Bitte an den Verbraucher, er solle sich überlegen, künftig lieber „unser Portfolio preisgekrönter Produkte und Services zu nutzen“.

Die Antwort von Google

Diese Vorwürfe lässt Google jedoch nicht auf sich sitzen: In einem Blogpost mit der Überschrift „Wir zerschlagen die Gerüchte über unsere Datenschutzbestimmungen“ zielt das Unternehmen ganz klar auf Microsoft ab. Dass Google die Kontrolle der Nutzer über ihre persönlichen Daten erschweren wolle sei ebenso ein Mythos wie der Vorwurf, dass die gesammelten Daten so an Wert für die Werbekunden gewinnen sollen.

Nutzer könnten weiterhin Suchhistorien löschen und bearbeiten, viele der Google-Dienste unangemeldet nutzen und über Dashboard und Ad Preference Manager sehen, welche Daten gesammelt und wie verwendet werden, heißt es in dem Blogpost. Außerdem stünden die meisten Personalisierungen in Produkten nicht in Verbindung mit Werbung.

Und dann räumt Google auch noch mit dem letzten „Gerücht“ auf: Es sei ein Mythos, dass der Ansatz von Microsoft zum Schutz der Privatsphäre besser sei als der eigene. „Wir beurteilen die Grundsätze und Kontrollen anderer Leute nicht“, behauptet das Unternehmen, aber Google biete – im Gegensatz zu Microsoft – die Möglichkeit, sich über die gesammelten Daten zu informieren und Informationen bei Bedarf zu löschen.

Und überhaupt: In den Datenschutzbestimmungen von Microsoft sei zu lesen, „dass die Informationen, die durch einen Microsoft-Dienst gesammelt werden, mit Informationen kombiniert werden können, die aus anderen Microsoft-Diensten stammen“ - und damit genau das Verhalten an den Tag lege, das es nun an Google kritisiert.

Klar ist: Microsoft benötigt die Nutzerdaten ebenso wie Google, um zielgerichtet zu werben - und je mehr über einen Nutzer bekannt ist, desto teurer können Werbeplätze verkauft werden. Dass beide Unternehmen in ihren Datenschutzbestimmungen ähnliche Paragraphen stehen haben, verwundert daher nicht. Mit der Anzeige, die gegen Google wettert, hat sich Microsoft nun selbst ein Bein gestellt, denn wie heißt es so schön: Wer anderen eine Grube gräbt... sw
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